SpielBar #171 – Der Pixel Talk mit der PS5 Pro + State of Play, Nintendo vs. Pocketpair, der USK und beschlagnahmten Konsolen
4. Oktober 2024
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The Plucky Squire – wie tollkühn ist der Knappe?

The Plucky Squire versucht erst gar nicht zu vertuschen, woher die ganz offensichtlichen Inspirationen dieses Spiel stammen. Vielen von euch dürfte als erstes die Zelda-Marke von Nintendo einfallen und es ist gar nicht so leicht die Spielmechaniken, Rätsel und vielen kleinen liebevollen Details vom großen Bruder zu kopieren. Doch The Plucky Squire schafft es phasenweise mitzuhalten, an anderer Stelle geht dem Spiel aber auch ziemlich die Puste aus. Gerade das Pacing zum Ende und die extrem vielen Wortfetzen, wie auch die unendlich vielen Unterhaltungen zwischendurch machen es dem Spiel schwer.

Ihr schlüpft in die Rolle von Jot, einem putzigen Helden eines Kinderbuches, der selbst ziemlich schnell weiß: „Ich bin nicht so ganz echt.“ Das hebt durchaus den Humor des Spieles, weil immer wieder Bezug darauf genommen wird. So wechselt Ihr stets von Seite zu Seite, wunderschön gemalt auf dem Blatt Papier und könnt ebenso die platte 2D-Welt verlassen. Im Kinderzimmer von Sam bewegt ihr euch im 3-Dimensionalen Raum, der ein ziemlich großer Fan von euch ist. Merchandise-Artikel stehen zu Hauf herum und der immer wieder mögliche Wechsel von 2- zu 3D ist ein fest verankerter Kern. Ein großes anderes Franchise von Pixar/Disney lässt grüßen.

Die 2D-Welt ist in meinen Augen der größte Star.

Die Welt ist wunderschön gezeichnet und bietet abwechslungsreiche Areale. Berge, Dörfer, Strände und vieles mehr erwarten euch auf dem Abenteuer. Der oft geschriebene und in charmanter Art vorgetragene Text erzählt nicht nur die Geschichte selbst, oftmals könnt ihr auf eurer Reise die Sätze verändern, um so die Welt zu euren Gunsten umzugestalten.

So lässt sich ein geschlossenes Tor öffnen, weil ihr diesen Textbaustein aus einem anderen Absatz geklaut habt. Ein Block aus Metall wird zu Käse, große Gegner werden winzig klein. Wasser wird zu Eis und vieles, vieles mehr. Das System ist zwar deutlich unflexibler, als beim Pendant Baba Is You, dennoch hatte ich Spaß zu experimentieren, nur um zu testen, ob es auch wirklich funktioniert. Manches davon klappte und wieder anderes nicht.

Die Wortspiele sind nur eine der cleveren Methoden, wie The Plucky Squire die Geschichtebuch-Umgebung ausnutzt. Jot kann, wie vorhin schon beschrieben, auch aus dem Buch heraustreten und sich von einem niedlichen handgezeichneten 2D-Charakter in eine 3D-Version seiner selbst verwandeln. Wenn Jot außerhalb des Buches ist, kann er die Welt direkt manipulieren, indem er das Buch auf die Seite kippt, um Blöcke zu bewegen, oder sogar zu einer vorherigen Seite zurückblätteren, um ein benötigtes Wort oder Objekt zu holen.

Das Zurückblättern zu den Seiten, um die optionalen versteckten Sammlerstücke von The Plucky Squire zu finden, sorgte ebenfalls für einige coole Momente. Die zahlreichen Verwendungsmöglichkeiten des Buches zwangen mich, einen Schritt zurückzutreten und größer über die Werkzeuge nachzudenken, die mir zur Verfügung stehen. The Plucky Squire erreichte in diesen Segmenten einige großartige Höhen beim Rätsellösen.

Übererklärung und zu viel Text.

Wenn da nicht dieses Problem mit den viel zu vielen Hinweisen wäre, die dir das Spiel ungefragt aufzwingt. Bevor ich überhaupt nachdenken konnte/musste, führten Jots charmante Begleiter Violet, Thrash und Moonbeard ein ganzes Gespräch darüber, was zu tun ist. Diese Einbeziehung wird noch verwirrender, wenn man das gut implementierte optionale Hinweis-System von The Plucky Squire bedenkt, bei dem ein fast immer anwesender und wiederkehrender Charakter, dir genau sagt, was du als Nächstes tun musst, wenn du um Hilfe bittest. Ich fand’s ehrlich gesagt super nervig und störte mich massiv.

Ein weiterer extrem störender Faktor sind die unglaublich vielen und mitunter komplett überflüssigen Dialoge. Das zieht sich durch das gesamte Spiel. Die Charaktere halten ständig an. Es wird ausführlich über die nächsten Schritte gesprochen. Immer und immer wieder. Dabei sind die Dialoge selbst gar nicht schlecht, mitunter sogar sehr lustig. Ich habe Sie aber auch ebenso oft wie sie vorkommen, übersprungen.

Der Flow des Spiels wird viel zu häufig unterbrochen. Alles wird „übererklärt“ und ich fragte mich irgendwann: „Bin ich überhaupt die angesprochene/richtige Zielgruppe?“ Vermutlich nicht. Daher möchte ich in dem Punkt gnädig sein und es nicht als Manko geltend machen, auch wenn ich viel zu häufig dachte: „Nicht schon wieder …“.

Die Welt außerhalb des Buches findet in Sam’s Kinderzimmer statt und da zum überwiegenden Teil auf dem Schreibtisch. Die 3D-Areale bieten vor allem eines – Abwechslung. Die Geschichte wird aber auch hier weiter gesponnen und es wird durchaus immer wieder von 2- in 3D gedacht. Oder umgekehrt. Zwar gibt’s auch Käfer im Spiel selbst, aber Bugs hielten mich davon ab, während ich mit den Fähigkeiten von Jot in der 3D-, die 2D-Welt manipulierte, weiterzuspielen. Leider führten diesen Mechaniken oft zu Abstürzen des Spieles bei mir. Speicherpunkte musste ich mehrfach neu laden oder die PS5 neu starten. Grundsätzlich lief das Spiel aber super rund und auch auf dem PS Portal machte der kühne Knappe eine recht gute Figur.

Ein einfacher Kampf und ein Spiel, dass sich stets um Abwechslung bemüht.

Der Kampf funktioniert unabhängig davon, ob Jot sich im Buch oder außerhalb befindet. Er kann sein Schwert schwingen, es wie einen Bumerang auf Feinde werfen und mächtige Sprungangriffe sowie Drehangriffe einsetzen. Der Schwertkampf ist einfach, macht Spaß und ist selten herausfordernd. Die Angriffe lassen sich in einem Shop aufrüsten und die Währung dafür versteckt sich u. a. in Büschen, Bäumen und Gegnern.

Es gibt zahlreiche 2D-Plattformabschnitte innerhalb der Buchseiten, und manchmal wird das Buch vertikal gedreht, um eine neue Perspektive zu bieten. Das ist spielerisch und erfrischend. Minispiele sind ebenfalls vorhanden und ob die kreativ genug sind … ich muss es verneinen. Sie waren beim ersten Mal nett, werden aber zu häufig wiederholt. Zumindest sorgten die Minispiele kurz für ein kleines Lächeln auf meinen Lippen, da Erinnerungen aus vergangenen Spielen ins Hirn schossen. Gleichzeitig fand ich sie aber auch zäh und können sogar übersprungen werden?

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=xREgLxEzZE4

Auch in dem Punkt ist mir nicht klar, ob es gemacht wurde, weil das Spiel für eine viel jüngere Zielgruppe gedacht ist oder weil klar war, die Minispiele sind halt nur so mäßig gut? Ich weiß es nicht.

In den ersten Stunden war das Spiel durchaus überraschend, machte mir Spaß – trotz der genannten Kritiken und im letzten Akt kommt der kühne Knappe komplett aus dem Tritt. Ihr verliert all eure Fähigkeiten, ihr müsst sie auch alle zurückholen und die Minispiele werden wiederholt. Es war ein ziemlich harter Cut und auch wenn der Abschnitt keine überzogenen Längen hatte, so war alles darin doch irgendwie ziemlich grau, wie auch die Welt dann selbst.

In seinen besten Momenten ist The Plucky Squire ein wunderschönes, von Zelda inspiriertes Abenteuer, das mit schönen, wortspielreichen Rätseln gefüllt ist. Jots Fähigkeit, sein eigenes Bilderbuch sowohl von außen als auch von innen zu manipulieren, führt zu cleveren Mechaniken und Lösungen. Obwohl es manchmal wirklich witzig ist, steht das wortreiche Skript der Action viel zu oft im Weg und verdirbt die Lösung eines Rätsels, bevor es überhaupt beginnt. Im finalen Akt gerät das Spiel ins Stolpern, nachdem es bereits alle besten Ideen aufgebraucht hat. Ich würde am Ende des Reviews sagen – ein Spiel eher für jung und nicht unbedingt für alt.

Marco
Marco
Seit 1987 dabei. Von SEGA irgendwann bei der PlayStation gelandet. Hin und wieder auch Mal Maus und Tastatur - aber am liebsten doch mit einem Controller in der Hand.

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