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Vor vier Jahren hat Santa Monica Studio die God of War-Reihe auf ein komplett neues Level gebracht und wurde zu einem der meist gefeiertesten Spiele überhaupt. Vier Jahre später kommt das Sequel, welches im Kern weiterhin ein PS4-Spiel ist, aber technisch auch die PS5 wunderbar reizt.
Santa Monica Studio geht mit God of War Ragnarök eine etwas sichere Nummer ein, welches aber nicht bedeutet, dass sie die Erwartungen nicht erfüllen können. Die Handlung knüpft direkt an den Vorgänger an. Die Story in God of War Ragnarök ist komplexer, umfangreicher und mit mehr Wendungen als der erste Teil. Allein für die Story werdet Ihr mindestens 20 Stunden brauchen. Ich werde versuche so wenig wie möglich zu verraten, aber Santa Monica Studio hat alles gesetzt. Die Handlung ist für die ersten Stunden vorhersehbar. Atreus und Kratos bereiten sich auf das Ende der Welt vor, welcher mit dem Fimbulwinter heraufbeschworen worden ist. Sie haben Götter getötet und das hat seine Konsequenzen. Kratos tat somit etwas, was er sich abgeschworen hatte. Atreus hingegen will sich selber finden und während viele mit sich selber beschäftigt sind, haben dennoch beide sich und müssen sich wappnen. Die Geschichte in Ragnarök ist gewaltiger, emotionaler und actionreicher als der Vorgänger. Santa Monica Studio kann über die 20 bis 25-stündige Story eine fantastische Geschichte erzählen, die mit Wendungen daherkommt, die man nicht sieht und gespickt ist mit Momenten, die unter die Haut gehen. Das Team führt neue Charaktere ein wie Angrboda, die eine tolle Ergänzung ist, oder auch die Interpretationen von Thor und Odin haben mir absolut gut gefallen und wirken sehr gut ausgedacht. Irgendwie bodenständiger. Odin hat interessante Motive, währenddessen Thor auch nicht gerade eindimensional scheint. Dann haben wir auch altbekannte Charaktere wie Freya, Brok und Sindri, die mir auch weiterhin gut gefallen haben.
Insbesondere Sindri wird hier mehr in den Fokus gerückt, was ich toll finde. Und dann sind natürlich Kratos und Atreus im Mittelpunkt. Ich bin mit Sicherheit etwas parteiisch in diesem Spiel, da die God of War-Reihe mir sehr nah ist. Doch wer die originalen Spiele gespielt hat, weiß, dass Kratos kein interessanter Charakter war oder vielschichtig. Doch Santa Monica Studio hat es geschafft, und ich selber kann es nicht glauben, Sonys interessantesten und besten Charakter in einem Actionspiel darzustellen. Kratos ist, mit allem Respekt vor Ellie und Joel in The Last of Us, ein Charakter geworden, den ich niemals kommen sah.
Ich kann selbstverständlich keine Beispiele nennen, aber es gibt etliche Momente, die sehr unter die Haut gehen, die die Charaktereigenschaft von Kratos, und sogar seine Reife, perfekt darstellen und uns zeigen, dass sogar ein Götterschlächter sich ändern kann oder Gefühle zeigt. Ja, es gibt einige Momente, verteilt im ganzen Spiel, die wirklich unter die Haut gehen und hier sehen wir das tolle Storytelling, dass das Team erschaffen hat. Aber auch die Beziehung von Mimir und Kratos wird auf ein neues Level gebracht; ihre Gespräche sind tiefgründig und haben sogar manchmal einen witzigen Unterton, der definitiv eher nicht im ersten Spiel zu hören war. Die Dialoge selbst sind sehr gut und enthalten oft wertvolle Informationen. Besonders die Bemerkungen von Kratos selbst sind oftmals sehr tiefgründig und wirken sehr weise. Ich fand das Ende sehr erfüllend, und nach meinem Geschmack hätte man es nicht besser gestalten können.
Gameplaytechnisch wurde nicht viel geändert, das Studio hat eher alles verfeinert. Das Combat ist wie gewohnt; Neu sind, dass ihr eure Attacken aufladen könnt. Das Lootsystem wurde etwas verändert, es gibt mehr Variationen von Rüstungen sowie Objekten, die man ausrüsten kann. Auch der Begleiter kann etwas mehr angepasst werden und wirkt aktiver im Kampf. Kratos ist etwas beweglicher. Er kann auch, dank dem etwas vertikalerem Leveldesign, klettern oder direkte Attacken ausführen. Im Sequel könnt ihr im Grunde genommen alle neun Welten besuchen, einige fallen deutlich umfangreicher aus als andere. Sehr viel Lob verdienen die Sidequests, die sich wirklich sehr gut in die gesamte Geschichte integrieren und die Vergangenheiten von Nebencharakteren gut durchleuchten. God of War Ragnarök hat mit Sicherheit einige der qualitativsten Quests, die ich bisher gespielt habe und keines davon fühlte sich nach “kopiert und dort eingefügt” an. Es wurden auch zwei Verbesserungsvorschläge aus dem ersten Teil direkt und gut umgesetzt. Es gibt deutlich mehr Gegnervariationen und mehr Boss-Kämpfe. Aber eine Sache finde ich leider nicht gut genug und das sind die Finisher.
Viele sind identisch aus dem ersten Teil, und wo noch die originalen Teile zum Teil sehr brutale Finisher hatten, scheint das Studio hier deutlich zurückgerudert zu sein. Auch die Kameraposition kann man etwas kritisieren. Manchmal ist diese zu nah an Kratos und man muss sich etwas mehr auf seine Reflexe verlassen und schnell reagieren, da man nicht alle Gegner im Blick hat und sein monströser Körper meinen halben Bildschirm abdeckt. Was ich aber auch toll finde, ist, dass optionale Tätigkeiten aus dem ersten Teil nun hier eine deutlich wichtigere Rolle haben. Zum Beispiel werden die Valkyrien öfter genannt und auch die Raben haben hier eine eigene Nebenmission und erzählen ebenfalls eine Hintergrundgeschichte. Das ganze Spiel ist mit fantastischen Erzählungen beschmückt und rein von einem Story-Aspekt haben sie einen makellosen Job erledigt.
God of War Ragnarök bleibt im Kern ein PS4-Spiel. Es ähnelt dem Vorgänger vom Spielstil sehr und schweift nicht sehr davon ab. Doch Ragnarök wurde für die PS5 wahrscheinlich bis hin zur allerletzten Sekunde verfeinert und poliert. Auch wenn ich denke, dass Horizon Forbidden West mich visuell mehr umgehauen hat als Ragnarök, obwohl sogar ersteres ein gigantisches Open World-Spiel ist. Es ist technisch sowie rein von der Präsentation her ein Augenschmaus. God of War Ragnarök sieht auf der PS5 umwerfend aus! Die Charaktermodelle sind wirklich gut, die Lichteffekte, insbesondere von Feuer, sind die besten in der Industrie. Texturen sind haarscharf, die Vegetation ist bspw. in Vanaheim der Knaller. Die Spielwelt selbst fühlt sich sehr lebendig durch die vielen verschiedenen Tiere, den Geräuschen in der Umgebung und Pflanzen an. Das Spiel wirkt modern und auch in den Cutscenes hat man sich wie immer sehr viel Mühe gegeben. Auch die Transition von Gameplay in Cutscene ist wieder nahtlos. Das HDR ist gut implementiert, die PS5 nutzt mehrere Grafikmodi. Ihr könnt das Spiel entweder in 4K nativ und 30 FPS spielen oder <4K und 60 FPS. Habt ihr einen TV, der HDMI 2.1. unterstützt, so könnt ihr es in 4K nativ und 40FPS spielen oder <4K mit 120Hz. Der 4K/40FPS-Modus ist hier eine perfekte Lösung in meinen Augen. Es fühlt sich sehr sauber an und die Bildqualität ist der Wahnsinn. Ladezeiten gibt es im Grunde genommen sehr wenige. Der Dualsense-Support ist wie zu erwarten sehr gut umgesetzt worden. Rein von der Performance her gibt es hier keine Makel! Es läuft unglaublich flüssig. Auch Bugs habe ich nur ein bis zwei erlebt.
God of War Ragnarök bleibt ein Sequel. Es ist nicht die Revolution, die der 2018er gebracht hat. Es ist mehr ein PS4-Spiel als ein PS5-Spiel, aber es zeigt wieder mal, wie talentiert das Studio ist und mit welchem Können sie es (wieder) bewiesen haben. God of War Ragnarök ist ein exzellentes Spiel, triumphiert mit einer bestmöglichen Narrative, zeigt Kratos in einem Licht, dass niemand für möglich gehalten hätte und bietet Spielmomente, die man nicht erwartet. Es ist im Gesamtpaket ein Spiel auf dem höchsten Produktionslevel in dieser Industrie. Die Sidequests sind clever und einfallsreich, die Dialoge sind oftmals ganz gut geschrieben. Im Grunde genommen alles was Kratos sagt, ist gänsehautwürdig. Spiellänge ist fantastisch und bietet viel Content. Das Pacing hingegen ist etwas fragwürdig, da es Stellen gibt, die eventuell dem einen oder anderen nicht gefallen könnten. Das Gameplay bleibt gewohnt stark und das Kämpfen macht einfach unglaublich viel Laune! Die gesamte Präsentation ist hochqualitativ und technisch auf einem makellosen Niveau. Eigentlich sah man es kommen und doch bekommt man ein Spiel, welches einen permanent überrascht, mit den Emotionen spielt und man sogar mal den Controller weglegen muss, um das kürzlich gesehene zu verarbeiten. God of War Ragnarök erzählt einen Kratos, der für mich Grund genug ist, die komplette God of War-Reihe zu spielen. Diejenigen, die wissen, was er durcherleben musste, welche Opfer er brachte und nun hier steht, werden merken, welch großartiges Storytelling Sony Santa Monica hier vollbracht hat. God of War Ragnarök ist das erste PS5-Spiel, was in nahezu allen Aspekten eines Spiels einen sehr guten Eindruck hinterlassen kann. Ihr bekommt das was ihr erwartet, aber obendrauf Momente, die ihr nicht kommen seht. Das Spiel hat hier und da kleine Probleme, doch bewertet man das Ganze, insbesondere die Narrative, die mich sehr positiv überwältigt hat, dann kann ich das Sequel nicht genug empfehlen. / Der Downloadcode wurde uns freundlicherweise bereitgestellt.