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Final Fantasy ist eines der ältesten, und wahrscheinlich eines der erfolgreichsten Franchise, welches weiterhin besteht. In 2015 auf Sonys E3-Pressekonferenz angekündigt, war der Hype immens und die Erwartungen in einem völlig neuem Bereich, den Square zuvor selten erlebt hat. 1997 erschien das Original und nach 23 Jahren kommt das Remake auf die PS4. Ein Jahr später hat Square Enix die Intergrade-Version für die PS5 veröffentlicht – mit neuen Inhalten, das Experimentieren mit Sonys neuer Hardware und einem ersten Geschmack, wie Part II aussehen könnte. Für mich ist das alles neu, denn FF7 Remake ist mein erstes Final Fantasy überhaupt – und ich hatte ein paar Probleme.

Final Fantasy VII Remake ist ein Action-Spiel mit RPG-Elementen in einer Cyberpunk-ähnlichen, dennoch deutlich düsteren, Welt – angesiedelt in Midgar. Man steuert Cloud, der sich mit einer Gruppe namens Avalanche zusammengeschlossen hat, gegen Bezahlung, um eines der Reaktoren der Shinra-Gruppe zu Fall zu bringen. Neuankömmlinge, wie ich in diesem Fall, werden zum Anfang mit Plotdetails überrumpelt, doch das Ganze fügt sich zu einem Puzzle, und das recht schnell. Shinra nimmt die Lebensessenz der Erde und produziert daraus Energie – ein Thema, welches heute relevanter ist, denn je. Was ich hier am Storytelling großartig finde ist, dass der Spieler im Grunde genommen in ein Geschehen hineinkatapultiert wird, ohne dem Spieler zuvor zu erklären, was in dieser Welt eigentlich geschehen ist. Aber dennoch schafft es Square, die Neugierde durch die einprägsamen Charaktere und Orte zu erschaffen. Fokus liegt hierbei mehr Richtung Cloud, der von Kapitel zu Kapitel mehr seinen Platz in Midgar und der Welt sucht. Zusammen mit der Avalanche-Gruppe, die versuchen Shinra zu Fall zu bringen, kommen weitere bemerkenswerte Charaktere hinzu, die die Story stark erweitern. Cloud fing für mich als ein hüllenloser Charakter an, ohne jegliche Bindung oder Tiefgang, doch mit der Zeit öffnet sich dieser Charakter, seine Vergangenheit wird zwar nur leicht thematisiert, dennoch wächst seine Sympathie gegenüber der Gruppe. Charaktere wie Aerith und Sephiroth sind mein Highlight. Ein großer Bestandteil vom Remake ist die Beziehung zwischen Cloud und Sephiroth, die eher zum Anfang und Ende stark erläutert werden, aber leider nie tiefgründig wird. 

Die Geschichte hat mir größtenteils sehr gefallen, auch wenn es in einem eher langsamen Pacing verläuft und vom Spieler erwartet, Geduld aufzuweisen. Denn für das ganze Abenteuer benötigt ihr für die reine Story ca. 28 Stunden, 15h-25h für 100%. Es ist sehr storylastig und die Bindung der Charakteren ist ein großer Bestandteil. Dennoch gab es auch wirklich einige Charaktere, die komplett verschenkt wurden und absolut sich nicht über die Zeit ändern. Barret und Tifa bleiben für mich auf einem eher durchschnittlichen Level, ohne sich stark zu ändern. Bei Tifa hatte ich sogar das Gefühl, dass sie zum Ende immer weniger relevant wurde, und der Fokus komplett auf Cloud, Aerith und Sephiroth lag. Es gibt genau 18 Kapitel im Spiel, die ersten und die letzteren sind die stärksten und, insbesondere das letzte, ist ein Meisterwerk. Square hat mich hier komplett, in jeder Hinsicht, überzeugt und ein fantastisches Finale geliefert.

Neu in Intergrade, und nur auf der PS4, ist auch die Episode von Yuffie. Yuffies Episode ist ungefähr mitten in der Hauptstory angesiedelt und bietet euch ca. zwei Stunden an reiner Story sowie zwei bis drei weitere mit Sidecontent. Allzu viel hat Square hier nicht verändert, führt neue Charaktere ein, die eventuell relevant im kommenden Part sein könnten. Yuffie hingegen ist ein toller, verspielter Charakter, die passend in das Geschehen eingebaut ist. Dennoch fühlt es sich etwas recycelt an, da die Umgebungen sehr bekannt sind, sowie einige Charaktere. Doch wie das Hauptspiel auch, so bietet Yuffies Episode ein großartiges Finale an, das mich mehr überrascht hat aufgrund der Brutalität, welches ich nicht kommen sah. In meinen Augen muss es nicht immer fröhlich und positiv ablaufen und man kann klar die Risiken erkennen, die Square in dieser Episode ausprobiert hat. Eines der größten Kritikpunkte sind die Dialoge und das Schauspielern. Es wirkt extrem gezwungen, übertrieben und absolut nicht gut durchdacht.

Die Dialoge und der generelle Skript sind sehr schwach, die Unterhaltungen sind meistens nicht relevant und es gibt einige sehr stereotypische Charaktere, die über sich einfach nicht hinauswachsen. Es gab einige Male, wo ihr kurz davor war abzubrechen, weil es nicht zum Aushalten ist. Sehr cringy, manchmal kindisch und ohne ernste Themen – Square muss das definitiv im nächsten Part ändern. In der englischen Sprachausgabe hatte ich meine größten Probleme mit dem Schauspielern, daher kann ich euch die japanische Sprachausgabe deutlich mehr empfehlen. Auch deutsch hörte sich nicht gut an.

Gameplaytechnisch wurde FF7 Remake anscheinend komplett umprogrammiert. Das Kämpfen ist nun in Echtzeit, mit wenigen RPG-Elementen, und fordert nun vom Spieler auf, noch wachsamer zu sein. Ihr habt leichte und schwere Angriffe. In der Regel kontrolliert ihr immer Cloud, doch ihr könnt auch die Party-Mitglieder steuern. Je nach Mission und Situation sind andere verfügbar. Es gibt auch eine „ATB“-Leiste, mit der ihr besondere Attacken auslösen könnt oder Items nutzen. Die füllt sich durch das Blocken oder angreifen. Jeder Charakter hat auch eine sogenannte Limit-Attacke, die sich auch nach einer Zeit auffüllt. Das Kampfsystem bekam sehr viel Liebe und wurde mit größter Sorgfalt hier entwickelt. Das Ergebnis: Eines der am besten funktionierenden Combat Systems, die ich je gespielt habe. Es ist unglaublich flüssig und klappt wunderbar aus der Hand. Man hat zum Anfang seine Schwierigkeiten, doch es erfordert von euch auch, sich damit auseinanderzusetzen, und gegebenenfalls, neue Taktiken auszuprobieren. Meine Sorgen sind jedoch die leichten RPG-Elemente, die man definitiv ausbauen könnte.

Es fühlt sich zu wenig an, aber das ist wirklich meine eigene Präferenz. Das Level-Design ist zudem eines der Kritikpunkte in meinen Augen. Es ist sehr schlauchartig, extrem identisch und verfolgt immer dasselbe Muster. Da wird einem schon schnell langweilig, auch wenn es wenige größere Areale mit Nebenmissionen gibt. Es gibt zahlreiche Bosskämpfe im Spiel, die meisten haben mir gefallen. Der Schwierigkeitsgrad auf Normal ist bereits herausfordernd, insbesondere gegen stärkere Gegner.

Visuell bin ich sehr angetan. Zuallererst habt ihr die Wahl zwischen zwei Modi auf der PS5: 4K nativ mit 30 FPS oder 1440p und 60 FPS. Das letztere kann ich euch nur dringend empfehlen, die Kämpfe fühlen sich sehr geschmeidig an. Es läuft extrem flüssig, ich habe nur sehr wenige Ruckler bemerkt. Rein grafisch ist das Remake exzellent! Die Charaktermodelle, insbesondere Cloud, Aerith und Sephiroth sind eines der besten überhaupt. Die Animationen wirken sehr geschmeidig und erstklassig, die Außenareale waren für mich eher Durchschnitt, da oft unscharfe Texturen zu erkennen sind, dennoch sind die Innenareale absolut umwerfend. Final Fantasy VII Remake Intergrade hat eines der besten Lichteffekte, die ich jemals gesehen habe.

Es ist auf dem Level von Naughty Dogs The Last of Us: Part II und absolut verrückt, wie die Innenareale aufwendig gestaltet worden sind. Die Modelle der Feinde sind wirklich gut, die Effekte in den Kämpfen sind ein purer Augenschmaus – benutzt hierbei ein HDR-fähiges Endgerät und ihr werdet umgehauen! Es ist definitiv Squares schönster Titel, auch die Cutscenes wurden mit sehr viel Sorgfalt entworfen und wirken sehr qualitativ. Im technischen Aspekt habe ich daher fast keine Mängel aufzuweisen – sie haben alles aus der PS4 rausgeholt und mit dem Upgrade sieht es auf der PS5, insbesondere die Texturen und Charaktermodelle, noch besser aus. Eine fantastische Leistung!

Ich hatte gewisse Erwartungen und die meisten wurden erfüllt, einige übertroffen, und doch über manche könnte ich meinen Kopf an die Wand schmettern. Es ist ein großartiges Spiel, auch für komplette Neueinsteiger wie mich, die der Reihe eine Chance geben wollen. Die Story verläuft in einem langsamen Pacing, es gibt eine sehr ordentliche Charakterentwicklung und ein umwerfendes Finale, was viel mehr Lust auf den zweiten Part macht. Die Dialoge sind größtenteils zum Fremdschämen, insbesondere das überzogene Schauspielern hat manchmal meine Geduld auf die Probe gestellt. Zum Ende hingegen wurde es deutlich besser, und sagen wir mal, etwas erwachsener.

Gameplaytechnisch ist es extrem solide; es schwächelt stark im Level-Design, da auch sich das Muster wiederholt, doch das Kampfsystem muss man ausprobiert haben, da es für mich sogar grandios entworfen ist. Mit noch mehr Feinschliff, könnte es perfektioniert werden. Es macht unglaublich viel Laune, die Fähigkeiten der Charaktere zu nutzen und Schwächen des Gegners herauszufinden. Es wirkt manchmal hektisch, doch lässt man sich Zeit, so hat man eine tolle Zeit damit! Visuell kann ich im Grunde genommen nur Lob aussprechen; es wird in einem faszinierenden Grad an Qualität präsentiert, zusammen mit eines der besten Charaktermodellen und Lichteffekten, die ich bisher je gesehen habe. Es wirkt sehr gut durchdacht und aufwendig gestaltet, besonders einige Schlüsselmomente werden dem Spiele toll präsentiert. Es gibt da und da etwas schwächere Punkte wie unscharfe Texturen oder Lichtverhältnisse in offenen Arealen, doch das Gesamtpaket ist überaus überzeugend, insbesondere in HDR.

Ich hatte einige Momente, wo ich das Spiel einfach auf die Seite legen wollte, doch man wird belohnt. Wenn ich jetzt über das Spiel nachdenke, gefällt es mir deutlich besser, bevor ich angefangen hatte. Es ist gut durchdacht, funktioniert und ist ein purer Fanservice mit sehr viel Aufwand. Ich könnte mich nicht noch mehr auf Final Fantasy VII Remake Part II und Final Fantasy XVI freuen! Falls ihr vorhabt dieser Reihe eine Chance zu geben, ist dieser Titel die perfekte Gelegenheit. / Downloadcode vom Publisher bereitgestellt.

Olu
Olu
Ich zocke im Grunde genommen nahezu alles, Ausnahme sind eher MMOs und Fighting Games. Ganz großer Fan von Sonys 1st-Party-Spielen!

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