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Shooter prägen die Welt der Videospiele heutzutage wie kaum ein anderes Genre. In jedem Jahr feuern und feiern sich die großen Namen mit dem nächsten Titel und versuchen dabei den noch wirklich letzten kleinen Fitzel Spaß aus dem Franchise zu pressen. Manchmal gelingt das besser, manchmal weniger. Manchmal muss man dafür wieder zurück zu den Wurzeln oder die Fühler in die ferne Zukunft strecken. Die Faszination der Ego-Perspektive verliert keinen seiner Reize. Doch wie fing alles für mich an? Eine Frage die ich mir letztens stellte und mich diesen kleinen Artikel schrieben ließ.
Es war gegen Mai im Jahre 1999 und ich war 12 Jahre alt. Ich bekam meinen ersten PC von meinen Eltern geschenkt – eine vor Power strotzende Maschine mit sagenhaften 500 MHz. Alle anderen Specs sind mir entfallen, dürften aber ähnlich schlecht aus heutiger Sicht sein. Aber mit den 500 MHz konnte man damals schon etwas anfangen.
Auf dem Schulhof der Grundschule sprachen wir damals über Sega und was Nintendon’t. Doch nun waren wir große Jungs. Ja, wir waren richtige Gamer, Nerds und liebten Videospiele. Das Paradebeispiel für guten Kleidungsstil, eine gut sitzende Frisur und modische Brillen. “Pah, lass mich mit Konsolen in Ruhe, ich spiele am PC.” Ich erinnere mich gerne zurück. Schön war die Zeit. Auf die ein oder andere Weise erhielt ich im Jahre 1999 eine Version von Half-Life. Ich wusste mehr oder weniger genau was es war und wusste auch etwas mit dem englischen Begriff Shooter anzufangen, jedoch kannte ich neben Doom und Quake eigentlich keine anderen Spiele aus dem Genre.
Zu Hause angekommen ging es nach dem Mittagessen hoch ins private Reich. Das Spiel installiert, zurückgelehnt und von der Geschichte an die Hand nehmen lassen. Der Beginn von Half-Life sprach damals nicht nur Bände, nein, er brach auch festgefahrene Konventionen was 1st-Person-Shooter betraf und hob tiefe Erzählstrukturen in die Egoperspektive. Das gab es so noch nie für mich und auch der Rest der Welt schätzte den Titel mit Preisen und guten Wertungen. Schon von der Grafik beeindruckt, sog mich die Zugfahrt tiefer hinein und lässt mich bis heute nicht mehr los. Das Spiel schien wirklich zu leben. Wachleute, Wissenschaftler, Arbeiter. Es entstand der Eindruck als würde hier tatsächlich etwas passieren. Half-Life wollte anders sein.
In dieser Zeit gab es neben dem Fußball eigentlich nur eines: Von der Schule nach Hause kommen, den Tornister in die Ecke feuern und weiterspielen. Eins, zwei, drei, vier Stunden am Stück. Die Zeit verflog und wurde immer wieder durch Telefonate mit einem Freund unterbrochen, der ebenfalls begann das Spiel zu spielen. TeamSpeak o. ä. gab es zu der Zeit noch nicht. Also unterhielt man sich eben so, nach der Schule, was man schon wieder alles neues erlebt und gesehen hat. Wie sehr man erschrak und wie scheiße gruselig es manchmal doch war. Ich war vollkommen in der Welt.
Ein gescheitertes Experiment öffneten Dimensionstore zu einer Parallelwelt und Aliens überfluteten Black Mesa. Und an allem war ich, Gordon Freeman, dann doch irgendwie Schuld? U.S. Marines wie auch Black-Ops Spezialeinheiten sollten sich der Sache annehmen und die Invasion der Alienplage von der Landkarte fegen. Dazwischen ich, der versucht sich weder von der einen noch von der anderen Seite erwischen zu lassen. Und das war gar nicht so einfach.
Das besondere an Half-Life war unter anderem, dass der Entwickler Valve gänzlich auf Zwischensequenzen wie man sie bisher kannte verzichtete. Keine gerenderten Videos oder gar noch schlimmere Auswüchse mit realen Schauspielern. Nein, Valve ließ euch in der Welt. Durch geschickt eingesetzte Skriptsequenzen (ihr passiert Punkt A und Aktion B wird ausgelöst) gelang es den Entwicklern die Story durch immer wiederkehrende Wendungen, Unfälle und Überraschungen voranzutreiben.
Hinzu kamen Adventure und Jump ‘n’ Run Elemente, die euer Können neben der linken Maustaste forderten. Und auch an der Maus gab es Neuerungen die erst durch Half-Life Einzug in die Videospielwelt fanden. Der sekundäre Feuermodi. Heute lockt das niemanden mehr aus dem Gebüsch, aber damals sorgte der Kniff für neue taktische Möglichkeiten im Kampf ums Überleben. Da spuckte das Maschinengewehr plötzlich Granaten, die Gaus Cannon konnte aufgeladen werden und die Armbrust wurde von einem lauten Explosionsgeschoss zu einem fast lautlosen Sniper.
Und dann war doch der gut gekleidete und seltsame G-Man. Das “G” könnte für größte Mysterium stehen. Ein Zitat von Ihm selbst:
Munter ans Werk, Mr. Freeman. Munter ans Werk. Womit ich nicht sagen will, dass Sie sonst faulenzen. Niemand hat mehr geleistet als Sie. Und der gesamte Einsatz wäre umsonst bis – nun, sagen wir mal es ist wieder soweit für Sie. Der rechte Mann am falschen Ort kann in der Welt viel bewegen. Also wachen Sie auf, Mr. Freeman. Schnuppern Sie die Asche in der Luft.
Wobei dieses Zitat aus dem Beginn von Half-Life 2 stammt, was jedoch nicht weniger Fragen aufwirft und wer er eigentlich genau ist?! Oder was er genau ist? Ein Alien in menschlicher Form? Wem gehört er an und wer hat ihm den schicken Anzug bezahlt? Fragen, die ich nicht beantworten kann und zu denen es unzählige Fan-Theorien gibt. Und besser als ich es könnte, ist im Grunde alles zum G-Man hier nachzulesen, klick mich.
So langsam würde ich auch gerne zum Ende kommen und würde euch gerne noch von meinen Lieblingsszenen erzählen. Wie bereits schon angesprochen, der Beginn und die Zugfahrt. Spannend war damals auch der Kampf gegen die Hypersuctor sensitiva – besser bekannt und einfacher: Die drei Tentakeln. Blind wie ein Maulwurf, aber das Gehör einer liebevollen Mutter. Das leiseste Geräusch ließ sie unermüdlich nach euch suchen. Hatten sie euch gefunden, wart ihr arm dran. Und der Arm ab.
Der sechs Meter große Gargantua sorgte damals für ordentlich Herzrasen. In der Mitte des Kopfes befindet sich ein gelbes Auge, welches freundlich rot leuchtet sobald es einen Feind entdeckt hat. Da ich das oft war, nahm ich jedes mal die Beine in die Hand. Aus seinen Scherenhänden spuckte es heiße Flammen und rannte mir nach, es bebte das ganze Zimmer. Ich rutschte mit dem Hintern auf dem Stuhl wild hin und her, drückte die Tasten der Tastatur so fest wie ich konnte und schrie mich selbst an schneller laufen zu müssen. Danach griff ich zum Telefon und rief meinen Kumpel an.
Nach dieser übermäßigen Ausschüttung von Adrenalin und Schweiß lagen meine Nerven erstmal komplett blank. Ich brauchte zunächst eine kleinere Pause und im Anschluss lief ich wieder wie gewohnt umher und bahnte mir meinen Weg durch die verschiedenen Areale. Räume sahen wie Räume aus und die Welt war vertraut. Bis zu dem Zeitpunkt als ich Xen erreichte. Schwebende Objekte, ein markantes grün, seltsame Wesen und wo zur Hölle bin ich hier?
Der Boss-Kampf. Das Wesen am Ende heißt Nihilanth, der Anführer der Xen-Einheiten und ist sogar in der Lage mit uns zu kommunizieren. Es schwebte übergroß über mir und schoss mit allerlei Energiekugeln auf mich ein. Mein gesamtes Arsenal an Waffen und sämtlichen Patronen reichten damals gerade so aus, um es Stück für Stück in die Knie zu zwingen. Seltsam für mein 12 jähriges ich wurde es – als es die letzten Atemzüge inhalierte und sein Kopf sich öffnete. Ah ja. Durch die Plattformen sprang ich hoch und höher. Schwebte über dem Wesen und schoss auf einen glühenden Gehirnenergieball. Verstanden habe ich es nicht, aber ich war der Gewinner und das Spiel zu Ende.
Half-Life gehört für mich zu den Klassikern und der Sorte von Spielen, die man gespielt haben muss. Auch heute noch und dank diverser Updates oder Neuauflagen, ist die Grafik ertragbar und noch recht schick. Natürlich hat sich das Genre auch massiv verändert und hat viele richtige Schritte nach vorne gemacht, da mag ein Titel aus dem Jahre 1998 steif und rudimentär wirken – aber wenn man das größtenteils ausblenden kann, dann erwartet euch eine Geschichte, die zwar mit Teil 2 und zwei Episoden fortgeführt, aber bis heute noch nicht beendet wurde. Ihr seid also auch fast 20 Jahre nach Veröffentlichung nicht zu spät um ins Half-Life-Universum einzusteigen. Valve hält sich seit Jahren bedeckt und schafft es auch im Jahre 2016 nicht, den noch immer fehlenden Teil der Half-Life Episode 3 zu veröffentlichen – welcher vor 10 Jahren angekündigt wurde. Ein trauriges Jubiläum.
2 Comments
[…] schrieb im übrigen vor gut fünf Jahren ein Rückblickend zu Half-Life und wer mag schnuppert auch da mal […]
[…] zu Half-Life, habe ich bereits einmal ausführlicher hier auf dem Blog verfasst und könnt ihr sehr gerne nachlesen! Es ist nach wie vor ein Spiel, welches einen festen Platz in meinem Herzen hat und über die Jahre […]