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Deutsche Vororte sind ebenso langweilig wie wahrscheinlich französische, amerikanische oder sonstige Vororte die man auf diesem blauen Ball so findet. Nach der Schule verschwindet ein Großteil der Jugendlichen, geht studieren, reisen, arbeiten oder … nun – die meisten wollen auf jeden Fall weg. In How to Sell Drugs Online (Fast) sind die Jugendlichen an diesem Punkt noch nicht ganz angekommen. In der Serie und im fiktiven Ort Rinseln kehrt Lisa von ihrem Austauschjahr aus den USA zurück und zieht gezwungenermaßen wieder bei ihren streitsüchtigen Eltern ein. Das Abitur vor der Tür und Schule nervt.
Moritz, ihr eigentlicher Freund, kann ihre Rückkehr kaum abwarten und ist bestens darauf vorbereitet, nur kommt eben alles anders. Lisa, nach dem Jahr im Ausland, kehrt als neuer Mensch zurück. Natürlich! Sie hat die Welt gesehen, coole Orte, noch coolere Menschen und muss sich selbst erstmal wieder finden. Moritz ist raus. Der Nerd kommt damit nun leider gar nicht so klar und ausgerechnet der trainierte Supertyp ” Dan” macht sich an seine Ex-Freundin ran. Schwer zu verdauen und noch schwerer zu akzeptieren. Aber keine Sorge – die Coming-of-Age-Comedyserie packt es das ganze fabelhaft zu integrieren und es nicht zu schnulzig werden zu lassen. Mag man kaum glauben wenn man die ersten beiden Absätze liest.
Das liegt vor allem an dem durchaus sehr gelungen Cast! Ob es Moritz selbst ist, gespielt von Maximilian Mundt, Dealer Buba (Bjarne Mädel), Moritz bester Freund Lenny (Danilo Kamperidis) oder kurze Auftritte wie z. B. von Olli Schulz als junggebliebener Onkel von Gerda. Das passt alles wunderbar ins Setting und kommt meiner Meinung authentisch und durchaus bodenständig rüber. Klar, der ein oder andere ist überzeichnet – aber wer kennt die Typen aus den Vorstädten nicht? Ohne Witz, die gab es auch schon zu meiner Schulzeit. Nur ohne den ganzen Social-Media-Kram.
Aber worum gehts denn nun eigentlich? Die Geschichte hat tatsächlich eine reale Vorlage und war mir bis zu diesem Artikel überhaupt gar nicht bewusst: “Die Idee basiert auf der Geschichte des damals 18-jährigen Maximilian S., der Ende 2013 aus seinem Kinderzimmer in Leipzig-Gohlis heraus unter dem Decknamen „Shiny Flakes“ einen Online-Drogenhandel startete. Dabei gelang es ihm zunächst unbemerkt, Drogen im Wert von knapp vier Millionen Euro nach ganz Europa zu verkaufen. Die Ermittler beschlagnahmten in seinem Zimmer fast eine Tonne Drogen. Im November 2015 wurde er zu sieben Jahren Haft verurteilt, das Urteil wurde im März 2016 rechtskräftig.” (Quelle)
Erzählt wird die Geschichte, also wirklich auf grober Basis der Vorlage, als Mockumentary – eine erfundene Dokumentation, die immer wieder den Zuschauer direkt anspricht und somit die klassische Erzählstruktur bricht. Das ist nicht nur frisch, wenn auch nicht neu, half aber ungemein mich immer wieder abzuholen. Gerade weil die Einspieler so herrlich ironisch sind und jede Menge Witz parat haben: “Falls ihr keine Ahnung habt, was das Darknet ist, so seid ihr vermutlich vor 1990 geboren.” … “Nerd today, Boss tomorrow.” und ein charmantes Augenzwinkern dazu. Den Emoji dazu könnt ihr euch ja vorstellen.
Verantwortlich für die Produktion zeigte sich die bildundtonfabrik aus Köln, die durchaus ein sehr, sehr gutes Händchen bewies. Den guten Cast sprach ich schon an, die Produktion ist absolut erstklassig, gut geschnitten und mit einem außerordentlich guten Gefühl für Gags und stille Momente. Das fand ich tatsächlich! So geht es durchaus Schlag auf Schlag und mit knapp 30 Minuten sind die sechs Episoden schnell geschaut, aber trotz des Irrsinns einen Online-Handel für illegale Drogen aufzubauen, passierte auch sehr viel zwischen der eigentlichen Geschichte. Mich hatte es definitiv erreicht, weshalb ich es auch nicht unerwähnt lassen möchte und viele andere Reviews meiner Meinung widersprechen. Ich finde sie irren sich.
Ihr schaut also dabei zu wie ein Nerd, mit seinem anderen Nerd-Freund, versucht die Trennung zu überwinden und sich beide mit eigentlich gar nicht so lustigen Typen in Schwierigkeiten bringen. Ist eigentlich zum Scheitern verurteilt, aber klappt doch irgendwie?!
Von mir gibts aber eine klare Empfehlung und ich bin wirklich positiv überrascht. So, wie ich es auch einst von ‘The End Of The F***ing World’ war – was ich nur als Beispiel aber nicht als Vergleich bringen möchte. Daher gebt euch ‘How to Sell Drugs Online (Fast)’, habt Spaß und eine gute Zeit – auch ohne Drogen!