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Watch Dogs 2 – Rückblickend

Ein weiteres Openworld-Spiel nach Ubiformel mit Hacking-Mechanik und Hipster-Design statt Grafik-Downgrade. So in etwa habe ich mir damals Watch Dogs 2 vorgestellt und um ehrlich zu sein, ich habe mir das Spiel nur im Sale für 30€ samt Steelbook gekauft.

Auch die Presse hat dem Spiel wenig Aufmerksamkeit geschenkt, mit größtenteils verhaltenen Wertungen vergeben. Die Präsentation der Entwickler selbst machte es auch nicht besser. Dabei sind die Verbesserungen gegenüber dem Vorgänger ähnlich umfangreich, wie damals beim Release von Assassin’s Creed 2.

Schon beim Intro geratet ihr in Kontakt mit der San Francisco Hacker-Szene DedSec. Das Spiel macht hier schnell den Ton klar: nur mit einer Stun-Gun bewaffnet, müsst ihr deutlich mehr auf Stealth setzen. Euer Alter-Ego Marcus Holloway arbeitet nur mit Musik aus den Kopfhörern und es werden anders als im Vorgänger öfters tatsächlich Begriffe aus der Szene verwendet.

Ja, eure Kollegen, wie der maskentragende Wrench, die Sprayerin Sitara Shawan und der schüchterne Coder Josh Suchak sind überzeichnete Abziehbilder und auch das San Francisco Hipster Milieu wird euch alle zwei Meter vor Augen gehalten. Das verleiht dem Spiel aber auch verdammt viel Charakter und das schreibe ich als jemand, der Leute aus der Szene ÜBERHAUPT nicht riechen kann. Im Gegensatz zum Vorgänger sind die Figuren in Watch Dogs 2 deutliche Charaktere, vor allem Marcus hat Ziele, vermittelt diese glaubhaft und reagiert schon mal bestürzt, wenn etwas schief geht.

Jeder, der mit Aiden Pearce nicht warm wurde, kann sich jetzt über die Telefongespräche mit euren Freunden/Kollegen freuen, schmunzeln, wenn sie Anekdoten austauschen, lachen über ihre Witze, oder sicher ein breites Grinsen aufsetzen, wenn sie sich auf einen neuen Trailer zu einer fiktiven Serie begeistert unterhalten.

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=hh9x4NqW0Dw

Das ist der nächste Punkt, der diese Welt lebendiger macht. Nicht nur, dass die NPCs mit deutlich mehr Persönlichkeit versehen wurden, ihr taucht selbst in den Hauptmissionen immer wieder in Themen ein, die Leute aus dieser Szene interessant finden. Da entführt ihr das “sprechende Auto” einer stark an Knight Rider erinnernden Serie, dringt in den Serverraum einer an Apple/Google angelehnten Firma ein, verarscht einen konkurrierenden Hacker, indem ihr in “SWATet”, oder führt getarnt als Mitglied die Befragung für eine Scientology-ähnliche Sekte durch.

Das wirkt alles viel authentischer, als noch beim trockenen Vorgänger und euch gehen die Schicksale eurer Mitstreiter eher ans Herz als das eurer Familie im Vorgänger. Der “Bösewicht” ist jedoch etwas zu sehr die Personifizierung des Corporate Evil. Quasi die brutale & böse Version eines Gates oder Jobs und passt damit nicht so schön in diese Welt wie eure Kollegen, da seine Motive nicht immer logisch wirken.

Das Ballern sollte in diesem Spiel nicht mehr so weit oben auf eurer Vorgehensweise stehen. Zwar könnt ihr euch später mit deutlich effektiveren Ballermännern ausstatten (natürlich kommen die aus einem 3D-Drucker) und auch eure Fähigkeiten in diese Richtung ausbauen, richtig Spaß machen die Missionen aber eher durch den Einsatz eurer Drohnen. Diese stehen dieses Mal im Mittelpunkt. Zwar könnt ihr euch auch weiterhin von Kamera zu Kamera “hangeln” und die Smartphones & Umgebung der Wachen manipulieren, dies funktioniert aber deutlich begrenzter als noch im ersten Teil.

Tatsächlich fühlt sich das Spiel stellenweise sogar ein wenig wie ein Plattformer an, gerade wenn ihr mit den Drohnen versteckte Upgrades bzw. Fähigkeitspunkte sammelt. Die Gegner sind dieses Mal außerdem schon auf dem normalen Schwierigkeitsgrad eine Herausforderung, da sie euch schnell mal einkreisen und die Polizei lässt sich schon bei 2 von 5 Sternen alles Andere als leicht abschütteln, ballert auch lieber als euch zu verhaften.

Ein weiterer Punkt, der das Spiel nun noch deutlicher von der so bekannten Ubiformel abhebt: Die Nebenaufgaben & Sammeloptionen spielen sich zwar oft ähnlich, sind aber deutlich puzzel-lastiger, bringen ihre eigenen kleinen interessanten Geschichten mit und sorgen für Gameplay-Vorteile. So könnt ihr später wie schon im Vorgänger einen Black-Out frei schalten, der hier sogar noch mächtiger wirkt, könnt Fahrzeuge hacken und ihnen rudimentäre Kommandos geben, oder werft Teaser/Explosivladungen mit euren Drohnen ab. Es müssen auch nicht mehr Zentren gehackt werden, die noch die “Turm”-Version im Vorgänger darstellten. Alles ist ab der ersten Minute auf der Karte zu sehen bzw. werden eingezeichnet, wenn ihr sie beim Vorbeigehen/-fahren entdeckt.

Mehr durch Zufall habe ich sogar an ein paar Mehrspielerrunden teilgenommen: Wie man es von früher kennt, können (falls man dies nicht abschaltet) andere Spieler in “deine” Welt eindringen und dich dort hacken, was es gilt zu unterbinden. Dieses Mal geht aber noch mehr: So könnt ihr euch spontan treffen um Chaos anzurichten, richtige Hacker-Gang-Kriege ausfechten, gemeinsam in staatliche Einrichtungen eindringen usw. Ob das langfristig fesselt, muss jeder für sich sehen, zur Abwechslung (sogar während man die eigentliche Story verfolgt) trägt es aber definitiv bei.

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=PnIfMaCMsjU

Fazit:So spielt sich Watch Dogs 2 erfrischend anders und hat mir trotz einiger Schwächen, wie sich wiederholendes Hacking-Gameplay und der etwas zu starke Fokus auf die Drohnen, von Anfang bis zum Abspann Spaß gemacht. Tatsächlich habe ich sogar noch ein paar Nebenmissionen nach dem Abschluss der Story erledigt und musste diese sogar mit einem Guide suchen, da man sie nicht, wie sonst üblich, aufgedrückt bekommt. Das ist mir schon lange nicht mehr bei einem Ubi-Spiel passiert.

Marco
Marco
Seit 1987 dabei. Von SEGA irgendwann bei der PlayStation gelandet. Hin und wieder auch Mal Maus und Tastatur - aber am liebsten doch mit einem Controller in der Hand.

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