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Das Leben eines anderen Switchbesitzers

Nachdem Fabian mir bereits zuvor gekommen ist, möchte ich nun auch meinen Senf zur Nintendo Switch abgeben.

Seit rund zwei Wochen bin ich nun im Besitz der neuen Nintendokiste, nachdem ich dämlicher Weise versehentlich (!) meine Vorbestellung gecancelt habe. Wie dem auch sei, ich hatte die Konsole zum Release nicht. Ein Zustand, der mich mit höchstem Unbehagen erfüllte, weil ich einer der Menschen bin, die sich jeden Rotz zum Release kaufen. Ja, das mag ziemlich beschränkt sein und ja, das ist mir auch durchaus bewusst, aber bei Konsolen werde ich immer ganz kribbelig und mein Gehirn schaltet sich dann stets in ein Art Dulli-Modus. Hier zählen dann nur noch lebenserhaltende Maßnahmen in Form von Nahrungsaufnahme und Technikblödsinn kaufen. So ist das halt. Ich habe gelernt, mit dieser Last zu leben.

Jedenfalls hat sich einige Zeit später die Möglichkeit ergeben, doch noch eine dieser künstlich verknappten Geräte zu ergattern. Es hat oftmals Vorteile, Verkäufer persönlich zu kennen, aber das nur nebenbei. Schön war, dass ich sogar die von mir präferierte Rot-Blaue Kiste bekommen habe. Das triste Grau ist nämlich öde und doof. Grau eben. Ich denke, jeder von euch hat schonmal die Farbe grau in seinem Umfeld gesehen. Das tragen meist ältere Herren. Verdorrte Felder sind oftmals auch grau. Genauso wie Asche, oder Beton. Es gibt auch Grauschimmel, der gesundheitlich sehr bedenklich für den menschlichen Organismus ist. Grau ist somit eine böse Farbe. Deshalb habe ich nun die bunte Variante hier, da ich mich nicht mit solch depressivem Gerümpel umgeben will!

Wie dem auch sei – ich tauschte einen horrenden Geldbetrag gegen die Konsole ein und mir wurde bewusst, dass ein weiterer horrender Geldbetrag von Nöten sein würde, um selbige nutzen zu können. Somit erwarb ich unter Bauchschmerzen das neue Zelda. Nie zuvor habe ich ein Spiel so dermaßen emotionslos gekauft – das war echt der Wahnsinn. Aber was sollte ich machen? Es gab ja sonst nichts. Und damit meine ich wirklich überhaupt gar nichts! Im Switch Store rollte zu dieser Zeit nicht mal ein Tumbleweed vorbei. Selbst im Weltraum gibt’s mehr Zeug, als dort! Zuhause angekommen packte ich das Ding dann aus und war wahnsinnig positiv überrascht von der Qualität. Bedenke: Es handelt sich hier um eine Nintendo Konsole … und wer schon mal irgendwas von Nintendo in der Hand hatte weiss, dass hochwertige Verarbeitung nicht unbedingt das ist, was diesen Hersteller auszeichnet. Nun ja, die bunten Joy-cons grinsten mich an, es war noch Saft auf dem Akku und ich konnte direkt loslegen. Hier begann auch schon die Liebe zum Detail. Das UI ist extrem aufgeräumt, absolut minimalistisch, hübsch übersichtlich und glänzt mit den coolsten Soundeffekten unter der Sonne. Das meine ich ernst – ich freue mich auch heute noch bei jedem Klick im Menü. Da hat Nintendo ganze Arbeit geleistet. Der Touchscreen ist nun endlich kapazitiv und funktioniert prächtig, die Joy-Cons sind nicht klapprig, als Ladeport kommt USB-C zum Einsatz, es wird sich somit endlich mal an Standards gehalten und das Systemupdate war innerhalb von 2 (in Worten: ZWEI!!) Minuten installiert. Unfassbar.

Glückseligkeit stieg in mir auf.

Und so steckte ich dieses SD-Kartenartige-Plastikgamecartridge aus der viel zu großen Verpackung in die Switch und startete Zelda. Nach und nach stellte ich dann fest, was für ein unfassbar gutes Game ich hier vor mir hatte. Einen dermaßen hohe Dichte an Detailverliebtheit ist mir bisher selten untergekommen. Die Spielwelt ist unfassbar groß und es ist fast unmöglich, sich nicht ablenken zu lassen. Ich ertappe mich ständig dabei einfach nicht in der Lage zu sein, eine gerade Linie zum nächsten Ziel zu laufen. Links ist eine Höhle, die man unbedingt jetzt sofort erkunden muss, rechts befinden sich Wildpferde, die man sich zähmen kann, dann gibts es hier etwas zu sammeln, da etwas zu sammeln, auch diesen Berg könnte man mal hochklettern. Dann schafft man es irgendwann seinen ursprünglichen Weg fortzusetzen und Millisekunden später gräbt sich ein Miniboss aus dem Boden oder andere Geheimnisse offenbaren sich einem. Und es hört und hört einfach nicht auf. Man verliert sich wirklich in dieser absolut grandiosen Spielwelt. Klar, grafisch ist es lediglich gehobener Durchschnitt, auch das Kampfsystem ist verglichen mit den altbekannten Platzhirschen eher mau und es gibt weitaus komplexere Spiele am Markt und dennoch: So viel Spaß hatte ich tatsächlich seit längerem nicht mehr mit einem Videospiel. Der Charme von Breath of the Wild gehört für mich mit zum Besten der letzten Jahre.

Und das ganze auf einer Konsole, die du theoretisch überall mit hinschleppen kannst? Wie geil ist das denn? Vor einigen Tagen war ich beispielsweise mutterseelenallein Wandern. Festes Schuhwerk an den Füssen, Brötchen, Getränk und Switch im Rucksack und rund 10km in den Wald hinein. Im Wald einen See gefunden mit Bank davor, Switch ausgepackt und Zelda angeschmissen. Das war einfach nur wundervoll. Gerade eben war ich mit Zelda zusammen in der Wanne. Auch wundervoll. Ich bin in dieser Hinsicht tatsächlich restlos begeistert von den Möglichkeiten der Switch.

Ein geil unscharfes Bild

Zu den Negativaspekten: Ja, die Switch hat Verbindungsprobleme. Auch ich war davon betroffen. Das Ganze lässt sich allerdings mehr als einfach fixen indem man den linken Joy-Con aufschraubt und ein Stück leitfähigen Schaustoff an eine ganz bestimmte Stelle klemmt. Kostenpunkt 1€ oder so. Natürlich ist das trotzdem unter aller Kanone, dass Nintendo so etwas nicht vor dem Launch auffällt.

Zweiter Negativpunkt: Das Dock. Ja, das Dock ist billig und könnte in der Tat das Display des Tablets zerkratzen, da nirgends dämpfende Materialien verbaut wurden. Du schiebst Plastik auf Plastik. Logisch, dass das auf Dauer nicht gut gehen kann und natürlich ist auch hier Nintendo wieder nicht auf den Trichter gekommen, dass man das hätte anders lösen können. Auch beim Dock „musste“ ich nachbessern, indem ich einfach zwei kleine Filzaufkleber, die man unter Stuhlbeinen befestigt, in das Dock klebte. Zuvor hing mehrere Tage ein Slip meiner Freundin im Einschub des Docks, um die Switch zu schonen. Kostenpunkt auch hier ca. 1€. Also, von den Filzaufklebern jetzt. Nicht von der Unterbuchse. Auf der anderen Seite könnte man natürlich auch einfach vorsichtig beim Einschieben der Konsole sein.

Dritter Negativpunkt: Die Akkulaufzeit ist lediglich okay. Beim Zelda spielen hält die Kiste etwa 4h durch. Das reicht zwar locker für alles aus, aber ich hätte mir eine längere Laufzeit gewünscht. Zudem bin ich mir noch nicht im klaren darüber, wie sehr durch das Dauerladen der Konsole im Dock der Akku gekillt wird, da permanent Strom in und aus den Akku fliesst. Auch bei Nichtbenutzung. Ich könnte mir vorstellen, dass der Akku dementsprechend recht schnell das zeitliche segnet. Aber das wird sich zeigen.

Fünfter Negativpunkt: Das Softwareangebot. Wie bereits gesagt – es gibt bisher nichts wirklich interessantes, bis auf Zelda und das wirklich tolle Snipperclips. 24€ für Shovel Knight, was eh jeder kennt? Nein Danke. 50€ für Bomberman? Hallo? Tolles Spiel, aber … hallo?! Mario Kart wird identisch zur Wii U Version sein und lediglich alle Expansion Packs beinhalten. 60€. Ich kaufte das Game bereits für die Wii U. Völlig egal – man müsste sich das Ding komplett neu zulegen. Angerechnet wird da gar nix. Was zum…?! Ab Herbst kostet der Onlinedienst Geld. Zum kotzen. Bei der Playstation zahle ich gerne für das PSN, da es hier wirklich großartige Gegenleistungen gibt. Bei Nintendo wird das aber garantiert nicht so sein. Am Arsch. Trophäen gibt’s auch keine. Blöd.

Und dennoch: Ich bin seltsamerweise total glücklich mit dem Ding. Zelda und Snipperclips reichen mir tatsächlich für nicht absehbare Zeit aus, da gerade Zelda eine immense Spielzeit aufweist und ich dort wirklich das Bedürfnis habe, komplett alles zu erspielen. Es macht einfach unglaublich viel Spaß. Was danach kommt sei mal dahingestellt und lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht beurteilen. Ich bin aber guter Dinge, dass die Switch kein Flop werden wird. Dafür ist sie einfach zu gut.

Marco
Marco
Seit 1987 dabei. Von SEGA irgendwann bei der PlayStation gelandet. Hin und wieder auch Mal Maus und Tastatur - aber am liebsten doch mit einem Controller in der Hand.

7 Comments

  1. Shrinkshroud sagt:

    Lustiger Artikel. Jetzt ist endlich die Frage beantwortet ob das Ding Badewannentauglich ist. Bitte in einem weiteren Artikel erläutern, ob es auch unter Wasser funktioniert 🙂

    Ach und gute Wahl zur bunten Variante! Meine kommt die Tage auch an. Bin sehr gespannt was mich da erwartet.

  2. Shrinkshroud sagt:

    Ach und was ich noch Fragen wollte: Woher bekommt man diesen schwarzen Schaum bzw wie genau heisst dieses Zeug?

    • Timo sagt:

      Das Zeug heisst Conductive Foam bzw leitfähiger Schaumstoff. Das kannste entweder im Netz bestellen oder Du fragst mal in einem Elektro/Computerladen, ob die Dir ne CPU/Grafikkartenverpackung schenken. In den Packungen ist son schwarzes, festes Zeugs drin… das ist das.

      Musst da auch nix verkleben oder so. Einfach den Joy-Con öffnen und son Stück von dem Schaumstoff an die o.g. Stelle “legen”. Das ganze fixiert sich durch den Druck des Plastiks wenn du es wieder zusammenschraubst.

      Ein Unterwassertest folgt eventuell irgendwann, wenn mir das Ding das erste mal beim Baden in die Plörre fällt. Werde berichten.

  3. HerrRunte sagt:

    Ich verstehe einfach nicht warum BOTW so einen großen Anklang findet. Natürlich hat es mal wieder diesen Nintendobonus den sowieso niemand versteht, aber was dann noch bleibt?

    Alles was Zelda bietet wurde schon hundert mal in besserer Form woanders gesehen. Die Pferdsteuerung ist eine einzige Katastrophe. Ständig verhakt man sich, das Pferd zickt Rum oder die Kollisionsabfrage spinnt einfach komplett. Das crafting ist repetativ bis zum geht nicht mehr. Es nervt einfach unglaublich 20 Minuten lang immer wieder die gleichen Dinge in einen kochtopf zu werfen. Das Kampfsystem wäre vielleicht vor 10 Jahren interessant gewesen. Natürlich erwarte ich hier kein Darksouls Kampfsystem, aber etwas mehr hätte es sein dürfen. Drei Angriffe und ein Quicktimevent welches eine Bulletcam auslöst, dürfte selbst für zwischendurch aber zu wenig sein.

    Das Spiel lagt und crasht an vielen Stellen.

    Ich will hier wirklich nicht gegen Zelda ranten, Aber was objektiv überbleibt ist wirklich nicht viel. Das die Nintendo Fans mit ihrem Tunnelblick das Spiel in den Himmel loben ist klar, das kennt man nicht anders. Aber ich ging davon aus, dass hier ein bisschen differenziertere Betrachtungswinkel gegeben werden.

    Trotzdem hat mich der Artikel wirklich gut unterhalten. Danke dafür 🙂

    • Timo sagt:

      Das Teil is – Du willst es nicht verstehen bzw lässt es nicht zu. Zudem habe ich hier nie etwas von bestem Spiel aller Zeiten oder so erwähnt. Das ist es nämlich garantiert nicht. Mich regt die Pferdesteuerung auch grenzenlos auf. So sehr, dass ich das Pferd einfach nicht nutze. Man erreicht die Orte ohnehin schneller zu Fuß oder kletternd. Aber es ist nunmal kein Reitsimulator. Es geht nicht darum, Ponys zu zähmen – Es ist aber möglich. Wie so vieles andere. Alleine die Interaktion mit der Umgebung beeindruckt mich immer wieder da ich ständig neues entdecke.

      Heute habe ich einen Wolf gezähmt. Wusste nicht das das geht. Die Witterung hinterlässt Pfützen und nässebedingte Effekte auf die Umwelt. Überall gibt es Dinge zu erkunden. Das Kochen,… ja.. nach der 100sten Mahlzeit denk ich mir auch “warum?!”. Aber es ist halt so wie es ist. Deshalb ist es doch kein schlechtes Spiel weil einige Features etwas hakelig sind oder woanders besser funktionieren.

      Zelda hat einen ganz eigenen Charme. Es ist kindlicher und knuddeliger gehalten als jedes andere RPG, dass ich kenne. Es ist ein positives Spiel. Dark Souls, Witcher und was auch immer Du als Beispiel heranziehst unterscheiden sich prinzipiell komplett von Zelda. Und es ist so. Das sind “ernsthaftere” Spiele. Spiele, die dich bedrohen wollen oder dich einfach hassen (*hust* Darksouls). Zelda möchte dich einfach gut unterhalten. Und wenn man das zulässt wird man gut unterhalten. So einfach ist das.

      Zu der Sache mit den Nintendo Fans. Wir loben hier nix ins unermessliche und wir (ich) sind (bin) auch kein Nintendojünger. Ganz im Gegenteil setzen wir uns auch kritisch damit auseinander (vgl. https://pixeltyp.net/nintendojuenger-bis-hier-her-gedacht-und-nicht-weiter/). Vor einigen Tagen hab ich auf Metacritic gesehen, dass Ocarina of Time auf Platz 1 das höchstbewertete Spiel aller Zeiten ist. Ich selbst kann mir das auch nicht rational erklären, aber darum geht es einfach nicht. Lass die Leute doch einfach mögen, was sie wollen. Es ist hinlänglich bekannt, dass es parallelen zwischen Nintendo und Apple Fans gibt und direkt alles in den Wertungen um das 10-fache Überspitzt wird, aber mal ganz im ernst: Who cares.

      Wenn Dir ein anderes Game mehr zusagt, dann spielst du das eben.

  4. Vollkommen anonym sagt:

    gut!

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