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Insekten oder Käfer als solches waren schon immer faszinierend für mich. Mitunter zwar auch unheimlich, ein wenig eklig vielleicht und oft genug auch nicht von dieser Welt. Zumindest rein optisch wirkt das ein oder andere Krabbeltier einfach “anders”. Viele von Ihnen haben mehr Gliedmaßen und Augen als ich zählen kann, andere heben Lasten, die zig mal schwerer sind als Sie selbst. Sie sind komplex, elementar für unser Leben auf dem blauen Planeten und bewegen sich oft genug unterhalb unseres Radars. Ideal also als Thema für ein Spiel.

Cocoon, das Erstlingswerk von Geometric Interactive, ist ein surreales und intimes Puzzle-Spiel von bemerkenswerter Komplexität. Mit Jeppe Carlsen, bekannt für seine Arbeit an Limbo und Inside, als Gameplay-Designer, überrascht das straffe und intelligente Gesamterlebnis nicht. Das Spiel, gepaart mit hervorragendem Sounddesign und sowohl synthetischer als auch organischer Kunst – üppig und doch knapp – schafft eine wirklich unvergessliche Erfahrung.

Cocoon versetzt dich in die Rolle einer Zikaden-ähnlichen Kreatur, kurz nachdem sie aus einem mit Blütenblättern gewebten Mutterleib gekommen ist. Ohne Zeremonie oder Anleitung findet sich die Kreatur in einer orangefarbenen, trockenen und größtenteils öden Welt wieder. Während Cocoon zwar einige Feinde in abgeschlossenen Arenen zeigt, liegt der Fokus nicht auf dem Kampf, sondern vielmehr auf der Erkundung. Um das gleich zu Beginn des Reviews abzuhaken: die Kämpfe als solches fühlten sich auch überflüssig oder fehl am Platze an. Der einzige wirkliche Kritikpunkt.

In typischer Super Mario-Manier, Boss muss x mal an besagter Stelle getroffen werden, besiegt ihr das Wesen und schreitet so ein kleines Stück weiter. Da ihr sonst nicht kämpft oder irgendwelche Fähigkeiten als solches erlangt, ist mir nicht ganz klar warum es diese Parts ins Spiel geschafft haben. Ich hätte Sie nicht gebraucht. Sei es drum und wiegt nicht so schwer, als wäre das nun ein No-Go. Denn von Beginn bis zum Ende gibt es stets nur eine einzige Taste zu drücken – und ihr könnt euch bewegen. Mehr nicht. Und wenn ihr die Kugeln bzw. Welten auf eurem Rücken tragt, eröffnen sich weitere Möglichkeiten.

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=XHfzY-nIQxw&pp=ygUOY29jb29uIHRyYWlsZXI%3D

In der offenen Welt sind antik aussehende Strukturen mit seltsamer Energiepulsation deine einzigen Begleiter. Deine Mission ist einfach: Nutze diese Strukturen, um voranzukommen. Der Grund wird nie explizit genannt, aber es fühlt sich auch nicht notwendig an. Eine nicht greifbare Kraft zwingt dich, die Unvermeidlichkeit der Reise nicht in Frage zu stellen.

Der Fortschritt erscheint auf dem Papier einfach. Die meisten begegneten Strukturen werden durch das Einsetzen einer Kugel an der richtigen Stelle aktiviert. Die Einfachheit wird jedoch schnell zur Komplexität, da diese Kugeln ganze Welten enthalten. Indem man sie in eine mechanische Struktur legt, spiegelt sich die Umgebung in einem Wasserbecken, was nahtlose Übergänge zwischen den Welten ermöglicht. Die Herausforderung besteht darin, Welten innerhalb von Welten zu platzieren, um voranzukommen. So erlangt das Spiel eine komplett neue Ebene und ihr springt irgendwann in den Welten hin und her.

Die Brillanz von Cocoon liegt in seiner Fähigkeit, den Geist und die Neugier des Spielers zu fesseln. Trotz der potenziellen Komplexität lenkt das Spiel die Aufmerksamkeit geschickt, um die Spieler nicht zu überfordern. Bereiche, die nicht mit dem aktuellen Puzzle zusammenhängen, werden unauffällig abgeschlossen, um frustrierendes Zurückverfolgen zu vermeiden.

Die Subtilität erstreckt sich auch auf das Sounddesign des Spiels, bei dem gezielte Stille oder sanfte Töne beim Lösen von Rätseln abgespielt werden. Die Unheimlichkeit im Klang von Cocoon ergänzt die Kunstausrichtung – eine Gegenüberstellung von Bildern, die sowohl Unbehagen als auch Staunen erzeugt. Die Welt, gefüllt mit Metallstrukturen und perfekter Geometrie, trägt auch eine organische Note, die an einen lebenden Organismus erinnert. Die unterschiedliche Farbpalette für jede Welt, während sie bei der Navigation hilft, bewahrt die Harmonie zwischen verschiedenen Reichen.

Cocoons Fehlen einer expliziten Erzählung ermutigt euren Geist zu schweifen und eine tiefgreifende Botschaft zu extrahieren: unsere persönlichen Reisen sind im großen Maßstab bedeutungslos. Es ist wirklich faszinierend wie durchaus komplex die Rätsel gestaltet wurden und mit wie wenig Möglichkeiten dieser Grad erreicht wurde. Obwohl das etwas abrupte Ende diese Botschaft mindert, bleibt Cocoon ein Spiel der Selbstentfaltung. Vom Auftauchen zu Beginn des Spiels bis zum Voranschreiten und Lernen hebt es die Kleinheit des Selbst in der Weite des Lebens hervor. Cocoon zeigt sich durch seine Rätsel und Bilder als ein schönes, brillantes Spiel, das Bedeutung auf subtile, aber unvergessliche Weise vermittelt.

Marco
Marco
Seit 1987 dabei. Von SEGA irgendwann bei der PlayStation gelandet. Hin und wieder auch Mal Maus und Tastatur - aber am liebsten doch mit einem Controller in der Hand.

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