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24. November 2020SpielBar #66 – Eine Ära findet ein Ende: PS4 und Xbox One
6. Dezember 2020The Last of Us Part II – what have i become
Nach großen Messen, grandiosen Trailern und dem heiß erwarteten Release – da war es in diesem Sommer endlich soweit. Am 19. Juni 2020 erschien die Fortsetzung The Last of Us Part II exklusiv für die PlayStation 4. Wie schon beim Vorgänger und zum Abschluss der Generation, beschenkte uns der Entwickler Naughty Dog abermals mit einem absoluten Meisterwerk der Videospielgeschichte. Denn Geschichten, ja das können die Menschen hinter den vielen tollen Projekten und Spielen aus dem Studio mit der Hundepfote. The Last of Us Part II macht da auch gar keine Ausnahme und setzt in so vielen und so beeindruckenden Momenten all dem noch eine Krone auf.
Die Geschichte spielt insgesamt fünf Jahre nach den Ereignissen aus dem Vorgänger, ist aber im Laufe der um die 30 stündigen Spielzeit immer wieder mit Rückblenden gespickt, die auch die Zeit dazwischen für uns erzählen. Das ist wichtig um so wieder mit den beiden Hauptcharakteren Joel und Ellie nahtlos anzuknüpfen. Schließlich liegen zwischen den beiden Spielen ganze sieben Jahre. Ist Ihnen das gelungen und haben Sie die erste Hürde genommen? Ja, sogar mit Bravour.
Wie ich bereits erwähnte: Fünf Jahre sind mittlerweile vergangen und das Verhältnis zwischen Joel und Ellie ist angespannt. Ich könnte nun erzählen warum und wieso, werde aber nach Möglichkeit so wenig wie möglich auf die Geschichte eingehen und eher versuchen meine Gefühle zum Ausdruck zu bringen, ohne dabei grundlegende Inhalte des Plots zu verraten. Solltet ihr das Spiel aber noch nicht beendet haben, so lest dieses Review bitte nicht zu Ende und spielt TLOU2 erst einmal selbst. Ich kann euch zumindest eines verraten: Es hat sich gelohnt!
Joel und Ellie haben sich in einer kleinen Gemeinde namens Jackson, Wyoming, niedergelassen und führen dort eine nahezu ruhiges und idyllisches Leben. Sie müssen zumindest nicht mehr von Haus zu Haus wandern und an dreckigen, kalten, gefährlichen und unsicheren Plätzen übernachten. An der Pandemie, den infizierten und der Gefahr durch andere Gruppen/Gangs/Banden hat sich aber grundlegend nichts zum positiven verändert. Die Welt so wie wir sie kennen ist komplett im Arsch. Regelmäßige Patrouillen rund um die Gemeinde sind daher absolut notwendig und unerlässlich. So kommt was eines Tages kommen muss. Etwas geht schief. Abby Anderson wird während einer routinemäßigen Patrouille vor einer Horde Infizierter von Joel und seinem Bruder Tommy gerettet. Sie schaffen es zu einem Außenposten, der früher zu den Fireflies gehörte, nun aber von der Washington Liberation Front oder kurz WLF geführt wird.
Während ihr in dem Moment euren Controller fest mit den Händen umschlossen habt, geschieht ein furchtbar schreckliches Ereignis, der mir meinen Mund hat offen stehen lassen. Ein ähnliches Niveau wie bei Game of Thrones, wenn man denkt: “Die können doch nicht …”. Doch, sie können und Naughty Dog lässt so einige im Spiel über die Klinge springen. Ab diesem ersten furchtbaren Moment entfacht der pure Hass und der unbedingte Wille nach Rache. Aus jeder Pore wird dieses Verlangen sprühen und so ist das Ziel klar vor Augen und der Weg dorthin von Blut gezeichnet. Der Weg zum Ziel ist so dermaßen intensiv und eindrücklich, ich habe diese Intensität noch nie zuvor bei einem Videospiel gespürt.
Die Story hinter dem Spiel hat allererste Güte und zeigt wieder einmal mehr, welche Möglichkeiten dieses Medium bietet und wie weit Videospiele seit dem “Klempner rettet Prinzessin” gekommen sind. Ich muss es wirklich noch einmal betonen: Wenn man The Last of Us und The Last of Us Part II getrennt voneinander oder zusammen betrachtet – dann ist das einfach mit das Beste was es jemals als Videospielgeschichte gegeben hat.
Den nächsten Sprung in dieser Hinsicht hat auch die Grafik und der Sound gemacht. Klar sieht das Spiel besser aus als The Last of Us auf der PS3 und es ist absolut beeindruckend welche gewaltigen Bilder auf der PS4 zum Ende der Generation möglich sind. Das die Konsole aus dem letzten Loch pfeift hört man auch am übertrieben lauten Lüfter, der dieses Monster im Laufwerk bewältigen muss. Ob Flora und Fauna, die Gesichts- und Bewegungsanimationen, die scharfen Texturen, die Vielfalt in den verschiedenen Schauplätzen, die tiefe Liebe zum Detail, die Licht- und Beleuchtungseffekte – einfach alles und wirklich einfach alles wirkt wie aus einem Guss und noch nach soviel mehr. The Last of Us Part II ist ein wahrhaft wunderschönes Videospiel.
Egal ob es im Nahkampf ist und die Kamera heranzoomt, oder die flüssigen ineinander übergehenden Animationen vom Sprint in den Hechtsprung. Das Spiel ist ein Orgasmus für die Augen und ebenso für die Ohren. Der hervorragende Soundtrack, die Geräuschkulisse in seinen ganzen Facetten, die Stimmen der Charaktere (ich spiele jedes Spiel immer auf englisch) und die abartigen, stöhnenden und schnaufenden Geräusche der Infizierten. Mich hat es immer mal wieder verjagt, auch wenn ich ein maximaler Schisser bin – aber alles zusammen formt dieses Spiel zu einem Meisterwerk. Denn das ist es für mich!
Es gibt wirklich verdammt viele schlechte Bewertungen zu dem Spiel und ich habe einige Meinungen dazu gelesen. Nicht eine, aber auch nicht eine einzige davon kann ich nachvollziehen. Es heißt: “die Charaktere wären flach” oder “die Story sei dumm oder schlecht” und es geht in einer Tour so weiter. Ich kann dabei nur mit dem Kopf schütteln. Naughty Dog gesteht Joel, Tommy, Ellie und Abby, nur um einige und nicht noch mehr zu nennen, soviel Tiefe und Zeit, wie es nur wirklich sehr, sehr wenige Entwickler machen. Sie zeigen Homosexualität als sei es das aller normalste auf der Welt – weil es das verdammt nochmal auch ist! Wer damit nicht klar kommt das Liebe für alle ist, der sollte sein generelles Weltbild überdenken. Die Gewalt ist absolut derbe, wird in keiner Szene beschönigt oder glorifiziert. Sie ging mir mitunter richtig an die Nieren und in manchen Szenen auch tief ins Herz – aber ohne jemals in dieser Situation stecken zu wollen – einige Charaktere verlieren innerhalb der knapp 30 Stunden Spielzeit ihr ganzes Leben, oder haben es davor schon verloren, sind mit der Gewalt aufgewachsen und können dennoch fühlen, was Liebe bedeutet. Vielleicht auch gerade deshalb!
Naughty Dog hat diesen Spagat zwischen Dramatik, Action, Spannung und ruhigen Momenten immer wieder bewiesen und erzeugte so eine Balance, die euch in Momenten fordert und in anderen wieder Momente gibt.
The Last of Us Part II ist ein Meisterwerk. Punkt. Eine konsequente Fortsetzung, dass sich in allen spielerischen wie auch inhaltlichen Bereichen zum Vorgänger verbessern konnte. Punkt. Für mich das Spiel des Jahres 2020 und wenn die Zeit vergeht, vielleicht auch irgendwann noch mehr. Ich gehe fest davon aus. Punkt. This is for the players. Ausrufezeichen!
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