SpielBar #164 – Der Pixel Talk mit der Ubisoft Forward, dem PlayStation Portal, Neuigkeiten und dem Rest vom Fest!
16. Juni 2024PlayStation Portal – mein erster Handheld seit Kindheitstagen
1. Juli 2024Animal Well – die umgekehrte Matrjoschka
Animal Well wirkt von der ersten Sekunde, wie ein sehr ruhiges, fast schon nachdenkliches Spiel und mein kleines rundes Wesen, ist gerade erst aus einem Ei geschlüpft. Wer oder was ich genau bin? Keine Ahnung. Wo ich bin? Keine Ahnung und was ich genau machen soll? Ein drittes Mal: keine Ahnung. Ich weiß nur, es wurde von Shared Memory entwickelt, einem noch ganz jungen Studio und das Animal Well ein Metroidvania ist.
Mit kleinen schnellen Schritten bewege ich mich in feinster Pixelart erst einmal von links nach rechts und umgekehrt. Ganz vorsichtig, denn düster und bizarr ist die Welt. Geräusche aus dem Hintergrund sorgen für eine einnehmende Stimmung. Mehr als laufen und springen kann ich zunächst nicht und mir ahnt deshalb schon, dass jede Begegnung mit mir fremden Kreaturen gefährlich sein könnte. Denn in der Nahrungskette wirkt mein flauschiger Ball eher am Ende, als am Anfang.
So überrascht es mich, dass doch einige Tiere auf die ich im Laufe des Spiels immer wieder treffe, gar kein Interesse an mir haben. Sie beobachten mich, mit manchen kann ich freundlich interagieren und von anderen werde ich komplett ignoriert. Ich bin also wirklich am Ende der Nahrungskette und scheine so gar keine Bedrohung zu sein. Ist cool für mich. Täuschen soll der Eindruck aber keineswegs, denn die Gefahr lauert und wer in der Nahrungskette ganz unten ist, löst bei anderen Appetit aus.
Matrjoschka trifft auf Alice im Wunderland
Atmosphäre wird ganz groß geschrieben und zweifelsohne gehört es zu den atmosphärischsten Metroidvanias die ich je gespielt habe und auf dem Markt gibt es extrem starke Konkurrenz! Denn selbst nach Stunden weiß ich nicht so genau, was hier eigentlich vor sich geht und warum alles so ist – wie es ist. Die Synth-Musik hüllt die bizarr kryptisch wirkenden Areale in keine konkrete Eindeutigkeit. Tierähnliche Geräusche und anderes fremder als fremd. Es schwingen ständig Fragen mit, deren Antwort ich suche.
Von dem minimalistischen Stil holt Animal Well meiner Meinung nach das Maximum heraus. Obwohl ich selbst nach Stunden keine Ahnung hatte, wohin ich eigentlich soll, hatte ich nie das Gefühl komplett ins Stocken zu geraten. Ich entdeckte immer neue Wege und geheime Gänge, manche durch Zufall – einmal holte ich mir Rat – und zu anderen bahnte ich mir meinen Weg. Denn das Spiel lässt sich zu Beginn durchaus schwer lesen. Was ist damit gemeint? Es signalisiert dir nicht ganz eindeutig: „Hier befindet sich eine Plattform oder dies ist ein Weg.“ Es trennt farblich keine Vorsprünge vom Hintergrund oder hebt die klassisch rote Kiste explizit hervor.
Die Welt ist eins und umso schöner war es wirklich jedes Mal und auch bis zuletzt, neue Wege und Abzweigungen zu entdecken. Hilfe dafür bekommt ihr mit der Zeit, denn wie jedes Metroidvania zeigt sich auch Animal Well in dieser Hinsicht nicht anders. Es öffnet sich von Stunde zu Stunde. Ihr erlangt Gegenstände und Fähigkeiten, mit denen ihr zunächst unüberwindbare Hindernisse meistern könnt. Zum Beispiel ein Slinky oder Jojo. Eine Panflöte oder eine Frisbee. Es gibt noch mehr und jeder Gegenstand kann auf unterschiedliche Weise von euch benutzt werden.
So können die Rätsel durchaus sehr anspruchsvoll sein, viele davon habe ich auch nach dem „Ende“ noch nicht gelöst. Zum „Ende“ gleich mehr. Es gibt Rätsel die löst ihr auf einem Bildschirm, andere sind eine Verkettung von Ereignissen. Dazu kommen durchaus knifflige Plattformpassagen und es hilft, sich selbst zu zwingen um die Ecke zu denken. Nach etwa zwölf Stunden sah ich die Credits rollen. Irgendwie überrascht, fast ein bisschen traurig und glücklich zugleich, weil die Reise so einzigartig war. Das Spiel ist vorbei … und dann doch so überhaupt gar nicht.
Als ich nach rechts ging, kam ich in ein Wohnzimmer, danach folgte eine riesengroße Uhr, noch weiter eine sich seltsam bewegende Form und als ich nach unten sprang, fiel ich tief und landete doch plötzlich an einem mir vertrauten Ort. Wtf? Ende?! Ganz und gar nicht!
Animal Well ist wie eine Matrjoschka – nur umgekehrt. Ihr beginnt klein und nach und nach und nach und nach wird dieses Spiel groß und größer. Ich bin also schon „durch“ mit dem Spiel, schreibe deshalb dieses Review und bin noch gar nicht am Ziel. Seit dem ich das weiß, lässt es mich gedanklich nicht mehr los. Ich weiß von Wegen und Räumen wo ich noch gar nicht war. Ich möchte da aber hin, nur wie? Was hat es mit der riesengroßen Uhr und der Form auf sich, die sich dreht und bewegt.
Ich habe Tiere getroffen, bei denen ich mich frage – helfen Sie mir noch irgendwie oder kann ich Ihnen noch helfen? Meine Panflöte spielt so viele Töne, aber nur eine bestimmte Abfolge davon habe ich erst verstanden. Was kann ich noch damit anstellen? Ein Blick ins Netz sorgte für noch größere Augen und ich bin wirklich durch und durch gespannt was dieses so kleine anmutende Spiel noch in sich birgt.
Den einzigen wirklich Kritikpunkt oder Makel den es hat – die Karte. Durch die vielen kleineren Wege oder Verstecke, war die Navigation manchmal nicht so einfach. Gerade wenn ihr in einem neuen Gebiet seid und ihr wieder zurück möchtet oder müsst, bin ich doch einige Male in einer Sackgasse gelandet. Das Spiel bietet zwar einen Stempel oder Stift, um sich Markierungen, Erinnerungen, etc. auf die Karte zu malen, die sind aber recht grob und in die Karte lässt sich nicht stufenloses zoomen. Eine Phrase an der ich mich aber an dieser Stelle bedienen möchte: „Meckern auf ganz hohem Niveau.“
Animal Well ist ein grandioses Metroidvania, ein ebenso tolles Puzzlespiel und ein wahres Erlebnis. Jede*r der/die nur ein Hauch für dieses Genre übrig hat oder damit erste Erfahrungen sammeln möchte – spielt dieses Spiel! Es wird mich noch sehr lange beschäftigen und ich bin gespannt, welche Geheimnisse es mir irgendwann noch offenbart. Matrjoschka trifft auf Alice im Wunderland. Gespielt habe ich es komplett auf dem PlayStation Portal.
2 Comments
[…] super spannende Animal Well habe ich komplett auf dem Portal gespielt und vor kurzem bin ich mit Diablo IV angefangen. Auch in […]
[…] die zuletzt gespielten Videospiele. Was haben wir uns also aufgetischt? Zum einen Diablo IV, SCHiM, Animal Well und Baba Is […]