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Mehr durch Zufall bin ich auf Netflix auf eine neue Anime-Serie gestolpert. Schon einige Serien dort zähle ich zu persönlichen Überraschungen. Knights of Sidonia hat mich mehr gepackt als so manche westliche Serie der letzten Jahre und Kuromukuro hatte mich mit seinem Mix auf ernster Themen und überzeichneten Humor im Bann.
Aber Girls & Panzer kannte ich schon vorher, wenn auch eher durch die Werbung im Verbund mit World of Tanks. Mädchen, die Panzer steuern? Was soll das und kann das gut gehen?
Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=cewaMVQUIIo
Interessanter Weise: ja. Denn Girls & Panzer ist nichts anderes als Mila Superstar. Nur statt Volleyball sind simulierte Panzerschlachten der ausführende Sport. Es gibt sogar eine Anspielung (gewollt?) weil ein Panzertrupp aus Mitglieder des abgesetzten Volleyball-Clubs besteht.
Wer diese Serie aus den 90ern nicht kennt (wurde in Japan Ende der 60er ausgestrahlt) dort wird aus Sicht der jungen Mila gezeigt, wie das kränkliche Mädchen zum Star des lokalen Volleyball-Teams aufsteigt und es an die Spitze bringt. Zum Verständnis: Sportaktivitäten finden in Japan zwar im Rahmen der Schule statt, dienen aber dort quasi als Ersatz für Freizeitaktivitäten, da in Japan und Asien generell die Ausbildung mehr Zeit und einen höheren Stellenwert im Leben der heranwachsenden Jugendlichen nimmt. Die Wahl des richtigen Sports kann dort also schon über Freundschaften & persönliches Glück entscheiden.
Auch die Welt von Girls & Panzer wird aus der Sicht eines jungen Mädchens erzählt. Die junge Miho lebt auf einem der Schulschiffe, welche über die Weltmeere ziehen und den Schülern/Eltern den vollen Komfort einer kleinen Stadt bieten. Der wichtigste Sport an diesen Schulen ist Senshadō, die Kunst des Panzerkampfs. Dabei wird in Gefechten mit echten Panzern und scharfer Munition (jedoch mit stärkerer Panzerung und Polsterung in den Panzern selbst) zwischen zwei Schulen über Sieg und Niederlage entschieden.
So beknackt sich das alles anhört, so wenig Rolle spielt hier ein übergeordneter Sinn. Die Serie erzählt nicht viel wie oder warum diese Welt in dieser und jener Beziehung so anders ist, wer also so etwas erwartet, wird nach Staffelende wütend sein Streaming-Gerät ausmachen.
Wer sich aber damit abfindet, dass die Autoren einfach nur zwei Konzepte – Mädchen, die zu einer eingespielten Gruppe zusammen wachsen & historisch korrekte Panzer, die sich im Kampf befinden – kombinierten, egal ob sie am Ende Sinn ergeben, wird hier in den seltenen Genuss einer gemütlichen Anime-Serie kommen, die ihr gerade nach einem langen Tag einfach einschalten und genießen könnt.
Girls & Panzer hat keine verworrene Hintergrundgeschichte, die es im Laufe der (leider nur einen) Staffel zu entdecken gibt. Hier wird keine Meta-Botschaft versteckt und hier wird nicht versucht, eine Handlung ewig hinaus zu strecken. Hier wird der Panzerkampf als Sport gezeigt, das gewürzt mit etwas überzeichnet süßen Humor und dem übertriebenen Thema Freundschaft im Mannschaftssport.
Das hat bei mir gereicht, dass ich mir die (recht kurze) Staffel fast in einem Ruck angesehen habe – weil die Handlung auch nicht kompliziert ist. Deshalb kann man Girls & Panzer auch mal nebenbei einschalten, wenn man nebenbei auch etwas anders macht und dann trotzdem noch der Handlung folgen kann.
Schade, dass nach der einen Staffel schon Schluss ist (bis dato wurde in Japan auch nicht mehr produziert, trotz des großen Erfolges), aber so bleibt auch ein nerviger Spoiler zu Ende aus. Eine Wohlfühl-Anime-Serie die man sich auch ein zweites oder drittes Mal anschauen kann.