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Das Alien-Franchise tat sich schon immer sehr schwer in der Gaming-Industrie. Mit Aliens: Dark Descent geht man eine andere Richtung ein, lässt sich von einem großen Strategiespiel inspirieren, aber es reicht nicht völlig, um auf ganzer Linie überzeugen zu können. Lest unser Reivew zum neuen Spiel von Tindalos Interactive!
Aliens: Dark Descent ist ein Echtzeit-Strategiespiel, komplett durch die XCOM-Spiele inspiriert und kommt lediglich mit einer Kampagne von einer Spielzeit, die ich nicht klar definieren kann – aber dazu komme ich später. Die Kampagne und die Story fügen sich nahtlos in das Alien-Franchise ein, erzählen leider eine nicht allzu interessante Geschichte, aber es erfüllt durchaus seinen Zweck. Das Gameplay hierbei hat sehr starke Momente, aber auch weniger gute, die sehr gut veranschaulichen, dass diesem Spiel manchmal etwas an Tiefgang fehlt.
Ihr kontrolliert einen Squad aus Marines, die diverse Aufgaben zugeteilt bekommen. Ihr kontrolliert stets euren Squad als eine Einheit und könnt daher nie eure Soldaten individuell befehligen. Zwar könnt ihr denen einzelne Aufgaben zukommen lassen, wie bestimmte Objekte aufzuheben oder Geschütztürme aufzustellen, aber dennoch agiert ihr immer als eine Einheit. Überleben und Ressourcenknappheit sind hier wirklich im Fokus. In den weitläufigen Maps sucht ihr nach bestimmten Ressourcen wie Munition, Gesundheitpacks oder Tools, um bspw. Türen verriegeln, Wände zu zerstören oder andere Upgrades zu ermöglichen. Ihr habt stets Knappheit an Ressourcen und das Spiel wird selten mit einfachen Momenten kommen, wo ihr euch entspannen könnt. Horror bzw. Atmosphäre haben definitiv ihren Platz hier.
Selbstverständlich haben die Aliens hier einen großen Stellenwert und generell seid ihr immer auf der Jagd. Aliens patrouillieren, sie warten in Schächten, können schlafen und bei Blickkontakt wird angegriffen. Es ist immens wichtig, dass ihr nicht drauf losrennt, sondern wirklich eure nächsten Schritte planen müsst. Werdet ihr von einem Gegner entdeckt, oder seid einfach zu laut, so kommen mehr Aliens auf eure zuletzt bekannte Position. Es gibt zudem einen Balken im Spiel, der sich auffüllt, sobald man entdeckt worden ist. Erreicht es gewisse Punkte, so kommen mehr Gegner bzw. dichtere Patrouillen, ein Boss könnte spawnen oder eine massive zeitbegrenzte Welle kommt, wo ihr schnellstmöglich improvisieren müsst, um eine Defensivposition zu errichten.
Es gibt keine bestimmte Anzahl an Gegnern, die auf der Karte zu finden sind. Leider scheinen diese unendlich zu sein, daher kann man sich nicht allzu viel Zeit nehmen und muss seine Aufgaben schnell erledigen und einen Plan haben, wie man vorgehen muss. Eure Soldaten können im Level aufsteigen und diverse Rollen wie Scharfschütze oder Medic einnehmen. Zudem kommen sie mit Perks, können aber auch negative Eigenschaften haben. Sterben Soldaten während den Missionen, sind sie für immer verloren. Daher ist ein Planen immens wichtig, ob ihr genug vorbereitet seid, um es mit den Gegner aufzunehmen. Ein großer Faktor ist zudem der Stresslevel. Seid ihr entdeckt oder gar im Gefecht, so steigt der Stress eurer Soldaten und das kann sie negativ beeinflussen wie bspw. schlechtere Genauigkeit.
Im Gameplayloop seid ihr stets mit negativen Aspekten beschäftigt und werdet euch sehr selten mächtig fühlen. Ich habe auf Normal angefangen und hatte oft Probleme, all meine Soldaten am Leben zu halten. Oftmals habe ich gewisse Punkte in einer Mission wiederholt, weil man bspw. Pech hatte oder einfach zu unvorsichtig agierte. Das Spiel bestraft euch gnadenlos, wenn ihr nicht aufpasst. Das Gameplay in den Missionen ist immens wichtig, aber auch auf dem Schiff spielt sich einiges ab. Es gibt verschiedene Abteilungen, die zu beachten sind. So müssen eure Soldaten sich nach Missionen ausruhen oder zur Therapie gehen. Ihr könnt sie trainieren lassen, damit sie XP gewinnen oder einfach Waffen und Gadgets freischalten, die leider in der Auswahl eher gering bis durchschnittlich ausfallen.
XCOM-Spieler werden sich direkt einspielen können. Ich finde dennoch, auch wenn es einige Möglichkeiten im Spiel gibt, gibt es keine Tiefe im Spiel, insbesondere im späteren Verlauf. Es gibt immens viele Herausforderungen denen ihr euch stellen müsst. Dafür gibt es zu wenige Optionen bzw. Upgrades, die ihr vornehmen könnt. Bspw. kann man den Schaden der Waffen nicht erhöhen, es fehlen Gadgets, die meiner Meinung nach sinnvoll wären. Zudem finde ich die unendliche Anzahl an Aliens eher demotivierend sowie nicht gerade einladend, die Spielwelt zu erkunden. Ich hatte wirklich stets Probleme mit diesem Spiel, aber zugleich hat auch diese Herausforderung mich weiter angetrieben, mehr Risiken einzugehen, mehr zu looten und optionale Missionen zu erledigen.
Jetzt komme ich zu einem Punkt, der meine Spielerfahrung leider massiv negativ beeinflusst hat. Das Spiel hat eine Art Permadeath-Funktion. Nach ein paar Missionen schaltet sich ein Timer ein, der euch lediglich sagt, dass in xx Tagen der Planet bombardiert wird. Es gibt leider keine nähere Erklärung dazu. Eigentlich macht das Spiel einen fantastischen Job, wenn es um das Erklären der Features und Spielmechaniken geht, dennoch haben sie hier völlig versagt, insbesondere für die, die keine Ahnung von solchen Genres haben oder nie XCOM gespielt haben. Ich war mit ca. 75% der Kampagne durch und dachte, der Timer würde sich nun nach dieser Mission zurücksetzen. Dann habe ich gemerkt, dass der Timer weiterläuft und ich nicht mehr weiterspielen kann. Es gibt lediglich zwei Optionen: Entweder man fängt von neu an, zu diesem Zeitpunkt hatte ich 17 Stunden an Spielzeit, oder man geht immens viele Saves zurück und schaut, dass man sich lediglich auf das wesentliche fokussiert.
Ich habe oft versucht auch die optionalen Sachen zu erledigen. Ihr seid auch nie unter Zwang, eine Map in einer Sitzung zu schaffen. Meistens haben Maps mehrere Missionen. Da kann man bspw. nur eine Missionen erledigen oder einfach nur erkunden, das Spiel überlässt es euch. Zum Ende verlor ich viele Soldaten und so hatte ihr nur noch drei. Als der Timer zu Ende war, hatte ich keine einzige Möglichkeit, weitervoranzukommen. Nach 17 Stunden mit einem solchen Permadeath-Feature konfrontiert werden zu müssen hat meine Laune und Motivation extrem beeinflusst und mir die komplette Lust genommen, diesem Spiel eine zweite Chance zu geben. Ich finde zudem die Balance manchmal merkwürdig bzw. das Spielerlebnis kann unfair werden. Manchmal steht man vor einem Bosskampf und hat Ressourcenknappheit oder einige der Squad-Mitglieder sind bereits tot. Das Beenden der Missionen kann daher wirklich sehr schwer werden oder sogar von euch fordern, dass ihr den ganzen Weg zurückgeht, euch einige Tage erholt und dann zurückkommt – denn das ist mir einige Male passiert. Selbstverständlich rückt dann der Timer näher und alles arbeitet gegen einen.
Technisch ist es ganz solide. Die Umgebungen sehen wirklich gut aus, lediglich die Animationen sind oftmals auf keinem sonderlich hohen Niveau. Es kann sehr atmosphärisch werden und auch der Horrorfaktor ist definitiv da. Generell das Feeling der Alien-Reihe haben sie sehr gut getroffen. Es gibt auch einige Cutscenes, die zwar dem Budget des Spiels gerecht werden, was hier 40 € sind, dennoch ordentlich sind. Auf der PS5 gibt es zudem, neben dem üblichen Quality-Modus, auch einen Performance-Modus, der das Ganze in 60 FPS abspielen lässt. FPS-Drops sind soweit ich erkennen kann, ziemlich selten. Dennoch habe ich einige Bugs gemerkt, manche sogar, die mich zwangen, meinen Save neuzuladen. Ja, es ist sehr frustrierend, wenn es gut läuft und dann Bugs kommen, die euch zwingen, neuzustarten.
Ich hatte echt die Hoffnung, dass dieses Spiel etwas Besonderes sein könnte. Es macht definitiv einiges ordentlich bis gut: Das Alien-Feeling, atmosphärisches Gameplay, das Erkunden und Looten und einfach das Überstehen der Horden. Aber es gibt auch Probleme, die im Kern vorhanden sind: Keinen Tiefgang bzw. Optionen im späteren Verlauf des Spiels, die euch etwas den Stress nehmen könnten. Es ist stets ein Kampf mit Ressourcen, sehr wenigen Vorteilen und generell merkt man nur ein wenig, dass man etwas stärker ist als zum Anfang. Die Permadeath-Funktion hat mir den ganzen Spaß geraubt, auch die Bugs waren nicht schön. Ich bin mir sicher, dass Spieler, die XCOM gewöhnt sind, hier eine bessere Zeit als ich finden können. Komplett neue Spieler, oder die XCOM sehr schlecht in Erinnerungen haben, werden sich hier schwer tun.