WandaVision – Folge 5 “In dieser ganz besonderen Folge …”
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Solange es die Menschheit gibt – solange wird es auch schon das Thema Vorfreude in all seinen unterschiedlichen Facetten geben. Der Hang zum übertriebenen Gefühlsausbruch oder des “Fan seins” gehört einfach zu unserer Spezies, zieht sich durch alle Gesellschaftsschichten und zeigt sich in allen medialen, wie auch nicht medialen Unterhaltungsformen wieder. Ob beim Sport, Konzert, der nächsten Filmfortsetzung auf die wir Jahre gewartet haben, die nächste Staffel zur Lieblingsserie und natürlich immens ausgeprägt im Bereich der Videospiele. Mein lieber Herr Gesangsverein, was habe ich da schon für Sterne am Himmel abstürzen sehen. Wie tief sind schon vermeintliche Helden gefallen und so manch einer ist komplett von der Bildfläche verschwunden.
Der Gedanke zum Artikel kam mir nach dem ich folgendes Video von den Kollegen der GameStar gesehen habe. Star Wars Battlefront 2 war so eines der Spiele auf die ich mich damals wirklich arg gefreut habe. Der Reboot der Serie mit Star Wars Battlefront war okay. Es fehlte vor allem an Content, der nötigen Abwechslung und das Balancing war unausgeglichen. Mit Teil 2 sollte vieles besser werden. Dimi, aus der GameStar-Redaktion, spricht durchaus konkrete Dinge an, die das Spiel richtig macht und wo die aktuelle Schieflage im Bereich der Shooter zu sehen ist. Zudem war es für eine Zeit umsonst, erfreut sich dadurch aktuell großer Beliebtheit und ich habe damit grundsätzlich auch kein großes Problem. Schließlich mag ich Star Wars und ein Spiel umsonst mitnehmen? Warum nicht.
Aber was stört mich denn nun und wieso dieser Beitrag? Ich kritisiere folgenden Punkt und bin da auch gerne etwas provokant: Wir lernen es einfach nicht. Wir wollen es auch einfach nicht lernen. Mit “wir” meine ich – uns Spieler. Wir unbelehrbaren Besserwisser, die alles können und immer wieder seltsame Wörter kreieren, unsere Sprache patchen, damit nur der Kern keinen Bahnhof versteht. Sowas finden wir cool. Wir lassen uns trotzdem verarschen und fallen immer und immer und immer und immer wieder auf diese verdammten Versprechen rein, sind zu großzügig im Verzeihen, viel zu selten nachtragend und vergessen viel zu schnell. Womit ich Anfeindungen, Drohungen und den ganzen anderen Kackscheiß überhaupt und in gar keiner Form gut heiße! Damit das gleich mal geklärt ist.
Star Wars Battlefront 2 löste zum Release die noch immer anhaltende Lootbox-Debatte/-Kontroverse aus, dem sich in den vergangen Jahren schon verschiedenste Gerichte in verschiedenen Ländern angenommen haben. Das Thema ist leider noch immer nicht durch und wird uns auch in den kommenden Jahren begleiten. Lootboxen sind mittlerweile komplett aus Star Wars Battlefront 2 verschwunden, was aber auch seine Zeit dauerte und so scheint es getreu dem Motto: “Lass mal’n bisschen Gras über die Sache wachsen.”. So ist’s passiert, das Spiel wurde für lau im Epic Games Store angeboten und die Spielerzahlen schossen nach oben. Spaß macht Battlefront 2 durchaus und es sorgt für launige Runden, Dimi von GameStar sagte euch ja warum. Als Lerneffekt und Denkzettel hätte es aber auch heutzutage noch abgestraft werden müssen. Das soll’s aber auch zum Thema Lootboxen gewesen sein, da es den Rahmen des Artikels sprengen würde und einen eigenen Beitrag verdient hat.
Ich persönlich bin in der letzten Konsolengeneration vor allem mit einem Spiel richtig derbe auf’s Maul geflogen: No Man’s Sky. Ich hing an den Lippen von Sean Murray und seinem kleinen Studio Hello Games. Ich bin so großer Science-Fiction Fan und all die Worte klangen einfach viel zu utopisch, viel zu gut und viel zu unglaublich. Mein jüngeres ich ignorierte jedoch den Game Over Screen und dachte sich: “Ja, wir sind soweit. Die Technik macht es möglich. Das klingt plausibel und nicht mehr im Bereich der reinen Fiktion.” Pustekuchen. Ich bestellte vor, legte es ein und war zu tiefst enttäuscht. Nein Herr Murray. Das entspricht nicht meiner Vorstellung und sah in meinem Kopf ganz anders aus. Als hätte ich ein gelbes Stück Pappe in der Hand und habe in den Trailern immer blaues Papier gesehen. Hä? Ein zugegeben ziemlich seltsamer Vergleich, aber so in etwa runzelte sich meine Stirn damals auch. Oder wie oben im Titelbild … schreiend mit 200 Km/h vor den Berg geknallt. Aus der Traum. Ich hab’s noch eine Zeit versucht, dann verkauft und nie wieder angefasst. Werde ich auch nicht mehr.
Dennoch Hut ab ans Entwicklerteam! Aus der Scheiße noch Gold gemacht zu haben. Respekt an das Engagement die Versprechungen und Vorstellungen doch noch in die Tat umzusetzen und sogar noch mehr möglich zu machen, als man selbst wohl je auf dem Papier skizzierte. No Man’s Sky hat sich echt noch gemausert und zeigt sich heute großer Beliebtheit bei einer eingeschworenen Community. Das ist wirklich schön und wünsche auch weiterhin viel Vergnügen – ganz ohne Sarkasmus. Es hätte in der Version 1.0 nur nie veröffentlicht werden dürfen.
Anthem ist auch so ein Spiel auf das sich viele gefreut haben. Sah es doch hervorragend aus und plakatierte sich mit allem was zu der Zeit als Nonplusultra galt. Nach der Vollkatastrophe kam’s zur Rolle Rückwärts und das komplette Spiel soll überarbeitet werden. Stand jetzt. Nennt sich dann Anthem 2.0 und wird erstmals alles einhalten was versprochen wurde und noch viel mehr bieten. Ganz aktuell steht das Spiel erneut auf dem Prüfstein, so heißt es. Wer wirklich nach wie vor ernsthafte Hoffnungen in den Titel setzt, tut sich bitte selbst den Gefallen und nimmt davon zügig Abstand.
Es ist ja so meine Lieben … ich verstehe die Vorfreude und sogar den Hype. Niemand kann sich davon freisprechen. Irgendwann erwischt es jeden oder es hat jeden von uns schon einmal erwischt. Wie kommt sowas denn nun zustande? Dafür kann ich euch zwar keinen wissenschaftlichen Ansatz liefern und keine passend professionell formulierte Antwort – wir malen uns nur gerne bunte schöne Bilder im Kopf. Wir steigern uns positiv hinein. Sei es im Freundeskreis, der Community – oftmals ja auch dasselbe oder das gleiche – sucht es euch aus. Wie oft hat man selbst schon philosophiert und sich Gedanken gemacht: “Man müsste das mal so und so machen.”, “Wenn ich ein Spiel machen würde, dann …” und ach, ihr kennt das alles. Das Spiel mit unserer Hoffnung. Dazu kommt geschicktes Marketing, tolle wie auch spektakuläre Trailer und Entwicklertagebücher die einen mit ins Boot holen sollen. Es werden ganz oft alle Trümpfe ausgespielt um genau diesen Prozess eines Hypes in euch zu erzeugen. Leider werden aber mit der nächsten Hand nicht alle Karten offen auf den Tisch geknallt und hinters Licht lassen sich noch immer viel zu viele locken.
Da werden Boni für Vorbesteller angepriesen, es lockt der Early Access für schmales Geld, Influencer nehmen ihren Einfluss, Journalisten/Journalistinnen sind hin und weg, Blogs wie diese schreiben tolle Sätze mit Satzzeichen und wir alle finden uns schnell beim Gefühl es unbedingt und sofort haben zu müssen – auch wenn der Stapel groß genug ist und der Pile of Shame eigentlich gar keinen Platz mehr bietet. Da wird die Schranktür schnell aufgerissen, das Spiel reingefeuert und sich gegen die überquellende Masse gestemmt. Ein letzter Windzug. Ein lautes Schluchzen. Abschließen, durchatmen und fix das nächste Angebot checken. Die Betaphase mitnehmen und sich von alle dem tragen lassen. Pray for the sun, leck mich am Sonntagshut und es geht immer so weiter.
Vermutlich beißt ihr euch schon auf die blutenden Lippen, weil Cyberpunk 2077 noch nicht erwähnt wurde. Klar … ich glaube kaum ein anderes Spiel wurde im Vorfeld so ausgiebig mit Lorbeeren überschüttet. Für kein anderes Spiel wurden schon unzählige Preise im Vorfeld poliert und bereit gestellt, weil der Entwickler CD Projekt RED in der Vergangenheit eben einfach absolut Weltklasse war. Sie sind es auch heute noch – aber auch da ist man an den eigenen Ambitionen gescheitert. Oder hat auf gewisse Dinge einfach Mal ganz platt gesagt geschissen. Es wurde getrickst, getäuscht und der heilige polnische Gral kommt aktuell ziemlich matt daher. Der Lack ist nicht ab, da sind andere Studios weit voraus, nur ist der Schaden angerichtet. Dennoch brauchen wir uns nichts vormachen – wenn alles in zwei Jahren gefixed ist, die PS5 und Xbox Series Versionen vernünftig laufen, tummeln sich Videos auf YouTube, die auch das glorifizieren und am Ende des Videos wird das Fazit lauten: “Darum ist Cyberpunk 2077 so fantastisch. Weshalb es sich lohnt! Kauf es dir!”.
Mit Sicherheit wird es sich auch irgendwann lohnen. Es ist nur ein verdammter Teufelskreis und eine schmerzende Zwickmühle. Weil, hinter den Spielen stehen Jobs – Jobs die Menschen ausführen, die ihr Hobby zum Beruf machen konnten und damit Brot und Wasser verdienen. Es ist ja auch keineswegs verwerflich sich zu freuen und auch überschwänglich euphorisiert zu sein. Es fühlt sich eben toll an und gehört zum Mensch sein dazu. Oder nicht? Alles verständlich, nachvollziehbar und ganz natürlich. Dennoch mahnende Worte von mir: Es hilft nur eines wenn ihr eure Nerven schützen wollt und der Ratschlag kann nicht oft genug wiederholt werden: Bestellt Spiele nicht vor. Macht es nicht mehr! Glaubt nicht allen Versprechungen und habt ruhig etwas mehr Geduld. Ihr müsst nicht ständig mitrennen.
Wie so oft ist nicht alles schlecht und es gibt immer zwei Seiten der Medaille. Trotz meiner Kritik kann ein Hype aber auch ziemlich bewegend und verändert sein. Für dich, für eine Community oder für die Branche. Playerunknown’s Battlegrounds und der Battle Royale Modus zum Beispiel, dem jetzt noch alle folgen und sich immer wieder in Nuancen neu erfindet. Oder die Spiele, die als Soulslike verkauft werden. Auch dadurch hat die Branche den Mut zurück zur Herausforderung gefunden. Fall Guys: Ultimate Knockout das quasi aus dem Nichts kam und die Massen bespaßte. Oder ein Spiel wie Among Us – seit Mitte 2018 auf Steam verfügbar und der Durchbruch kam erst zum Ende letzten Jahres. Rust ist noch viel älter und erlebt ebenfalls eine Wiedergeburt. An solch positiven Beispielen ist die Dynamik spür- und greifbar. Es ist wahnsinnig toll zu sehen, wie alle im überfüllten Zug dem nächsten Vollrausch entgegen fahren und sich die volle Dröhnung abholen. Ehrlich jetzt! Das Problem ist einfach, die wirklich aller wenigsten Spiele schaffen diesen Kick und den Sprung zum nächsten Level. Der Großteil ist nur schön verpackt, putzt sich fein raus und sobald es ans Eingemachte geht, geht ganz zügig die Luft raus.
Deshalb ist die Gefahr nach dem nächsten und wieder nächsten Rausch allgegenwärtig. So groß die Kraft der positiven Energie ist – am Ende zahlt ihr die Zeche und verliert wohlmöglich den Spaß an dem schönen Hobby.