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Es gibt Spiele, auf die wartet man gefühlt länger, als auf den Service-Mitarbeiter eines hiesigen Telekommunikationsunternehmens. Und andere, auf die hat man zwar mal ein Auge geworfen, weil man sie irgendwie interessant fand, aber erscheinen dann plötzlich fast wie aus dem nichts. So ging es mir mit Days Gone. Und das war vielleicht mein großes Glück. Bei einer der ersten Demonstrationen, die der Welt auf der E3 2018 gezeigt wurde, war ich zwar begeistert, aber ich war damals schon sehr übersättigt von Zombies, dank zahllosen Serien, die an den Erfolg von The Walking Dead anknüpfen wollten. Außerdem erschienen seitdem immer mehr interessante Spiele und immer mehr Neuerscheinungen. Ich verlor Days Gone aus den Augen. Umso erstaunter war ich, als mir ein großes Versandunternehmen mitteilte, dass meine Vorbestellung versendet wurde. Ups, na ja, ok.
Was war das gleich nochmal?
Days Gone ist ein Open-World-Survival-Abenteuer-Spiel. Jedoch nicht unbedingt wie ARK oder Conan Exils. Nein, Days Gone folgt einer festen Story, die sich hier und da mit fein platzierten Nebenstorys, gut zu einem Gesamtbild zusammensetzt. Man hat nie das Gefühl, dass ein Teil der Geschichte oder Nebenhandlungen deplatziert wurde oder sinnlos sind, sondern wirklich Auswirkungen haben auf das Spielgeschehen. Und auch wenn sich diese linear gestalten, hat man nie das Gefühl, sich auf einer Schiene zu bewegen. Fast jede Mission lässt sich auf seine eigene Spielweise erledigen. Egal, ob du nun als Brutalo einfach nur alles wegballern willst oder dich lieber von Busch zu Busch schleichst, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. So saugt einen Days Gone mit jeder erledigten Mission immer mehr in seinen Bann.
Und, na ja, so richtig von Survival kann man auch nicht sprechen. Man muss jetzt nicht schlafen, essen oder trinken, um zu überleben. Jedoch schluckt das Bike vom Hauptprotagonisten Deacon St. John recht viel Benzin. Anfangs schafft man nicht mal 2km und schon ist der Tank leer. Aber dennoch muss man mit seinen Materialien haushalten. Schließlich muss man sich auch ab und zu mal ein ein paar Verbände oder Molotov Cocktails zusammenbasteln, um sich vor den Massen an Gegnern behaupten zu können.
Und um was geht es überhaupt?
Wo ich schon mal von Deacon spreche. Dies ist selbstredend der Hauptcharakter der Geschichte und in seine Haut schlüpfen wir als Spieler. Die Geschichte ist, erst einmal, schnell erklärt. Du bist ein MC. Ein Biker, der mit seinem besten Freund Boozer den Plan hat, nach Norden zu fahren und die ganze scheiß Apokalypse hinter sich zu lassen. Klingt einfach. Wenn da halt nicht die scheiß Apokalypse in Form eines Virus wäre. Dieser Virus befällt Mensch und Tier gleichermaßen. Obwohl es erst mal nicht so klar ist wie. Was man jedoch weiß: Befallene Menschen und Tiere mutieren zu sogenannten Freakern. Wesen, die den Zombis aus „I am Legend“ in nichts nachstehen. Das Gute: Man kann sie ganz normal abballern wie normale Menschen auch. Das Schlechte: Sie rennen und schlagen wie ein Berserker auf dich ein, wenn sie dich haben.
Jetzt fragt man sich vielleicht zurecht: Na und? Klingt ja nicht so spannend. Wieso also sollte ich hier zugreifen? Ganz einfach, die Geschichte entwickelt sich mit jeden gefahrenen Meter in diesem Spiel. Du startest zwar mit den Ziel, nach Norden zu fahren und glücklich zu werden, aber die Welt schreibt ihre eigene Geschichte und zwingt Deacon zu handeln. Mit jedem Charakter und jedem erlittenen Schicksalsschlag von dir oder anderen Charakteren ändert sich der Lauf der Geschichte. Deacon muss Entscheidungen treffen und Sachen erledigen, die er eigentlich vermeiden wollte. Taten, die er begannen hat, fängt er an zu hinterfragen oder versucht diese wieder zu ändern. Wir erleben hier eine charakteristische Entwicklung wie sie nur selten ein Spiel auftischt. Bei einem Endzeit-Spiel mit Zombies, eh Entschuldigung, Freakern, hätte ich so etwas bei Weitem nicht erwartet. Egal, ob es um die verschiedenen Camps geht, die man besucht, die alle ihre eigene Art haben, ihre Sachen zu regeln oder wie Sie ihre Mitmenschen behandeln, oder um die verstorbene Liebste von Deacon, dessen Verlust er immer noch nicht so ganz verkraftet hat. Auf alles wird intensiv eingegangen, dass man meinen könnte: “Aha, das ist jetzt aber die Hauptstory!” Dann kommt die Sache mit den RIPern, einer okkulten Sekte, die die Freaker anbeten. Oder die rätselhafte NERO-Organisation, die versucht, die Freaker zu studieren. Alles könnte die Hauptstory sein. Und nichts drängt sich in den Vordergrund, sondern webt sich hier und da einfach in die Geschehnisse ein. Und das muss man einfach mal anerkennen als das, was es ist. Sauber und ordentlich gearbeitet! So bekommt man den Eindruck, dass man nicht nur ein Spiel spielt, sondern eine Serie wie The Walking Dead beiwohnt und sogar aktiv mitmischt.
Das Entwicklerstudio „bend Studio“, das man gerade mal von Titeln wie die alten Syphon Filter-Teile für die Playstation 1 oder Resistance Retribution für die Playstation Portable kennt, haut hier ein Spiel raus, das man seine Liebe und Hingabe zu anderen großen Spielen und Serien einfach mit jeden erkundeten Meter der Spielwelt abnimmt. Böse Zungen würden jetzt behaupten, das sei alles nur geklaut, innovationslos und andere Spiele haben das schon gemacht. Aber ich sage es mal so, ist das so schlimm? Regt man sich auch über eine Schießerei in John Wick auf? Die gibt es ja auch in jedem Action Film. Ja, hier und da erinnert es stark an Spiele wie The Last of Us oder Uncharted. Aber nicht negativ! Das Spiel nimmt die guten Aspekte und setzt sie phänomenal gut für sich um. Wo wir bei guten Umsetzungen sind: Ein weiterer Aspekt der mich überrascht hat, war die verdammt gute deutsche Vertonung. Und hier erinnert es stark an Uncharted. Die verschiedenen Charaktere wurden nicht nur gut vertont, nein auch die Cutscenes wurden cineastisch extrem gut in Szene gesetzt.
Technisch auf der Höhe der Zeit.
Auch grafisch muss sich Days Gone vor keinen anderen AAA-Titel, der dieses Jahr erschienen ist, verstecken. Hier gibt es alles, was unser Herz begehrt. Die Lichteffekte und Überblendungen bei Licht und Dunkelheit sehen bombastisch aus. Die Bäume, Blätter und Gräser bewegen sich im Wind und reagieren auf unseren Charakter. Das Wetter hat Auswirkungen auf unser Fahrverhalten. Regen, Matsch, Schnee, Nebel, es wurde an alles gedacht und alles sieht verdammt gut aus. Ab und an laden mal Texturen nach, aber das wurde die meiste Zeit geschickt mit vielen Bergen und Wäldern kaschiert.
Was gibt es zu tun?
Auch in Days Gone gibt es wie in jeden Open World-Spiel einige typischen Aspekte oder Klischees, die erfüllt werden. So gibt es die typischen Sammelobjekte oder Fremde am Wegesrand, die man retten kann. Sollte man auch, den jeder Überlebender kann zu einen der verschiedenen Camps geschickt werden. Diese entlohnen dich dann mit Vertrauenspunkten. Je mehr du davon hast, desto mehr kannst du einkaufen. Jedoch musst du dir erst das Vertrauen der Camps erarbeiten. Je höher das Level, desto bessere Ausrüstung für dich und dein Bike kannst du erwerben. Wenn dir das nicht genug ist, kannst du auch Drifter Camps ausräuchern, RIPer Lager ausschalten, Freaker Nester verbrennen oder Horden bezwingen. Und das stellt auch schon die größte Herausforderung dar. Die sogenannten Horden sind Ansammlungen von Freakern, die nachts aus ihren Höhlen kommen, um nach Wasser und Nahrung zu suchen, oder tagsüber in ihren Höhlen lungern und sich ausruhen.
Begegnet man so einer Horde, sollte man sich entweder um 180 Grad drehen und fliehen, oder sich gut vorbereiten und sie Stück für Stück mit Fallen und genug Feuerkraft dezimieren. Definitiv kein leichtes Unterfangen.
Es gibt eigentlich noch viel über Days Gone zu erzählen, aber jeder Playstation-Besitzer der einen Faible für Action und Open World-Spiele hat, sollte hier definitiv zugreifen und seine Erfahrung selbst machen. Mich hat das Spiel sehr überrascht! Aber wichtiger, es hat mich überzeugt. Ich nehme der Welt, die Endzeit und die brenzlige Lage einfach zu jeder Zeit ab. Sowohl die Inszenierung als auch die Grafik und das Gameplay haben mich von Anfang an überzeugt und direkt mitgenommen.
Dennoch komme ich nicht drum erum auch zu erwähnen das mir ein „Oh, das kenne ich ja so auch schon aus Spiel XYZ!“ aus dem Mund flog. Jedoch muss ich im gleichem Atemzug erwähnen, das sich Days Gone hier nicht diebisch an Mechaniken aus anderen Spielen bedient, sondern bestimmte Essenzen aufnimmt und sie für sich umsetzt.
Days Gone ist ein schönes Beispiel dafür, das auch Underdogs in der Lage sind, ein AAA-Spiel zu produzieren, wenn man sie nur lässt.
Unterm Strich bleibt ein gelungenes Endzeit-Abenteuer für Erwachsene mit filmreifen Szenen und einer packenden Story. Kaufen!