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Joker – ein Ungeheuer erwacht

Während Marvel scheinbar mit Leichtigkeit einen Kinohit mit dem nächsten und wieder nächsten Superhelden einfährt und ein massives Universum im letzten Jahrzehnt aufbauen konnte, ist der Versuch von DC gleichzuziehen bisher nicht gelungen. Immer wieder gab es ambitionierte Projekte, aber der Weg war irgendwie nie das gemeinsame Ziel. So wird hier etwas angefangen, nicht vernünftig zu Ende gebracht und der übernächste Film ist schon in Produktion, wobei nicht ganz klar scheint, wohin man generell eigentlich möchte.

Nun ist mit Joaquin Phoenix ein weiterer Schauspieler in die Rolle vom Joker geschlüpft – diesem wahnsinnigen Charakter und der Erzfeind von Batman. Erstmals in der Geschichte der Batman-Filme ist die Figur aber nicht bereits in ihrer endgültigen und bösartigen Phase. Todd Phillips hatte die große Ehre die Entstehungsgeschichte von diesem gefürchteten Clown zu realisieren und schuf ein 122 Minuten langes Meisterwerk.

Gotham City. Eine Stadt die immer am Abgrund wandert. Gewalt, Korruption, Armut und Reichtum – alles gibt sich mit Handschuhen die Hände, damit sich niemand die eigenen Finger dreckig machen muss. Ein Spiegelbild unserer westlichen Gesellschaft. Denen, die bereits am Boden liegen wird beim Schaufeln des eigenes Grabes geholfen, um sie dann gemeinsam hineinzutreten. Die wenigen Reichen nähren sich an dem Blut vieler. Wir schreiben das Jahr 1981 und Arthur Fleck lebt gemeinsam mit seiner Mutter Penny in einer heruntergekommen Bude.

Arthur selbst ist schwer krank. In unangebrachten Situationen fängt er an unkontrolliert zu lachen, was ihn sichtlich anstrengt und gleichermaßen unangenehm ist. Er kann nichts dafür und so kommt er und kam mit Sicherheit auch viele Male in äußerst unangenehme und schwierige Situationen. Wenn ihr die Lache von Pennywise unheimlich findet, Joker würde mit “Hold my beer” darauf antworten. Für mich einer der beachtlichsten Leistungen die Joaquin Phoenix immer wieder unter Beweis stellt. Es ist nicht nur unangenehm, zugleich auch unheimlich und wahnsinnig gut dargestellt. Zu keiner Zeit und in keinem Moment kam es lächerlich und “gespielt” rüber. Mit ganzem Einsatz und unter körperlicher wie auch psychischer Höchstleistung lieferte er mit seiner Version von Joker eine bemerkenswerte Darbietung.

Wie sich Arthur Fleck langsam in Joker verwandeltet, dazu möchte ich wirklich gar nichts sagen – schließlich ist es der Kern des Films und würde jede Dramatik und Überraschung nehmen. Was ich aber sagen kann ist folgendes: Arthur hat alles an Halt und Lebensmut, von dem er nie viel besaß, verloren. Ob man sich dann für diesen Weg entscheidet, steht auf einem anderen Blatt. Arthur gab sich seinen dunklen Gedanken hin und verlor sich irgendwann völlig im Rausch der Aufmerksamkeit und dem Gefühl von Existenz. Von Rückschlägen und Enttäuschungen begleitet, ließ ihn die Gesellschaft zurück im Dreck, aus dem er noch einmal Kroch und der Welt seine eigene hässliche Fratze zeigte.

Der Film glänzt mit tollen Kamereinstellungen und satten und dunklen Farben. Der Soundtrack legte immer wieder einen passenden musikalischen Mantel um das bewegte Material und die einzelnen Besetzungen sind authentisch, glaubwürdig und realistisch. Wie der Film leider selbst. Das ist einer der bitteren Noten die ich im Magen hatte, als ich das Kino verließ.  So bewiesen die Produzenten ein gutes Gespür für Zeitpunkt und Handlungsabläufe. Auch die einzelnen Rückblenden in die unterschiedlichen Vergangenheiten waren passend integriert, ohne mich von der eigentlichen Geschichte loszulösen.

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=zAGVQLHvwOY

DC konnte mit der Verfilmung der Entstehungsgeschichte von Joker ein dickes Ausrufezeichen setzen! “Wir sind noch immer hier!” könnte man sie vielleicht schreien hören – es wäre nur schön wenn sich in Zukunft nur ein Konzept entdecken ließe. Ich erwarte kein übergreifendes Universum wie es Marvel zeigte, aber es wäre wünschenswert wenn wieder Herzblut und Ernsthaftigkeit zu entdecken. Von mir aus kann mit Joker wieder alles auf Anfang gesetzt werden. Der Film zeigt wie hervorragend DC sein kann.

Marco
Marco
Seit 1987 dabei. Von SEGA irgendwann bei der PlayStation gelandet. Hin und wieder auch Mal Maus und Tastatur - aber am liebsten doch mit einem Controller in der Hand.

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