Openworld … und es hätte so schön sein können
15. Februar 2016DOOM – Hype
4. März 2016Unravel
“Electronic Arts goes Indie” war nach der E3 2015 des öfteren zu lesen. Ja, wollen wir mal ehrlich sein – EA und Indie passt so ganz und gar nicht. Die eierlegenden Wollmichsäue namens FIFA, Madden, Star Wars, Battlefield und mehr – spülen Millionen €/$ in den Geldbeutel. Wohl eher kann man sagen, das sich irgendein Mensch von EA in den Wollknoll Yarny verliebte und deshalb Gelder dem Unternehmen namens Coldwood Interactive zugesprochen wurden. Ich will hier auch gar nicht weiter mit der Moralkeule schwingen, das ist nicht mein Auftrag – und jeder soll für sich selbst entscheiden ob Indie oder nicht – mir geht es schlichtweg um Unravel, ein Physik basiertes Puzzle-Jump’n’Run.
Ihr spielt Yarny. Eine aus rotem Garn bestehende Spielfigur die nicht ein Wort spricht, mit keinem Menschen interagiert und nur durch die Mimik und Gestik mit der Umwelt kommuniziert. Vor allem mit dir. Auf der Suche nach Erinnerungen um ein leeres Buch mit Geschichten zu füllen. Deshalb existiert ihr. Kein Tamtam, keine Explosionen und keine Zwischensequenzen die vor CGI protzen. Das Spiel ist so ruhig, so schön und so mitreißend wie die skandinavische Landschaft selbst. Auf eurer gut sechs stündigen Reise – zumindest habe ich so lange für den ersten Durchlauf gebraucht – lauft ihr durch Gräser, über Ackerfelder, vorbei am Meer und stampft mit euren kleinen roten Füßen durch den tiefen Schnee, das ihr nur so bibbert und zittert vor Kälte. Schwingt euch in lautloser Tarzan-Manier von Ast zu Ast. Spannt den Faden um höher gelegene Areale zu erreichen und hangelt euch bis zum letzten Knoten an euch selbst herunter.
Unravel bietet euch die perfekte Abwechslung, für Momente, in dem ihr von allem gerade irgendwie zu viel habt. Ihr habt Zeit zu überlegen, niemand hetzt euch. Ihr könnt einfach stehen bleiben und euch an der grafischen Pracht erfreuen, die ebenso farbenfroh wie liebevoll daherkommt. Und die Rätsel sind leichtere Kost – verglichen mit einem Limbo oder Braid. Nichts wo vor man sich fürchten müsste. Denn für jedes Problem gibt es den roten Faden.
Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=_h80zM6u0f0
Und genau das ist mitunter die Stärke von dem Spiel. Selbst wenn ihr viel unterwegs seid oder euch gerade andere Dinge mehr beschäftigen. Spielt ihr Unravel, seid ihr sofort wieder zurück. Es ist Yarny zu verdanken, der einen ähnlichen hohen Charmefaktor in mir auslöste, wie es eins der Sackboy (Little Big Planet) tat und es würde mich nicht wundern, wenn diese kleine Figur zu einer ähnlichen Berühmtheit heranwächst. Unravel hat mich beeindruckt, weil es dem Spiel mit Leichtigkeit gelungen ist, mich entspannen zu können und gleichermaßen zu fesseln. Irgendwann am Ende diesen Jahres und wenn es heißt, “was waren eure Spiele für dieses Jahr?”, dann werde ich mich verdammt gerne an Unravel erinnern. The “A” in Electronic Arts means something.