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Assassin’s Creed Syndicate – Rückblickend

Vor zwei Jahren ist das letzte Assassin’s Creed erschienen und versuchte sich im industriellen England Mitte des 19. Jahrhunderts, eine Zeit geprägt von vielen sozialen Umbrüchen, Verschmutzung, aber auch die letzte Hochzeit der englischen kolonialen Herrschaft. In der viktorianischen Epoche trieb Jack the Ripper sein Unwesen, erleichterten Dampfmaschinen das Reisen und Bandenwesen waren ein großes Thema.

Hier versuchte Syndicate einerseits der Serie frisches Leben einzuhauchen, als auch die Fehler von Unity zu beheben. Etwas viel für ein Spiel und auch schlussendlich der Grund, warum das Spiel scheiterte. Das England des 19. Jahrhunderts zeigt viele Möglichkeiten, wirklich effektiv nutzen die Entwickler diese aber nicht.

Stattdessen wirkt Syndicate ähnlich wie damals Assassin’s Creed: Revelations: vollgestopft mit “netten” Ideen, die aber auf die Dauer mehr langweilen. Banden werden auf Gebietsgewinnung gestülpt, Mordermittlungen sind schlecht von Batman geklaut (und langweilen noch mehr), das schnellere Bewegen in der Umgebung steht in Konflikt mit manchen Missionen bzw. dem Stealth-Gameplay, usw.

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=3kGHHMc5dqE

Das Schlimmste ist jedoch der Einsatz der historischen Figuren. Alexander Graham Bell stellt euch in zwei Missionen Gadgets vor, Charles Dickens schickt euch mehr schlecht als Recht auf Monsterjagd, einen alten Charles Darwin begleitet ihr bei einer Stealth-Mission, usw. Die Personen wirken dabei unglaubwürdig, deplatziert und sind im Endeffekt nur ausgeschmückte Questgeber bzw. geben auch an bestimmten Stellen neue Ausrüstung.

Es ist, als hätten die Entwickler seit AC II keinen Teil der Reihe mehr gesehen. Gerade Teil drei zeigte, dass historische Figuren nicht nur die Handlung weiter treiben können, sondern auch zum Verständnis mancher Entwicklungen beitragen können. Black Flag bot mit den berüchtigten Piraten, die mit ihren Schiffen sogar im Kampf bei bestimmten Missionen beistanden, den bis dato besten Einsatz solcher Figuren.

Um das Ganze interessanter und abwechslungsreicher zu gestalten, wurde das Levelsystem von Unity um zwei jederzeit wählbare Charaktere erweitert. Jacob und Evie Frye sind zwei deutlich unterschiedliche Personen, denn während Jacob eher offensiv vorgeht, sich betrinkt und die Templer als Ziel sieht, verfolgt seine Schwester Evie die eigentliche Aufgaben der Assassinen, erledigt ihre Ziele lieber heimlich und plant das Vorgehen eher.

Zumindest auf dem Papier, denn tatsächlich sind die Fähigkeitsbäume bis auf 3-4 Ausnahmen völlig identisch und die Missionen diktieren euch dann zu oft sowieso, mit welchem Charakter ihr weiter vorgeht. Auch der Ausrüstungs/Waffen/Gegnerlevel macht wenig Unterschied. Level 10 Gegner sind mit einer Level 5 Waffe schwerer zu erledigen, tatsächlich ist dieser Unterschied aber geringer, als man es von einem RPG gewohnt wäre.

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=_GXqBOw-8n8

Das alles wäre nur halb so schlimm, wenn wenigstens die Geschichte unterhalten würde, nur dümpelt die lange vor sich hin, bietet kaum Spannungsbögen und gipfelt in einem super belanglosen und sogar leicht nervigen Endkampf. Man hat versucht, viele wichtige Themen der damaligen Zeit in das große Ganze einzuweben, dadurch aber versäumt, wirklich eine gute eigenständige Erzählung zu bieten. Da stolpert ihr über die Machenschaften der East Indian Trading Company, die aber eher als Deckname für die Templer-Operationen herhalten muss. Ihr rettet die Königin, wobei nicht erklärt wird, warum gerade die Bewahrerin einer Monarchie auf Seiten der Assassinen steht, und die Hintergrundgeschichte in der heutigen Zeit ist so konfus und vernachlässigt erzählt, dass ich sie am Ende schon wieder vergessen hatte.

in manchen Abschnitten spürt man fast den Dreck der damaligen Zeit

Einziger Lichtblick ist mit einem Spoiler verbunden, also wirklich nur anklicken, wenn ihr euch nicht im Geringsten vom Spiel überraschen lassen wollt.

SPOILER:
An einer Stelle könnt ihr ab einem gewissen Fortschritt im Spiel ins London des Jahres 1914 wechseln und erlebt wie es gerade unter einem deutschen Luftangriff leidet. Das wirkt überraschend frisch und ist auch kurz genug, bevor ihr euch die Frage stellt, warum ihr als Lydia Frye (Nachfahre von Jacob) zig deutsche Spione auf englischem Boden erledigt, während euch die englischen Soldaten als Feind betrachten. Aber auch hier wirkt Winston Churchill deutlich rein geschrieben.
ENDE SPOILER

Alles in Allem leider TROTZ des interessanten Settings und aller Bemühungen der Entwickler, ist Syndicate, neben Revelations, einer der schlechtesten Teile der Serie. Bleibt zu hoffen, dass Origins mehr bietet als nur ein nettes Setting.

Marco
Marco
Seit 1987 dabei. Von SEGA irgendwann bei der PlayStation gelandet. Hin und wieder auch Mal Maus und Tastatur - aber am liebsten doch mit einem Controller in der Hand.

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