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Das Wetter lässt keinen Zweifel zu, auch wenn wir uns noch so wehren: Der Winter kommt. Aber zuvor gewährt uns der Oktober noch den ein oder anderen Moment zum Sonnenlicht tanken. Mit dem Extra-Shot Vitamin D begeben wir uns nun auf die dunkle Seite der Videospiele, wo uralte Wesen nur darauf warten, sich aus dem Dunkeln heraus derer zu bemächtigen, die unvorsichtig im Spieleregal stöbern.
So geschah es, dass ich meiner Xbox 360 vor vielen Jahren auf der Suche nach bluttriefender Software The Darkness von Starbreeze in den Schlund warf. Meine Neugierde war äußerst groß, da das Comic mich schon Jahre zuvor begeistert hatte. Die Story dreht sich um Jackie Estacado, einen Godfather-Anwärter, dem der Fluch oder Segen zuteil wird, an seinem 21. Geburtstag zu erfahren bzw. zu spüren, dass er der Wirt einer finsteren Macht ist, die als “The Darkness“ bekannt ist. Der junge Estacado besitzt ab diesem Zeitpunkt zwei dämonische Tentakel, die ihm mit diabolischer Stimme zuflüstern, den Blutdurst der „Darkness“ zu stillen. Als Mafiamitglied sind zwei blutgierige Tentakel zwar durchaus von Vorteil – wenn da nur nicht der Verlust der Selbstkontrolle wäre, der Jackie schon mal in unschöne Situationen bringt, denn die neugewonnenen Kräfte bleiben nicht ohne Nebenwirkung. Die dunkle Macht hilft Jackie, an Gegnern Vergeltung zu üben, aber der Preis ist hoch. Die folgende Sequenz hat sich in mein Gehirn eingebrannt und sollte mich noch lange verfolgen.
Als aufstrebender Pate hat Jackie allerhand Probleme zu regeln. So ist das Erstarken des gegnerischen Clans ein Präzedenzfall, den es unbedingt zu vermeiden gilt. Aber nicht alles läuft nach Plan: Die Gegenseite hat sich Jackies Freundin Jenny bemächtigt und droht diese zu erschießen. Dies zu verhindern, sollte dank Jackies neuer Kräfte eigentlich kein Hindernis sein, doch die Darkness hat eigene Pläne. So wird Jackie vom eigenen dämonischen Parasit gezwungen, den Tod seiner geliebten Jenny mitanzusehen. Er hat die Bösartigkeit der dunklen Macht unterschätzt. Gebrochen und dem Wahnsinn nahe richtet sich Jackie selbst. Ende? Nope. Ganz nach dem guten Phantasm-Motto “It’s never over” erwacht er in einem Limbo im 1.-Weltkriegs-Setting, erschaffen von der Darkness, um ihn gefangen zu halten und seinen endgültigen Tod zu verhindern.
So viel zur Story bis dorthin, aber wie sieht es mit dem Gameplay aus? Ist dies vielleicht eines der Spiele, die mehr durch Atmosphäre und Setting überzeugen als durch ein brillantes Gameplay? Im Prinzip ja. Sehr cineastisch mit tollen Dialogen und einer dunklen, fast morbiden Optik ist dieser First-Person-Shooter angelegt. Im Double-Akimbo-Style (also zwei Schusswaffen und zwei Tentakel) ist Jackie im Spiel unterwegs und muss sich vor Lichtquellen in Acht nehmen, da diese die Darkness schwächen. Mit deren Hilfe kann er aber eben auch durch Luftschächte schlüpfen und dem nichtsahnenden Baddie spontan das Herz herausreißen. Jackie bewegt sich leider recht schleppend und insgesamt fühlen sich die Bewegungen ziemlich hakelig an. So ist das Gameplay folgerichtig auch nicht das, was mir bei The Darkness im Gedächtnis geblieben ist.
Beeindruckend ist einerseits die Darkness selbst, die von Faith No More-Leadsänger Mike Patton stimmbandzerfetzend gesprochen wird. Andererseits wird euch eine Horrorversion der Sopranos geliefert, mit all dem sehenswerten Drama – und noch mehr Blut. Spielerisch ist The Darkness heute kein großer Wurf mehr, aber die düstere Story um Dämonen, Mafia und eine tragische Liebe sind heute noch einen Blick wert.
Damit aber noch nicht genug von Jackie Estacado und der finsteren Macht. Während heute jeder Marvel und DC kennt, ist The Darkness von Top Cow Comics eine der Figuren, die eine Verfilmung verdient hätten, jedoch leider in der Versenkung verschwunden sind. 1996 erschufen Garth Ennis (Preacher und The Boys) und Marc Silvestri (CEO von Top Cow und Image Comics) The Darkness als Comicreihe. Diese lief bis 2005 und wurde dann eingestellt. Im Jahr 2009 war eine Verfilmung geplant, welche leider nie umgesetzt wurde. Dafür brachte Digital Extremes 2012 ein zweites Game auf den Markt. The Darkness 2 war für mich erst mal ein Schock, denn die ersten Screenshots zeigten eine Cell-Shading-Optik, die verstörend bunt war. Der neue Comiclook sollte den Titel aber zu seinem Ursprung zurückführen, denn The Darkness ist schließlich ein Comic und der zweite Teil sieht diesem tatsächlich ähnlicher als der Vorgänger.
Auch das Gameplay wurde verbessert. Ihr könnt jetzt mit euren Tentakeln viel mehr Unheil anrichten, das Gunplay ist wesentlich flotter und vielseitiger. Ist der zweite Teil also der bessere? Wo The Darkness euch eine melancholiedurchtränkte Horrorballade darbietet, ist Teil 2 eher ein blutiger Comictrip mit spaßigerem Gameplay. Die Story ist diesmal etwas durchgeknallter; Jackie hat es nicht nur mit Mafiagegnern zu tun, sondern eine Organisation, die hinter der Darkness selbst her ist, hat sich an Jackies Fersen geheftet. Eine besondere Note erhält das Ganze außerdem dadurch, dass ein Teil des Spiels in einer Anstalt spielt und dem Spieler suggeriert wird, die Darkness könne nur ein Hirngespinst sein.
Wer zu Halloween eine Abwechslung zu Resident Evil und den vielen Indie-Horror-Titeln sucht, kann also durchaus mal in The Darkness 1 und 2 reinschauen. Beide Games gibt es für die PS3 und Xbox 360, in Deutschland sind beide Versionen leider geschnitten. Die Comics lohnen sich ebenfalls in jedem Fall, sind aber recht teuer. Es empfiehlt sich in diesem Fall The Darkness als Sammelband zu bestellen. Happy Halloween!