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Guilty Gear Strive Review: Sol Badguy und Dr. Faust auf dem Prügel-Olymp

Arc System Works hat schon mit Dragonball Fighters bewiesen, dass sie es verstehen, den Anime-Stil in ein 2,5D Fighting Game zu integrieren. Aus dem gleichen Haus kommt nun ein Ableger der Guilty Gear-Reihe, der Eindruck hinterlässt und sich bei mir bereits einen festen Platz in den Top 5 Games of the Year gesichert hat.
 
Guilty Gear Strive ist der inzwischen siebte Hauptteil der seit 1998 existierenden Fighting-Serie. Guilty Gear war schon immer etwas extravagant, nicht nur was das komplexe Kampfsystem angeht, sondern auch durch den Artstyle der Charaktere. Da ist zum Beispiel Dr. Faust, ein Arzt und Serienkiller mit Papiertüte auf dem Kopf und enormem Skalpell in der Hand. Oder der Hauptcharakter Sol Badguy, ein Kopfgeldjäger auf der Jagd nach den titelgebenden Gears, also lebendigen Biowaffen, um die sich der hochkomplexe, klassische Anime-Plot dreht. Aber wir sind ja zum Kämpfen hier, nicht wahr?
 
Guilty Gear Strive
Um ganz ehrlich zu sein, hatte ich mit den Vorgängern so meine Probleme. Das Kampfsystem schien sehr überladen und ich kam nie wirklich in den Flow wie bei Street Fighter oder King of Fighters. Optisch hat sich Guilty Gear mit der Zeit gewandelt. Mit Guilty Gear 2: Overture verabschiedete sich Arc Systemworks von der klassischen handgezeichneten Optik und begann mit polygonalen Figuren zu arbeiten, die aber noch nicht wirklich schön aussahen. Erst mit Guilty Gear xrd Sign und der Unreal Engine 3 bekam die Serie ein Grafik-Makeover.
 
2014 hatte ich mir Guilty Gear xrd gekauft und war von der Optik schwer beeindruckt. Als Anime- und Fighting Game-Fan schien xrd Sign der Hybrid geworden zu sein, den ich mir erhofft hatte. Mit der Unreal Engine 3-Unterstützung sah das Spiel jetzt einfach mal aus wie ein Anime. Ja, das hatten die Naruto-Spiele auch schon vorher getan, aber hier wirkte das Design wie handgezeichnet. Trotz Polygonmodellen bei bestimmten Spezialattacken zeigt die Kamera aus verschiedenen Winkeln den Move bis zum Close-up, wo der Impact des Schlages zu sehen ist, und dann smooth zurück in den Fight. Einfach schön – nur war das Kampfsystem immer noch nicht 100 % meins.
 
Guilty Gear Xrd Rev.2
 
Wie man es von Capcom kennt, so hat auch Arc System Works von jedem Haupttitel immer mehrere Versionen auf den Markt gebracht. Die zweite Revision von Xrd mit dem Zusatz Rev 2 optimierte das Spiel und machte das Combosystem auf Wunsch einfacher. Nur, dass sich ein easy mode für mich nie gut anfühlt. Die Charakterauswahl wurde auf 23 aufgestockt, dazu kam ein verbessertes Gameplay und ein paar Quality of Life-Optionen. Insgesamt ist Rev 2 für mich die beste Version von Guilty Gear xrd.
 
Guilty Gear Xrd Rev.2
 
Der erste Trailer auf der Evo 2019: Die Kamera folgt einem Adler, der über eine Canyonlandschaft segelt. Wir sehen die Hauptprotagonisten Sol Badguy und Ky Kyske im Duell und hören den exklusive Metal-Track Smell of the Game von Little V und Richaard EB. Mein erster Gedanke: Eine Serie zum Spiel? Wo ist das Netflix-Logo?
 
Ich sollte Unrecht behalten. Guilty Gear Strive kam am 11. Juni 2021 in die Läden. Ich hatte auf Youtube die Beta-Phase verfolgt und war optisch sehr angetan. Mit einem Unreal Engine 4 Upgrade sah das Spiel noch ansprechender aus, es gab Stage Transitions, die ähnlich wie bei Tekken dafür sorgen, dass der in die Ecke gedrängte Gegner nach einiger Zeit durch die Begrenzung bricht und spektakulär in einem neuen Bereich landet. Meine Sorge, dass das Kampfsystem mich wieder am Weiterzocken hindern würde, verflog bald. Lead Designer Katano versprach im Voraus ein besser verständliches und vereinfachtes System. Er sollte Wort halten.
 
Guilty Gear Strive
Gerade die Charaktere haben Guilty Gear schon immer sehr eigenständig gemacht. Schön durchgeknallt, aber auch anspruchsvoll – jeder Charakter spielt sich anders und muss gelernt werden. Mein Favorit ist Giovanna, die brasilianische Spezialagentin, die zusammen mit einem Geisterwolf antritt und nach dem Kampf mit ihrem haarigen Buddy entspannt. Also Gameplay und Optik: Check!
 
Fighting Games waren schon immer dazu gedacht, dass menschliche Kontrahenten gegeneinander antreten und da ist der Online-Modus natürlich das Herz des Spiels. Eine Pixel-Avatar-Lobby erwartet den Spieler und nach kurzer Einführung könnt ihr je nach Skill in bestimmten Lobbys antreten. Ich hatte bisher keine Lags oder sonstigen Probleme, insofern scheint Arc System Works wirklich gute Arbeit geleistet zu haben.
 
Also alles gut? Nicht ganz. Für Solospieler bietet Strive nicht wirklich viel Arcade Mode, Story Mode (dieser ist eher eine Visual Novel ohne Kämpfe), Survival Mode und Versus Mode. Der Dojo bietet dafür ein sehr gutes Tutorial, dann noch den klassischen Trainingsmodus und den Mission Mode, in dem ihr eure Technik verfeinern könnt.
 
Für jemanden, der die Serie schon fast ad acta gelegt hatte, ist Strive eine Wiederbelebung. Der Look ist stylish und polierte Anime Action. Das Gameplay ist vielfach verbessert und beschert weniger Lernfrust als die Vorgänger. Der Soundtrack ist Geschmackssache. Japano-Metal ist nicht jedermanns Sache, passt aber zum Stil und ist nun mal ein Bestandteil der Serie. Wer nicht gerne online Fights austrägt, hat leider kaum Content zur Verfügung, aber der Hauptfokus liegt für mich in den Duellen mit Gegnern aus der ganzen Welt. Die PS4-Version, die ich gespielt habe, hat relativ lange Ladezeiten. PC und PS5 werden hier wahrscheinlich etwas besser dastehen.
 
Wer ein durchgeknalltes und technisch sauberes Anime Fighting Game sucht, liegt hier goldrichtig. Guilty Gear Strive ist bisher mein Fighting Game des Jahres – King of Fighters 15 kommt ja erst 2022!
 
Dan
Dan
Ich kenne sämtliche Charaktere aller King of Fighters-Teile und ich kann bis heute die Komplettlösung von Monkey Island aus dem Gedächtnis abrufen.

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