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18. März 2025Severance: Blade of Darkness – Wir stellen vor

An meinem Schreibtisch gibt’s links einen Schrank mit verschiedenen Schubladen. Kabelkrams, Anleitungen, Stifte, Papier und all solche Sachen schlummern dort seelenruhig. Hin und wieder öffne ich die Schubladen, lasse etwas Licht ins Dunkel und neben den bereits genannten Gegenständen, sind dort auch Videospiele verstaut. Von aktuellen Titeln, bis weit zurück in die Vergangenheit, liegt da vielleicht das ein oder andere kleinere Schätzchen. Vermutlich eher persönlicher Natur, als wirklich groß von Wert.
Ich hatte aber kürzlich wieder ein Game in der Hand, dass ich wirklich liebevoll von Wohnung zu Wohnung getragen habe. Damals in Deutschland indiziert und erst seit 2021 von der Liste gestrichen. Recht herzlichen Dank nochmal an die Schwester eines alten Freundes, die kurz vor Indizierung des Spiels unseren Freundeskreis mit dieser Videospielperle versorgt hatte. Neben der Indizierung, waren wir natürlich auch alle viel zu jung für den 18er-Titel.
Ein vergessener Klassiker des Action-Rollenspiels
Die Rede ist von Severance: Blade of Darkness. Ein Action-Rollenspiel, das im Jahr 2001 von dem spanischen Entwickler Rebel Act Studios veröffentlicht wurde. Im übrigen deren einziges Spiel. Das Studio musste circa ein Jahr nach Veröffentlichung die Pforten schließen. Trotz seines damals innovativen Kampfsystems und der düsteren, stimmungsvollen Atmosphäre blieb das Spiel ein Geheimtipp und erhielt erst viele Jahre später die Anerkennung, die es meiner Meinung nach verdient.


Die Entwicklung von Severance: Blade of Darkness begann in den späten 90er-Jahren mit dem Ziel, ein herausforderndes Nahkampfsystem zu erschaffen, das taktisches Vorgehen und präzise Steuerung erfordert. Die hauseigene Engine von Rebel Act Studios setzte Maßstäbe in Sachen realistische Beleuchtung und detaillierte Umgebungen. Besonders hervorzuheben ist die damals bahnbrechende Implementierung von Echtzeit-Schattenwürfen, die zur düsteren Atmosphäre beitrug. Obwohl das Spiel in Sachen Verkaufszahlen hinter den Erwartungen zurückblieb, beeinflusste es spätere Titel wie Dark Souls und wurde von Fans rückblickend als Kultspiel verehrt.
Nach der Schließung der Rebel Act Studios gründeten ehemalige Mitarbeitende zwei neue Studios. Zum einen entstand Digital Legends und zum anderen MercurySteam. Letzteres hat einen höheren Bekanntheitsgrad und ist auch nach wie vor als Entwicklerschmiede tätig. Zum Beispiel entstand zuletzt in Kooperation mit Nintendo Metroid Dread und aktuell arbeitet das Studio an Blades of Fire, mit dem Publisher 505 Games im Hintergrund.
Das Spiel entführt den Spieler in eine dunkle, von mittelalterlichen Mythen inspirierte Welt voller Gefahren. Verfallene Burgen, neblige Katakomben und endlose Schlachtfelder erzeugen eine bedrückende, aber faszinierende Atmosphäre. Die Welt wirkt roh, brutal und zugleich majestätisch – eine Mischung aus klassischer High Fantasy und gnadenloser Dark-Fantasy-Ästhetik.
Ein episches Abenteuer
Ein besonderes Highlight ist das durchdachte Sounddesign: Bedrohliche Ambient-Klänge und das metallische Klirren von Klingen sorgen für ein intensives Spielerlebnis. Die Umgebungen sind detailreich gestaltet und unterstreichen die trostlose, aber fesselnde Welt, in der der Spieler ums Überleben kämpfen muss.

Die Geschichte von Severance: Blade of Darkness beginnt mit einer uralten Prophezeiung: Ein dunkler Herrscher droht, das Land mit seinen Horden des Bösen zu überziehen. Nur ein auserwählter Held kann das Gleichgewicht wiederherstellen. Das war natürlich auch 2001 eine abgetretene Sohle. Den Schuh ziehen sich aber auch heutige Spiele noch gerne an. Der Spieler hat die Wahl zwischen vier unterschiedlichen Charakteren – dem Ritter, der Amazone, dem Zwerg oder dem Barbar, die jeweils ihre eigene Hintergrundgeschichte und Kampfstil mitbringen.
Im Verlauf der Handlung kämpft sich der Spieler durch eine Vielzahl von Levels, trifft auf legendäre Kreaturen und sammelt mächtige Waffen und Artefakte, um den bevorstehenden finalen Kampf gegen den dunklen Widersacher vorzubereiten. Die Story wird nicht in überlangen Zwischensequenzen erzählt, sondern entfaltet sich organisch durch die Welt und ihre Geheimnisse.
Anspruchsvolles Kampfsystem und kluge Gegner-KI
Was Severance: Blade of Darkness besonders auszeichnet, ist das tiefgehende und taktische Kampfsystem. Die Kämpfe sind nicht einfaches Hack’n’Slay, sondern erfordern Timing, Ausweichmanöver und gezielte Angriffe. Jeder Charakter verfügt über individuelle Waffen und Attacken, die sich durch Erfahrungspunkte und das Finden neuer Waffen weiterentwickeln lassen. Zugegeben und meine Spielerfahrung ist extrem lange her – aber das Gameplay habe ich als enorm schwer in Erinnerung. Zur Wahrheit gehört aber auch, solch eine Art ist uns heute vertrauter, als es damals war. Zumindest sagt mir das mein Gedächtnis. Wenn ihr es da draußen anders seht, dann schreibt es gerne in die Kommentare!

Die Gegner-KI war ihrer Zeit voraus: Feinde blocken Angriffe, weichen aus und umzingeln den Spieler strategisch. Besonders beeindruckend ist das blutige Kampfsystem, das es ermöglicht, Gegner mit wuchtigen Hieben zu enthaupten oder ihnen Gliedmaßen abzuschlagen – ein damals revolutionäres Feature, das zur intensiven Kampfästhetik beitrug. Und wohl auch für die Indizierung in Deutschland gesorgt hat. Blutspritzer flossen auch an Wänden herunter.
Abseits der Kämpfe erfordert das Spiel geschickte Erkundung und das Lösen von Umgebungsrätseln, um in den weitläufigen Levels voranzukommen. Die Mischung aus Action, RPG-Elementen und Erkundung sorgt für ein immersives und forderndes Erlebnis.
Ein ungeschliffener Diamant mit Kultstatus
Obwohl Severance: Blade of Darkness seinerzeit kommerziell nicht den verdienten Erfolg erzielte, blieb es als ein Meisterwerk unter Kennern bestehen. Die herausragende Atmosphäre, das dynamische Kampfsystem und die düstere Fantasy-Welt machen es zu einem Spiel, das noch heute – insbesondere für Fans von Dark Souls oder Elden Ring – eine Entdeckung wert ist. 2023 erschien das Spiel als Remastered-Version auf allen gängigen Plattformen und ist für wenige Euro zu kaufen. Allerdings heißt der Titel nur noch “Blade of Darkness” – weshalb das Wort vor dem Doppelpunkt verschwunden ist, kann ich euch leider nicht sagen.
Mit seinem fordernden Gameplay, der einzigartigen Atmosphäre und dem innovativen Kampfsystem hat sich Severance: Blade of Darkness einen festen Platz in der Geschichte der Action-Rollenspiele verdient. Wer eine echte Herausforderung sucht, wird in diesem vergessenen Klassiker ein intensives und lohnendes Abenteuer erleben.