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15. April 2021Dude, Where Is My Beer? – Die Suche nach dem Pilsner
Wir kennen das doch alle, nach einem langen Bus Trip möchte man sich bei einem “kurzen” Zwischenstopp, einfach ein kühles Bier genehmigen, um den restlichen Trip so gut wie möglich zu überstehen und sich auf die Weiterfahrt freuen. Diesen Gedanken hatte auch unser Protagonist aus dem Spiel Dude, Where Is My Beer. Nur leider gestaltet sich dies nicht ganz so einfach, wie es sich vielleicht anhört! Denn in einer Stadt wie Oslo, in der es mittlerweile mehr Hipster und Influencer gibt als den 08/15 Durchschnittsbürger, dort findet man nicht so einfach ein stinknormales Bier!
Die Grundstory des Spiels ist relativ simpel – aber auch genial! Unser Protagonist, ein namenloser Mann mittleren Alters mit einem eventuell nicht mehr ganz zeitgemäßen Schnauzer, durchstreift während eines Zwischenstopps die unterschiedlichsten Bar’s Oslos auf der Suche nach dem ganz normalen Pils und erlebt dabei allerlei kuriose Dinge. Leider gibt es in ganz Oslo wohl nur noch Craft Biere und niemand möchte so etwas langweiliges wie ein Pils trinken. Ausgestattet mit genug Kleingeld und dem Forschungsdrang eines jungen Indianer Jones, machen wir uns also auf die Suche nach einem Ort, an dem es noch ein stinknormales Pils geben könnte. Ob wir am Ende erfolgreich sind und unser geliebtes Bier in den Händen halten, möchte ich an dieser Stelle noch nicht verraten! Nur soviel, oft kommt es anders als man denkt.
Dude, Where Is My Beer ist ein klassisches Point & Click Adventure, wie wir es aus den frühen 90igern kennen. Sprich, wir müssen unserem Protagonisten genausten sagen, welche Aktion er ausführen soll. Öffnen, nehmen, benutzen, anschauen – all diese Befehle funktionieren nur, wenn wir uns im Vorfeld gut überlegen was wir machen wollen. Die Steuerung erfolgt dabei klassisch mit der Maus. Einen besonders witzigen Einfall haben sich die Entwickler hierbei aber ausgedacht, welchen ich bis dato noch bei keinem anderen Adventure dieser Art gesehen habe. Ohne Alkohol verhält sich unserer Protagonist eher bedacht und zurückhaltend, wenn er allerdings ein bis zwei Bier intus hat, verändert sich seine Verhaltensweise in Sachen sozialer Interaktion und Verwendung möglicher Gegenstände. Im angetrunkenem Zustand fischt er auch schon einmal eine Geldbörse mit den bloßen Händen aus einer Toilette … Man(n) kennt das ja!
Allerdings kommen wir hier nun auch zu einem Nachteil des Spiels, wir verbringen viel Zeit damit, von Bar zu Bar zu laufen und unseren Biervorrat aufzustocken, da unser Alkoholpegel nach jedem Besuch in einem anderen Pub wieder zu schrumpfen droht. Möchten wir also ein Unterhaltung mit einer Person führen und sind nun schon wieder nüchtern, müssen wir erst wieder zur nächsten Bar laufen und uns sprichwörtlich einen hinter die Binde kippen. Leider können wir immer nur ein Bier von der gleichen Sorte im Inventar haben, was dazu führt, dass wir für eine simple Unterhaltung mehrere Bars abklappern müssen, um zum Ziel zu kommen. Am Anfang mag dies recht unterhaltsam sein, verliert aber im weiteren Verlauf des Spieles etwas an Reiz.
Eine Ingame Map wäre hier sehr schön gewesen um etwas den Überblick zu behalten, fällt aber aufgrund der doch recht überschaubaren Schauplätze nicht so sehr ins Gewicht.
Was dem Spiel allerdings wirklich gut getan hätte, wäre eine Übersicht über die einzelnen Aufgaben. Quasi eine In-Game-To-Do-Liste. Natürlich kann man sich darüber streiten, ob es so etwas in einem Point & Click Adventure geben darf und das man als Spieler natürlich selber auf die Lösung der Rätsel kommen sollte. Allerdings muss man bei der Herangehensweise mancher Aufgaben mehrmals hart um die Ecke denken, sodass einem auch schnell mal die Lust vergeht. Diese Rätsel kenn ich bereits aus anderen Spielen dieser Art, hier wird einem allerdings entweder nach einer vorgegeben Zeit oder nach der Anzahl der Fehlversuche eine Hilfestellung durch die Spielfigur geboten. Dies ist bei Dude, Where is My Beer leider nicht so ganz der Fall. Das kann natürlich auch schnell zu Frust und Stillstand führen, wenn man partout nicht auf die Lösung kommt.
Aus optischer Sicht gibt es nichts auszusetzen! Das Spiel ist einem stimmigen 2D-Comic Look gehalten und jeder Schauplatz und die dazugehörigen Figuren wirken wie aus einem Guss. Mit sehr viel Liebe zum Detail haben die Entwickler kleine witzige Details und Animationen in die Schauplätze integriert. So fährt zum Beispiel nicht nur eine Straßenbahn durch das Bild, sondern führt auch dazu, dass das Bild “rattert” wenn wir auf der Straße stehen. Auch kommt uns immer wieder ein Scooterfahrer auf den Straßen entgegen. Diese Details sorgen dafür, dass sich das Spiel trotz seines sehr ruhigen Spielflusses sehr belebt anfühlt.
Besonders hervorheben möchte ich noch den Soundtrack, dieser passt sich immer thematisch dem Ort bzw. der Bar an, in der wir uns gerade befinden. Man merkt hierbei, dass die Musik einen sehr großen Stellenwert bei den Entwickeln hatte. Eine witzige Sprachausgabe wäre noch eine schöne Ergänzung gewesen, ich gehe aber mal davon aus, dass hierfür kein entsprechendes Budget vorhanden war. Gestört hat es mich aber nicht wirklich!
Ich fand es mal wieder sehr erfrischend ein klassisches Spiel wie aus meinen Kindheitstagen zu spielen, abseits des ganzen Grafik Overkills wie Warzone oder dergleichen. Dude, Where Is My Beer ist ein sehr schön gestaltets Spiel mit einer simplen Grundidee und ausgefallenen Charakteren. Viele Gags drehen sich um aktuelle Trends – wie z. B. Hipster, Craft Beer oder Coffee Shops in denen sich der Kunde im Grunde selber versorgen muss und dafür auch noch eine ordentliche Stange Geld bezahlen soll. Natürlich ist vieles davon stark überzeichnet, aber das macht den Charme des Spiels aus. Die beiden Entwickler Arik Zurabian und Edo Brenes beweisen hier das richtige Gespür für diese Art von Themen.