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Vor sieben Jahren kam Techlands Zombie-Spiel raus, mit innovativen Ansätzen, einem sehr lobenden Post Launch-Content und generell einer tollen Zombie Open-World mit Mirror’s Edge-Elementen. Nun hat sich Techland sehr viel Zeit für das Sequel gelassen – und man merkt, dass es mehrmals umgekrempelt worden ist. Dying Light 2 ist im Grunde genommen mehr, besser und visuell schöner als der erste Teil. Das Gameplay ist altbewährt. Es kombiniert die Parkour-Elemente mit knallhartem Combat, in einer vertikal aufgebauten Zombie Open-World. Techland hat hier nicht viel rumexperimentiert und ich finde, das ist gut. Wieso etwas so stark verändern, dass es weniger Spaß bereitet?
Aber fangen wir erstmal mit der Story an – dem schwächsten Aspekt des Spiels. Das Spiel spielt ca. 15 Jahre nach dem Ersten ab. Man spielt einen komplett neuen Charakter, der auf der Suche nach seiner Schwester ist und nach einem Typen, der Waltz heißt. Die Motive sind so üblich wie die jährlichen FIFA-Ableger. In den ersten Stunden schmeißt Techland mit neuen Charaktere um sich, und deren Name sich zu merken, wird erstmal eine Herausforderung. Das Spiel macht keinen guten Job in den ersten zwei Stunden. Es führt viel zu viele neue Charaktere mit sehr gewöhnlichen Namen ein, wodurch manchmal man sich in Dialogen erstmal zurückerinnern muss, wer die bestimmte Person war. Die Story ist mit ca. 15-20 Stunden recht umfangreich. Die meisten Charaktere haben keine Tiefe, dennoch empfand ich den Hauptprotagonisten als eher durchschnittlich und keine leere Hülle. Charaktere wie Lawan, gespielt von Rosario Dawson (Daredevil), haben durchaus Potential, auch wenn Techland es nicht ganz entfalten kann. Es gibt wenige Twists, die aber nicht schockieren, umso mehr versucht Techland den Spieler möglichst zu unterhalten. Die Story gewinnt wirklich nie an Bedeutung und man lässt sich komplett nie darauf ein, da Techland etwas erzählt, welches sich bekannt anfühlt. Es ist definitiv Potential hier verschwendet worden, und je weiter man in der Story fortschreitet, desto dämlicher wird es sogar. Die letzten Stunden haben mir absolut nicht zugesagt, vom Ende will ich gar nicht reden, da es für mich ein sehr unbefriedigendes Ende liefert – egal wie man sich entscheidet. Es fühlt sich sehr abrupt an, und stellt die kompletten Motive des Spielers infrage.
Das Narrative war für mich eher eine Enttäuschung, auch wenn manche Charaktere durchaus zufriedenstellend sein konnten, dennoch hat Techland hier viel zu sehr liegen gelassen. Das Gameplay hingegen beweist, dass sie es vernünftig erweitern können, ohne es sich zu sehr nach einem Dying Light 1.5 anfühlen zu lassen oder es mit neuen Elementen überschütten. Das Combat ist wie gewohnt stark, es gibt eine Vielzahl an Waffen wie Macheten, Katana, Äxte, Hämmer, zweihändigen Waffen und Bögen. Die kann man mit Mods ausstatten wie bspw. Gift, Elektrizität, Feuer etc. Selbstverständlich ist der gesamte Loot im Spiel in den üblichen Farbvarianten zu finden und in Rängen. Das Spiel hat einen ziemlich großen Fokus auf Survival und das Looten. Es gibt etliche Ressourcen zu plündern. Man plündert Häuser, Geschäfte, Camps etc. Zudem gibt es einiges an Objekten, die man herstellen kann wie Molotov, Pfeile, Hilfsmittel, Minen, C4 und ähnliche Gegenstände – das Repertoire für das Bekämpfen von Zombies und Menschen ist das recht gut und vielfältig.
Das Combat fühlt sich kräftig an, die Ragdoll-Effekte sind fantastisch, und auch wenn die deutsche Version geschnitten ist, die ich gespielt habe, allzu schlimm scheinen die Zensuren nicht zu sein. Anscheinend ist lediglich das Abtrennen der menschlichen Körperteile nicht möglich, bei den Zombies hatte ich nicht das Gefühl, als sei etwas verändert worden. Die Spielwelt ist unterteilt in zwei große Städte. Das zweite schaltet man im Laufe der Story frei. Techland hat hier sehr viel Wert daraufgelegt, die Parkour-Elemente nahtlos in die Vertikalität der Umgebung einzufügen. Das Level-Design hat mich wirklich überrascht, ich hatte oft das Gefühl, dass diese bestimmte Stelle wirklich durchdacht entworfen worden ist. Techland fokussierte sich sehr darauf, die Parkour-Elementen mit der Vertikalität harmonieren zu lassen, und das klappt wirklich gut. Generell gibt es einiges zu tun in der Welt. Die meisten Story-Missionen sind recht gut entworfen worden, einige sogar ziemlich spektakulär. Zudem kann man Camps säubern, bestimmte Geschäfte plündern, Erledigungen für NPCs nachgehen etc. Das kennt man ja bereits. Das Gameplay am Tag bzw. Nacht könnte nicht noch unterschiedlicher sein. Am Tag sind die Straßen wenig mit Zombies bevölkert, man hat hier deutlich die Überhand, da auch die Anzahl weniger ist und auch die eher Gefährlichen sich in Häuser verstecken. Nachts dreht sich der Spieß um. Die Straßen sind deutlich voller, da kann es mal sein, dass 30-40 Zombies auf eurem Bildschirm zu sehen sind. Neu zudem ist auch einer Art Fahndungslevel.
Es gibt eine besondere Sorte von Zombies, wenn die euch entdecken, startet eine Fahndungsjagd und ihr werdet mit der Zeit von immer mehr Zombies gejagt. Letztendlich kann man hier nur wegrennen und sich in Sicherheit begeben, das ist wirklich gut gelungen. Zudem gibt es einige nicht-gewaltvolle Einrichtungen, in denen ihr die Stromzufuhr wiederherstellen müsst oder das Wasser, diese sind gepaart mit Rätseln. Die Stadt ist zudem unterteilt in zwei Fraktionen, eine dritte kommt im Nachhinein. Aber generell, sobald ihr gewisse Einrichtungen freischaltet, müsst ihr die Einrichtungen entweder den Überlebenden der Stadt zuweisen oder den Peacekeepers, eine militärische Organisation. Dies wiederum kann den Verlauf der Geschichte ändern, dennoch sollte man keine gravierenden Unterschiede erwarten.
Ein Skill-Tree soll euch über die Stange halten, und auch wenn die Entwickler hier einiges haben, was man freischalten kann, so gibt es einen Problem. Das Problem ist, dass die Progression in Dying Light 2 zu langsam voranschreitet. Die wichtigeren Fähigkeiten kann man erst nach zehn oder 15 Stunden freischalten und das trübt etwas den Spielspaß. Erst wenn sich das Skill-Tree über die vielen Stunden anfängt sich zu vervollständigen, dann macht es Klick und der Spielspaß treibt in die Höhe. Das Klettern ist mit einer Ausdaueranzeige ausgestattet. Im Grunde genommen kann man an allen Objekten und Kanten klettern, welches den Spieler nie in Zweifel bringen sollten. Das Gameplay funktioniert einfach. Egal ob man es im Koop spielt oder alleine – die Elemente harmonieren. Der Horror-Effekt stagniert sehr stark. Ich empfand die ersten Nächte im Spiel durchaus sehr herausfordernd, da man nun auch eine neue Anzeige hat. Diese Anzeige leert sich mit der Zeit nachts, wenn man zu lange in der Dunkelheit sich hält. Ist die leer, verliert man Gesundheit, da man sich verwandelt. Aber das wird im weiteren kein Problem mehr, da man genug Hilfsmittel hat. Die Gegnervariationen sind ebenfalls recht gut, neben unterschiedlichen Menschen, gibt es einige neue Zombie-Arten. Die Volatiles, die heftigen, sind anscheinend nicht mehr draußen zu finden. Zumindest habe ich in meinen 40 Stunden keinen einzigen nachts gefunden, welches sehr schade ist.
Technisch ist Dying Light 2 zwar recht gut, dennoch müssen wir über die Performance auf der PS5 reden. Fangen wir mit dem positiven erst an: Dying Light 2 ist technisch ein guter Sprung. Die Straßen und Umgebungen sind deutlich weiter am verschimmeln und verrotten als der erste Teil. Das sieht überaus überzeugend aus und wurde mit vielen Details beschmückt. Auf den Straßen liegen menschliche Knochenreste, alte Banner aus der Zeit sind heruntergekommen, Straßen sind zerstört, verlassene Autos etc. Die Atmosphäre hat Techland sehr gut getroffen, auch die Lichteffekte sind ziemlich überzeugend. Nachts wird es noch intensiver; Zombies brüllen laut, Menschen schreien um ihr Leben – es ist belebt und liefert eine bedrückende Atmosphäre. Auch die Cinematics wurden sehr umfangreich entwickelt, die Gesichtsanimationen in den Dialogen sehen ebenfalls gut aus. Englische Vertonung gefiel mir überaus, die Schauspieler haben sich viel Mühe gegeben. Auch die Siedlungen sind mit viel Details versehen, es erinnerte mich teils an The Division 2 und das ist lobenswert. Um alles noch belebter zu gestalten, gibt es einige Zufallsereignisse; da kann man Menschen in Not helfen, bestimmte Zombies jagen oder beobachten, wie Menschen am Lagefeuer sich Geschichte erzählen oder wie Peacekeeper einem Zivilisten helfen. Performance hingegen ist leider eher eine Enttäuschung, auch wenn die PC-Version wirklich durchaus visuell sehr stark aussieht. Auf der PS5 gibt es drei Grafikmodi:
- Quality mit Ray Tracing, 30 FPS und in 1080p
- Resolution ist bei 30 FPS und 1800p und
- Performance priorisiert 60 FPS in 1080p
Das Problem hierbei ist, dass alle drei Modi nicht vielversprechend und die Kompromisse zu stark sind. Der Quality-Modus ist für mich unspielbar, da es Screen Tearing hat und die 30 FPS sehr träge anfühlen. Zumal auch die RT-Implementierung für mich nicht gut genug ist. Resolution-Modus hingegen fühlt sich, auch wenn es 30 FPS ist, etwas geschmeidiger an. Dafür sind die Details der Umgebungen, Foliage und Assets besser zu sehen. Perfomance kappt das Ganze auf 1080p und liefert ein verwaschenes Bild. Alle drei Modi sind für mich derzeit weiterhin nicht vielversprechend. Die Kompromisse sind zu stark, es fehlt an zu vielem. Ich hoffe, dass Techland hier mehr polieren wird. Bugs sind ein Thema hier. Es ist zwar nicht verseucht von denen, doch man kommt nicht ohne sie aus. Ich hatte einige, u.A. in Dialogen konnte ich die Aussagen nicht hören und die Texte nicht lesen, bestimmte Missionen ließen sich nicht triggern und weitere viele Bugs. Es trübt definitiv den Spielspaß, aber es ist bei weitem nicht so schlimm wie in Cyberpunk 2077.
Ich habe im Grunde genommen genau das erwartet, was Techland geliefert hat. Es ist offensichtlich, dass Techland die Entwicklung soft rebootet hat, da auch das Narrative für eine solch lange Entwicklungszeit viel zu schwach ist. Es wirkt zum Ende einfallslos und zu sehr „0815“. Das Gameplay hingegen ist stark, und kann noch besser sein, sobald man es im Koop spielt. Das Metzeln von Zombies macht unglaublich viel Spaß, das Looten ist zwar etwas anstrengend, da es einen hohen Fokus auf Survival und Ressourcen hat, dennoch bleibt es motivierend. Die Atmosphäre ist wirklich gelungen, das Gameplay nachts gefiel mir äußerst gut und sie haben damit den Nagel auf den Kopf getroffen. Vieles fühlt sich bekannt an, dennoch harmonieren die Spielelemente wirklich gut miteinander. Technisch ist ein guter Sprung zu sehen, auch wenn man das Tutorial eher verhauen hat, als dem Spieler zu zeigen, wie schön das Spiel sein kann. Man sollte in Dying Light 2 kein Next-Gen-Produkt erwarten. Die Ansätze sind zwar da, dennoch ist es, leider auch durch Covid, zu stark gebremst worden. Doch Techland liefert ein gutes Sequel ab. / Downloadcode vom Entwickler bereitgestellt