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Ikigai no Danmaku

Cave interactive Ltd.

だんまく の いきがい

Tokyo 1994: Tsuneki Ikeda und Makoto Asadae mitbegründen Cave Ltd. Ihr vorheriger Arbeitgeber Toaplan war bankrott gegangen, obwohl dort wegweisende Shoot’em up-Titel wie Tiger Heli und Truxton entwickelt worden waren. Cave (Computer Art Visual Entertainment) verschrieb sich von Anfang an der japanischen Philosophie des Ikigai: Ikigai (japanisch 生き甲斐 ‚Lebenssinn‘) ist frei übersetzt „das, wofür es sich zu leben lohnt“, „die Freude und das Lebensziel“ oder salopp ausgedrückt „das Gefühl, etwas zu haben, für das es sich lohnt, morgens aufzustehen”.

Shoot‘em ups oder auch Shmups sind so alt wie Videospiele selbst, doch Cave schnitzte und hobelte, bis aus der traditionellen Form des vertikalen oder horizontalen Shooting Games etwas Neues entstand: der Bullet Hell Shooter oder auch Danmaku (= Bullet Curtain, Bullet Hell). Obwohl Toeplan mit Batsugun (1993) bereits den Grundstein für dieses Genre gelegt hatte, war es Cave, das die Formel weiterentwickelte und ausgestaltete. Wo das traditionelle Shmup den Spieler mit einer überschaubaren Anzahl an Projektilen beschoss, war bei Danmakus der Screen plötzlich fast ausgefüllt mit tödlichen, meist knallbunten Kugeln. Die erhöhte Kugelmenge stellte aber nicht die einzige Innovation dar. Der Spieler muss ein hypnotisierendes Muster aus Kugeln mit pixelgenauer Perfektion durchqueren und im Takt eines Techno Beats die Kontrolle behalten, um das Muster zu kontrollieren und in Perfektion vorauszuahnen, woher die nächste rosafarbene Kugel kommt.

Das vertikal scrollende Donpachi (das „i“ am Ende des Wortes wird nicht ausgesprochen) war 1995 der erste Versuch, sich in den Arcades zu etablieren. Der Begriff “Donpachi” kann zwei Bedeutungen haben: „Bienenkönigin“ oder das Geräusch einer abgefeuerten Waffe. Das Spiel war allerdings nicht der erhoffte Superhit – das noch junge Entwicklerteam, welches den Toaplan-Erfolg weiterführen sollte, konnte hier noch nicht den großen Erfolg verbuchen.

 

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Video-Link: https://youtu.be/ykespOkuyLY

Wenn ich heute auf Donpachi schaue, sehe ich eine Beta und zwar von dem 1997 erschienenen Nachfolger Dodonpachi, welcher übersetzt „wütende Bienenkönigin“ heißt und der, wie ich finde, dasjenige Shooting Game ist, mit dem Cave seine Formel gefunden hat. Optik und Sound haben sich verbessert, vor allem aber das Gameplay: Zwei Schiffe, Typ A und B, ausgestattet mit unterschiedlichen Stärken und Schwächen, entweder mit stärkerem Schuss oder stärkerem Laser. Der Soundtrack erinnert an 80er Anime-Rock wie Bubblegum Crisis und eröffnet die erste Stage mit coolen E-Gitarrenriffs.

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Video-Link: https://youtu.be/7A04cCcw3k0

Dodonpachi ist für viele bereits die Blaupause der Danmakus, doch Cave wollte die Formel nochmals verbessern, ganz im Sinne des Ikigai: Verbessere dich stetig, und damit auch dein Produkt. Und so sollten bis 2013 noch einige Shmups aus dem Hause Cave die Spielhallen erobern, darunter Titel wie ESP RA.DE oder Mushihimesama Futari, welche von vielen als ihre Top-Shmups beschrieben werden. Die Qualität ist bei fast alle Shootern von Cave sehr hoch, aber da ja jeder Jeck anders ist, kommen hier meine Top 3 Shmups:

Platz 3: Dodonpachi Dai Ou Jou (2002)

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Video-Link: https://youtu.be/LBuKNb673SU

Dies ist der vierte Teil der Serie oder wie ich meine: Dodonpachis finale Form. Von der Aussage her kommend, dass Donpachi die Beta war, stimmt hier einfach alles und bei all dem, was da an Sprites auf dem Bildschirm explodiert, erlebt man einen optischen Overkill im schönsten Sinne. Werdet ihr in der ersten Stage noch von Chören empfangen, so müsst ihr schon kurze Zeit später von hämmernden Beats begleitet pixelgenau den Kugeln ausweichen. Gameplay-technisch solltet ihr taktisch mit euren Bomben umgehen, denn diese können – wenn ungenutzt – euren Schuss verstärken. Die Steuerung lässt euch geschmeidig euer Schiff lenken und wer mag, der kann sich zusätzlich die Story zum Spiel geben, denn in bester Anime-Manier wird hier zum eigentlich „banalen“ Shooting Game ein überraschend komplexer Hintergrund serviert. Leider gibt es außer der Arcade-Version nur eine japanische Xbox 360-Version von Dodonpachi Dai OuJou, welche schwer zu ergattern ist.

Platz 2: Pro Gear no Arashi

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Video-Link: https://youtu.be/pF93hF1N2RU

Während die Spielebibliothek von Cave hauptsachlich vertikal scrollende Shmups beinhaltet, verhält es sich anders bei Progear, Caves erstem horizontalem Shooter. Dieser hat nicht nur die Cave-Formel integriert, sondern bietet optisch einen frischen Artstyle. Wir sehen keine futuristischen Schiffe mehr, die sich durch Berge von Metall lasern; stattdessen sorgt Steampunk-Design mit einer Prise Studio Ghibli für einen völlig anderen Ton. Propellermaschinen kämpfen sich durch eine von Dampfmaschinen betriebene Armada an Fluggerätschaften. Das Gameplay ist erneut sauber umgesetzt z. B. in Form eines Bordschützens, der auf Knopfdruck auf ein Ziel aufgeschaltet werden kann. Insgesamt ist Pro Gear eine sehr schöne Auftragsarbeit für Capcom, welche dieses Jahr zum ersten Mal auf Konsole erhältlich ist und zwar in der gut sortierten Arcade Stadium Collection.

Platz 1: Ketsui Jigoku Tachi

Ketsui Deathtiny M2 Shottriggers 2017

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Video-Link: https://youtu.be/ZSivsrTNdho

Tatsächlich habe ich Ketsui erst letztes Jahr zum ersten Mal selbst gespielt, bin seitdem allerdings süchtig! Nicht nur, dass ich die glatte und polierte Ghost in the Shell-Optik unglaublich mag – auch und besonders der Soundtrack von Namabu Nimiki hat mich überzeugt. Ein mitreißender Techno-Soundtrack, der in den ersten 30 Sekunden Trance Vibes versprüht, danach aber ganz klar den Bullet Hell-Takt angibt.

Beim Spielen hat mich die entspannende, quasi meditative Wirkung von Ketsui überrascht, so war jedenfalls mein Empfinden. Nach einiger Zeit schwebte mein Kampfhelikopter mit Zen-artiger Ruhe durch den Kugelhagel. Zeit war irrelevant geworden. Je hektischer das Geschehen auf dem Bildschirm, desto ruhiger wurde ich. Aber Vorsicht: Dieses Shooting Game schenkt euch nichts, knallharte Bullet Patterns sind zu meistern und die Bosse ballern euch stetig einen Mix aus pinken und blauen Kugeln um die Ohren, auf den man sich einstellen muss. Euch stehen zwei Schiffe zur Verfügung, ganz klassisch im Cave-Stil jeweils mit stärkerem Schuss oder schnellerer Aufschaltfähigkeit des Lock-on-Lasers. Wer zu defensiv spielt, ist bei Ketsui im Nachteil, denn je näher ihr am Gegner seid und diesen mit dem normalen Shot bearbeitet, desto mehr Punkte kassiert ihr.

Ketsui hat eine Xbox 360-Portierung, jedoch ist diese ist nur noch für hohe Summen erhältlich. Wer dieses Meisterwerk günstiger und einfacher spielen will, kann über den US-amerikanischen oder japanischen Playstation Store eine von M2 bearbeitete digitale Version erwerben. M2 Shottriggers ist eine japanische Softwareschmiede, deren Spezialität Arcade-Portierungen sind und die mit Ketsui Deathtiny meiner Meinung nach die „Ultimate Version“ geschaffen haben. Geschliffen und poliert, mit unterschiedlichen Modi für alle Geschmäcker und Skill Level. Hier könnt ihr eure Bullet Hell-Erfahrung eurem Können anpassen. Der Arcade Mode erklärt sich von selbst, mit dem Deathtiny Mode hat M2 darüber hinaus ein eigenes Konzept geschaffen. Anstatt der Bombe habt ihr hier die Deathstroy Leiste, die umso kürzer wird, je öfter ihr getroffen werdet. Fazit: Wer Shoot’em ups mag und eine PS4 oder PS5 besitzt, kommt um den M2-Release von Ketsui nicht herum.

Cave als Firma existiert heute noch, der Fokus liegt zwischenzeitlich aber mehr auf dem Mobile-Bereich. Immer wieder tauchen Portierungen von Cave-Klassikern auf wie zuletzt Mushihime Sama für die Switch, und ganz aktuell Espgaluda 2. Seit ich mich mit dem Cave-Spielekatalog beschäftige, bin ich immer mehr zum Fan mutiert und verstehe außerdem immer besser, warum das Fokussieren auf die eine Sache ein Erfolgsrezept sein kann. Am Ende sogar ein eigenes Genre entwickelt zu haben – das ist wirklich „Ikigai“ in purer Form.

Dan
Dan
Ich kenne sämtliche Charaktere aller King of Fighters-Teile und ich kann bis heute die Komplettlösung von Monkey Island aus dem Gedächtnis abrufen.

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