Was kann man machen, wenn wohl der größte und aktuell bekannteste Comicgigant sich langsam aber sicher aus dem Sortiment verabschieden muss, obwohl die gemeinsame Zeit doch zum größten Teil recht schön und erfolgreich war? Umschauen und nach anderen schönen Geschichten, bei eben anderen Verlagen suchen. So geschehen bei Netflix – gleichzeitig der wohl eben logische, wie auch vernünftige Schritt und die wohl größte Chance für kleinere Verlage oder eben nicht so bekannte Super- und Antihelden auf sich aufmerksam zu machen.
The Umbrella Academy ist einer dieser Comics, die mir ehrlich gesagt gar nichts gesagt haben. Ich habe noch nie etwas davon gehört, auch noch nie eine Zeitschrift oder einen Band in den Händen gehalten – selbst beim wahllosen stöbern in den unteren Regalen vom Comicladen nebenan. Am 1. Oktober 1989 wurden plötzlich 43 Kinder geboren, obwohl die Mütter am Morgen noch nicht schwanger waren. Der Milliardär Sir Reginald Hargreeves machte es sich zur Aufgabe so viele Kinder wie möglich aufzuspüren, da er ihr Potenzial erkannte und zu adoptieren. Insgesamt sieben Kinder behütete er, zog sie auf und gab ihnen Nummern. Keine Namen, sondern nur Nummer. Das Verhältnis zwischen Adoptivvater und den Kindern war seinerseits kühl, distanziert und alles andere als familiär. Erst die Mutter, ein Android, sorgte für etwas Wärme und gab den Nummern endlich Namen.
In insgesamt 10 Episoden wird die Geschichte dieser ungewöhnlichen Familie und deren Kinder erzählt. Das größte Manko an der Serie war für mich persönlich der schwere Einstieg – grundsätzliches Interesse an neuen Comics habe ich immer und ständig, leider war die Erzählweise zu Beginn recht wirr, mitunter schwer verständlich und chaotisch. Da war mir noch nicht ganz klar, wer genau wer ist – was die Person eigentlich ausmacht und kann. Hallo Weltuntergang! Bitte was?! Dazu gab es noch eine geheime Organisation die natürlich im Hintergrund arbeitet und die Stricke der Weltgeschichte zusammenführt, kreiert und auslöst. Puh … okay.
Mir verging das Interesse und der Reiz am Ball zu bleiben und so brauchte ich deutlich länger als üblich für eine Serie diesen Formats. Wie nun fast immer für Netflix üblich, war die Serie gut produziert, zeigte sich von den Effekten auf einem hohen Niveau, die schauspielerische Leistung war von solide bis sehr gut und konnte sogar jemand Prominenten wie Ellen Page für sich gewinnen. Alles war also da.
So sollte es auch bleiben und mit der Zeit, gerade ab der Hälfte der 1. Staffel fügten sich so langsam die einzelnen Puzzleteile zusammen und aus dem wie vorhin schon beschrieben Chaos formte sich eine Masse, die mich dann plötzlich hatte und nicht mehr losließ! “Jawoll” dachte ich und endlich zog mich nichts mehr vom Sofa weg. Ich kann nur hoffen das Netflix diesen Weg weiter fährt und sich auch in den anderen Regalen umschaut – denn neben Marvel und DC Comics gibt es noch eine wahnsinnige Vielzahl an wirklich herausragenden Geschichten, die nur darauf warten von uns entdeckt zu werden. Alles zu kennen und überall bescheid zu wissen ist schlichtweg unmöglich!
Ein schwerer Einstieg der es mich verzeihen ließ und in einem sehr guten Staffelfinale endete! Die 2. Staffel ist bereits von Netflix gebucht – freut mich und gefällt mir!