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Was ist nur los in Trüberbrook?

Im beschaulichen Dorf kennt jeder jeden und selbst die kleinsten Veränderungen bleiben nicht unbemerkt. Irgendwo im nirgendwo und mitten im Deutschland der 1960er Jahre dreht sich die Geschichte um den Physiker Hans Tannhauser, der seine Denkblockade im Luftkurörtchen Trüberbrook lösen will. Nach der langen Reise und bei Ankunft macht ihr euch mit der Örtlichkeit vertraut und findet schnell den Weg ins einzige Gasthaus Waldeslust. Die voluminöse Inhaberin Trude begrüßt euch freundlich, ihr macht Bekanntschaft mit weiteren Gästen und lernt die von fremden Welten faszinierte Tochter von Trude kennen. Ihr bester und treuester Freund sind die vielen SciFi-Geschichten aus der Flimmerkiste. Vögel zwitschern, die Sonne strahlt und das Dorf könnte kaum schöner liegen: Am See gelegen, umgeben von weiten grünen Wäldern und kein Lärm durch Hektik oder Motorengeräusche.

Die Idylle hält nicht allzu lange an, denn in der ersten Nacht schleicht sich ein Dieb in euer schmuckes Zimmerchen und stiehlt wertvolle Abhandlung eurer Arbeit. Das kleine und feine Abenteuer nimmt seinen Lauf und damit soll es auch schon so ziemlich mit Spoilern gewesen sein. Auf eurer Reise lernt ihr unterschiedliche Charaktere kennen, helft der ein oder anderen Person und zeigt euch stets hilfsbereit, um im Gegenzug ebenfalls ein fehlendes Puzzlestück zu erhalten und einzusetzen. Eine Hand wäscht schließlich die andere. Trüberbrook ist ein klassisches Point-and-Click-Adventure (Monkey Island, Maniac Mansion, etc.) und so könnt ihr, wie für das Genre ganz typisch Gegenstände, Personen und Objekte anschauen, mit ihnen interagieren, benutzen und / oder kombinieren. Das Spiel hilft euch und lässt euch per Druck auf eine Taste alle Interaktionsmöglichkeiten anzeigen. Auch greift es euch unter die Arme indem es automatisch die korrekten Kombinationsmöglichkeiten von Gegenständen zusammenfügt, sofern ihr an der richtigen Stelle angekommen seit.

Bis hierhin also nichts Neues und gewohnte Kost für Point-And-Click-Veteranen. Als so einen würde ich mich nie bezeichnen wollen, da ich über die Jahre immer weniger bis kaum noch solche Spiele angefasst habe. Und das … scheinbar zu unrecht. Das entschleunigte Spieltempo war absolut angenehm und ließ die Zeit dennoch nur so dahinfliegen. Das mag gegensätzlich klingen, aber der Zeiger an der Uhr drehte sich schneller als mein Bauchgefühl mich empfinden ließ. So klickte ich mich also entspannt durch die Welt, lauschte den Gesprächen und löste die doch recht einfachen Rätsel ohne größere Probleme. Trüberbrook ist nicht wirklich fordernd. Weder sind die Dialoge so verschachtelt das man genau oder großartig zwischen den Zeilen lesen muss um auf die Lösung zu kommen, noch sind die Rätsel so absurd, das ihr für euch denkt: “Das ist doch maximal bescheuert diese beiden Gegenstände zu kombinieren. Da kommt doch kein Mensch drauf!”. Da gehen andere Spiele anders vor und sind deutlich komplizierter. Trüberbrook ist angenehm und entspannt; mir gefiel es sehr. Renne ich in dem einen Spiel vom Kugelhagel zur nächsten Deckung, atme kurz durch und versuche dann mich möglichst geschickt anzustellen, um doch noch irgendwie unter die Top 10 zu kommen, so lieferte mir die Geschichte rund um Hans Tannhauser wohlig warme Farben und legte eine dicke Decke Geborgenheit auf meinen Körper. Ich gebe zu, es klingt ein wenig schmalzig und dick aufgetragen.

Wir haben also keine Innovationen bei der Steuerung, nicht wirklich schwierige Rätsel und zwar schöne und durchaus lustig Dialoge, die aber nicht allzu große Aufmerksamkeit verlangen. Wieso also solltet ihr eure Zeit in solch ein Spiel investieren? Das was dieses Stück Software auszeichnet ist eindeutig sein Stil. Nirgendswo und überhaupt habe ich etwas derart vergleichbares in Videospielen gesehen. Alle Schauplätze sind komplett “handgemacht”. Also wirklich mit echten Fingern erbaut und mit Klebekleister verklebt worden. Anschließend wurden die einzelnen Szenerien digitalisiert. Es fühlt sich oft so an, als würde man in mitten einer großen Miniaturwelt umherstreifen und muss keine Angst davor haben etwas kaputt zu machen. Ihr dürft also ruhig der Elefant im Porzellanladen sein.

Vielleicht versteht ihr jetzt weshalb ich so dick aufgetragen habe. Diese unglaubliche Liebe zum Detail versprüht das Spiel aus jeder noch so kleinen Pore. Trüberbrook sieht wirklich so, so, so und so schön aus! Es sind wirklich fantastische Bilder und noch schönere malerische Landschaften dabei. Das alleine wäre es mir persönlich Wert. Da kann ich über einige kleinere Schwächen wie oben schon erwähnt hinwegsehen. Mein wirklich einzig großer Kritikpunkt ist die doch recht kurze Spielzeit. Ich habe für den ersten Durchlauf knapp 04:30 Std. gebraucht und war am Ende ein wenig traurig darüber. Wieso? Nun, zum einen hätte ich gerne noch mehr Schauplätze gesehen und zum anderen fühlte sich manches eben an, als wäre mehr möglich gewesen. Mehr im Sinne von vertane Chancen den Charakteren etwas mehr Tiefe und Persönlichkeit zu geben. Dadurch wäre ich mit Sicherheit noch tiefer in die kleine Miniaturwelt eingetaucht, was mir außerordentlich gut gefallen hätte. So strotzen die Häuser, Räume, Höhlen und Landschaften nur vor Liebe und manch einer von den Dorfbewohnern bleibt etwas blass. Das ist sehr schade.

Wer seinen pixeligen Urlaub für 2019 schmiedet und einen Roadtrip durch Europa plant oder wie immer Übersee bereist, das Land der aufgehenden Sonne für Abenteuer sucht – dem sei folgendes gesagt: Im beschaulichen Trüberbrook ist es auch ziemlich (!) schön und die Anreise ist bei weitem nicht so lang und aufwendig. Gutes liegt oft näher als wir so oft wahrhaben wollen.

https://www.youtube.com/watch?v=QhVOY6fxy2s

 

Vielen Dank an Headup für die Möglichkeit das Spiel zu testen.

Marco
Marco
Seit 1987 dabei. Von SEGA irgendwann bei der PlayStation gelandet. Hin und wieder auch Mal Maus und Tastatur - aber am liebsten doch mit einem Controller in der Hand.

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