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Making a Murderer – Lebenslänglich?

Erst vor wenigen Tagen wurde mir die Dokumentation ‘Making a Murderer’, produziert und ausgestrahlt von Netflix, empfohlen. Und gleich angeschaut. Die Erstaustrahlung ist aber schon einige Jahre her und die Serie ist seit dem 18. Dezember 2015 auf dem Streamingdienst verfügbar – im Anschluss schlug die Serie, wie ich später dann las, große Wellen und wurde sowohl im US-amerikanischen Inland, wie auch im Ausland ausgiebig und äußerst heiß diskutiert.

Zu Beginn der ersten Staffel geht es zunächst um dem unschuldig inhaftierten Steven Avery, der insgesamt für 18 Jahre im Gefängnis saß und für eine angebliche Vergewaltigung samt Mord verurteilt wurde, trotz mangelnder Beweise und weitere Hinweise Mitte der 90er, die von seiner Unschuld zeugten. Auch er selbst beteuerte stets seine Unschuld. Im Jahre 2003 und nach DNA-Tests konnte seine Unschuld wissenschaftlich bewiesen werden. 18 Jahre im Knast für nichts. “Krasse Scheiße” denkt man sich und fragt sich nun was in den weiteren Episoden noch kommen soll? Schließlich ist inzwischen schon eine zweite Staffel erschienen. Ich dachte zunächst, das sich die beteiligten Personen in den Staffeln unterscheiden und wahrscheinlich mehrere verschiedene ‘versehentlich’ Verurteilter und deren Geschichte beleuchtet wird.

Nun, falsch gedacht. Im Anschluss an die Freilassung von Steven Avery im Jahre 2003 nimmt das ganze Drama erst so richtig seinen Lauf. Als wären 18 Jahre hinter der schwedischen Gardine nicht genug, kommt eine Frau namens Teresa Halbach ums Leben. Schlimm und tragisch genug. Zu einer Zeit in der Steven Avery versucht sich zu rehabilitieren und momentan den Bundesstaat Wisconsin auf Schadensersatz verklagt. Aber wieso steht das im Zusammenhang?

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=qxgbdYaR_KQ

Um eine Vorstellung von der immensen Arbeit bis zur fertigen Dokumentation zu bekommen sei folgendes gesagt: Laura Ricciardi und Moira Demos haben die Menschen (damit meine ich alle beteiligten die in der Dokumentation zu sehen sind) alleine für die erste Staffel über 10 Jahre mit der Kamera verfolgt und unglaublich viele Video- und Tonaufnahmen gesammelt.

Kommen wir wieder zurück. Teresas Unglück wird sofort und ohne auch nur eine andere Spur zu verfolgen mit Steven Avery in Verbindung gebracht. Er ist schuldig von Beginn an. Keine weiteren Fragen. Keine Zweifel. Das Ganze nimmt eine Größe und eine Form an, die mich wirklich geschockt und entrüstet vor dem Fernseher verstummen ließ. Ich möchte und bevor ich weiter schreibe verdeutlichen, das der Mord an Teresa Halbach und das Unglück welches über ihrer Familie ausgeschüttet wurde, absolut schrecklich ist. Gleiches gilt für die betroffene Familie der Averys.

Mit jeder weiteren Episode wird nämlich eines oder zumindest mir ganz deutlich: Nach der Wahrheit scheint die Staatsanwaltschaft nie und nicht gesucht zu haben. Vieles wird der Verteidigung gar nicht erst mitgeteilt und somit auch den Geschworenen vorenthalten, anderes verdreht und verzerrt und weiteres gar nicht berücksichtigt. Es wurde sich zu keiner Sekunde die Mühe gemacht, andere Optionen in Betracht zu ziehen. Es ist mir leider nicht möglich sämtliche Details zu beleuchten und ich weiß auch, das im Grunde alles möglich ist und wenn man wirklich möchte oder etwas geplant hat … dann … – aber hier wird ein Niveau erreicht, das in meinen Augen so absurd und falsch ist, das es mich sehr betroffen und traurig macht. Noch einmal: Für beide Seiten.

Und das betrifft nur die erste Staffel. In der “zweiten Runde” kommen noch ganz andere Details ans Tageslicht und ich habe nicht gezählt wie oft ich kopfschüttelnd auf dem Sofa saß oder wie häufig mir “wtf?!” aus dem Mund flog.

Man kann der Serie vielleicht vorwerfen zu einseitig zu sein, jedoch kam nie das Gefühl auf, als würde man versuchen die Würde durch den schweren Verlust von Teresa und die Trauer der Angehörigen zu nehmen. Ganz im Gegenteil – dort, also den Fall betreffend, stimmt etwas ganz gewaltig nicht und schließlich kann die Geschichte nicht ruhen, weil es einfach viel zu viele Ungereimtheiten gibt. Ohne zu untertreiben!

Auch mag man die zweite Staffel kritisieren, da versucht wird den Tathergang zu rekonstruieren und von der Staatsanwaltschaft zum Urteil gebrachte Fakten durch Gegendarstellungen zu entkräften. Mag jede Hoffnung auf der Suche nach der Wahrheit verloren gegangen zu sein, so ist der letzte Strohhalm vielleicht nur eine mir im Vorfeld völlig unbekannte Person, die auf den Namen Kathleen Zellner hört. Die Dame hat sich in den USA deshalb Gehör und Anerkennung verschafft, da Sie nicht nur in einem Fall dafür sorgen konnte, das zu unrecht verurteilte Personen wieder in den Genuss der Freiheit gekommen sind. Ihre Arbeit also solches kann ich nicht beurteilen, da ich kein Jurist bin – aber neben ihrer sogenannten Experten, stehen auch ehemalige hochrangige Staatsanwälte in der Dokumentation ihr Wort und äußeren sich eindeutig zu diesem Fall. Daher entfällt für mich die Kritik an dieser Stelle.

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=Nu4GgQ1LWiI

Steven Avery wurde für den Mord an Teresa zur lebenslangen Haft und sein Neffe Brendan Dassey für insgesamt 32 Jahren Haft verurteilt. Beide sind seit 2007 inhaftiert.

Ich kann sowohl die erste wie auch die zweite Staffel von ‘Making a Murderer’ durch und durch empfehlen. Es wird nur leider kein “Happy End” geben, denn es ist kein Film. Weder für die eine, noch für die andere Seite. Was mich so besonders betroffen macht ist die Tatsache, dass seitens der Staatsanwaltschaft nie Interesse darin bestand der Wahrheit auf den Grund zu gehen. Aber seht selbst, es lohnt sich – leider.

Abschließend möchte ich nochmal betonen das ich mit dem Review keinesfalls den Verlust und die Schwere der schlimmen Schicksals in Frage stellen möchte. Auch halte ich Steven Avery nicht für einen Menschen mit einer komplett weißen Weste – ich halte ihn aber im Fall von Teresa Halbach für unschuldig. Ebenso seinen Neffen Brendan Dassey.

Marco
Marco
Seit 1987 dabei. Von SEGA irgendwann bei der PlayStation gelandet. Hin und wieder auch Mal Maus und Tastatur - aber am liebsten doch mit einem Controller in der Hand.

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