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25. August 2021Hell Architect – Ein schräger höllischer Spaß
Was wäre, wenn es doch ein Leben nach dem Tod geben würde mit Himmel und Hölle? Die frommen Menschen kommen in den Himmel und die Sünder in die Hölle. Was wäre, wenn es einen freien Facility-Manager / Architekten-Job in der Hölle geben würde, denn der Laden muss ja auch organisiert werden? Was wäre, wenn dieser Posten gerade vakant wäre und du die Chance hättest die Unterwelt so aufzubauen, dass es selbst Lucifer vom Stuhl hauen würde? Hell Architect ist die Antwort auf diese Fragen.
Am 18. August 2021 veröffentliche der Publisher Leonardo Interactive und das Entwicklerstudio Woodland Games das Spiel Hell Architect. Hell Architect ist eindeutig von Spielen wie Dungeon Keeper, Oxygen Not Included und Prison Architect inspiriert. Der Spieler übernimmt die Rolle des Höllen-Managers und ist verantwortlich dafür, dass Sünder mit lebenswichtigen Einrichtungen versorgt sind und mit Foltermaschinen das Leid der Untertanen gesammelt wird. Ganz ähnlich wie auf dem modernen Arbeitsmarkt.
Um eine Hölle zu managen und nachhaltig aufzubauen, braucht man natürlich eine gewisse Qualifikation. Die Fähigkeit Sünder zu quälen, fällt natürlich nicht einfach vom Himmel. Hierfür bietet das Spiel ein Tutorial, dass in drei Teile aufgebaut ist und dem Spieler die Grundlagen des Wirtschaftssystems, der Versorgungsketten und die Feinheiten der Foltermethoden und Teufelsbeschwörung einführt. Das Spiel steuert sich sehr simpel über die Tasten WASD und eurer Maus. Angenehm ist der frei wählbare Zoomfaktor, der vom Spiel angeboten wird, dieser hilft bei den Bergbauarbeiten und beim Aufbau eurer ganz persönlichen Hölle stehts den Überblick zu behalten.
Schon beim Tutorial spielt Hell Architect seine erste Stärke aus – den bitterbösen und schwarzen Humor. Bestes Beispiel hierfür ist Frank, ein Dämon mit Krawatte, strenger Brille und einem Notizblock. Er leitet euch genervt aber mit jeder Menge Wortwitz durch das Tutorial. Anzumerken ist, dass die deutsche Lokalisation an vielen Stellen fehlerhaft und noch ausbaufähig ist. Beispielweise heißen Gerätschaften im Tutorial komplett anders oder haben gar keinen Namen im Shop-Menü. Woodland Games sollte diese Fehler mit ein wenig Spucke im nächsten Patch beseitigen können.
Das Ziel von Hell Architect ist es, wie der Name bereits verrät, eine individuelle Hölle zu designen. Hierfür muss man Schlafmöglichkeiten (Betten oder Kartons) für die armen Seelen bauen und sich darum kümmern, dass diese genug zu Essen und zu Trinken bekommen. Gerade bei der Versorgung seiner Sünder müssen einfache Wirtschaftskreisläufe errichtet werden. Diese benötigen aber nie mehr als vier Station, was sehr angenehm ist. Da es sich aber nicht um eine Hotelsimulation handelt, werden keine luxuriösen Sterne verteilt – sondern eher Pentagramme und so fehlt es an allen Ecke an Prunk und Protz. Erfrischende Getränke beispielsweise gibt’s direkt aus dem dreckigen Klo. Um weitere Gebäude errichten zu können muss mit Hilfe von Foltermaschinen der Rohstoff „Leid“ gesammelt werden. Mit dieser Währung können dann Upgrades für die Gebäude durchgeführt werden. Gerade bei dieser Spielemechanik haben die Entwickler viel Liebe zum Detail bewiesen, denn je nach Foltermaschine und Sündern bringen diese mehr oder weniger Leid-Punkte. Ein Sünder mit Klaustrophobie in einer eisernen Jungfrau wird höhere Werte erzielen als ein Sünder der Angst vor Dunkelheit hat. Es gilt als genau zu planen welche Sünder mit welchem Foltergerät bearbeitet werden sollten. Ein weiteres kleines Highlight sind die Legenden unter den Sündern wie Billy the Kid, Judas oder Elizabeth Bathory eine bekannte Serienmörderin. Diese Legenden haben spezielle Fähigkeiten, die sich positiv auf die anderen Sünder auswirken.
Nach dem Tutorial stehen dem Spieler zwei Spielmodi zu Auswahl: Szenarien und der Sandbox-Modus. In den Szenarien gilt es die Wünsche von Lucifer zu erfüllen und einige Fehler von anderen Architekten auszubügeln wie bspw. flackernde Fackeln. Die Szenarien gestalten sich unterschiedlich schwierig, wobei die Aufgaben innerhalb eines Szenarios jeweils aufeinander aufbauen, was bedeutet, sollte man an einer Aufgabe hängen bleiben, werden die weiteren Aufgaben nicht freigeschaltet. Das Spiel bietet für jedes Szenario drei Schwierigkeitsstufen an. Dies steigert den Wiederspielwert von Hell Architect deutlich. Der Sandbox-Modus wiederum bietet euch alle Möglichkeiten sich in der Hölle auszutoben, ohne auf die speziellen Wünsche Lucifers Rücksicht nehmen zu müssen. Mit diesem Modus ist das Spiel faktisch unendlich lange spielbar, jedenfalls bis der Spieler alle Weiterentwicklung je Gebäude freigeschaltet und gebaut hat.
Das gesamte Spiel ist in einem schön gezeichneten Comic-Look gehalten. Die Mischung aus putzig und absurd schräg ist einfach ein absoluter Augenschmaus. Dies gilt sowohl für die Charaktere als auch für die Umgebung – aber vor allem für die Gebäude und Folterinstrumente. Der Soundtrack überzeugt im übrigen auf voller Länge und vermittelt schnell ein “höllisches” Gefühl. Vor allem die englischen Sprecher der NPCs haben bitterböse Sprüche auf Lager, die einen auch nach einigen Stunden Spielzeit immer wieder schmunzeln lassen.
Was soll ich sagen, in diesem Spiel verbirgt sich definitiv Suchtpotential! Es überzeugt mit seiner verrückten und ausgereiften Spielidee. Der Spieleinstieg ist aufgrund des gut gestalteten Tutorials sehr einsteigerfreundlich. Sowohl unterschiedlichen Szenarien als auch der Sandbox-Modus bietet viele Stunden Spielzeit. Wobei der Szenarien-Modus natürlich für die meiste Abwechslung sorgt, da durch die abgedrehten Anforderungen und Wünsche von Lucifer selbst immer wieder Leben in die Bude kommt. Natürlich kann Hell Architect mit seinem eher flachen Entwicklungssystem nicht mit anderen Aufbau- und Wirtschaftssimulationen konkurrieren, aber der etwas andere Ansatz mit den Sündern und dem Setting selbst trägt das Spiel über die eine oder andere Länge. Oder anders gesagt: Das Setting sticht hier besonders heraus!