SpielBar #84 – Film und Serienecke – u. a. Army of the Dead, The Truman Show, JoJo Rabbit und ein klein bisschen Panic
2. Juni 2021SpielBar #85 – Der Pixel Talk mit Horizon Forbidden West, Biomutant, KOTOR, dem Retrotink 5x und vielem mehr!
6. Juni 2021Lacuna – Ein Abenteuer mit Tiefgang
Hey – psst – komm mal rüber. Du siehst so aus, also ob du ein Freund von ScFi-Filmen wie Bladerunner bist und du auf dreckige und harte Ermittlungsarbeit mit wenig Schlaf, viel Zigaretten und Kaffee stehst. Dann habe ich das etwas ganz Besonderes für dich!
Am 20. Mai 2021 veröffentliche der Publisher Assemble Entertainment und das Entwicklerstudio DigiTales Interactive das Spiel Lacuna. Im Mittelpunkt stehen hier die Entscheidungen, die der Spieler trifft. Der Spieler steuert Neil Conrad, CDI-Agent. Er ermittelt in einem Mordfall, der sein Leben und das ganze Sonnensystem ins Chaos zu stürzen droht.
Lacuna ist ein 2D-SciFi-Noir-Adventure, dass aus auf einem fremden Planetensystem angesiedelt ist. Die Probleme und Konflikte des Planetensystems unterscheiden sich allerdings nicht allzu sehr von denen auf unserem Heimatplaneten Erde. Probleme zwischen unterschiedlichen Rassen und Kulturen, sowie der Macht die von Politik, Wirtschaft und Religion ausgeht und die wenige privilegierte Menschen erbarmungslos zu ihrem Vorteil ausnutzen. Wie bereits erwähnt, erzählt das Spiel rückblickend die Geschichte des ereignisreichsten Tagens von Neil Conrad. Der als CDI-Agent den Mord an Außenminister Joseph Banny aufklären soll und als ob das nicht genug wäre, gibt es auch noch die persönlichen und familiären Probleme des Hauptcharakter Neil zu bewältigen.
Das ganze Spiel ist in einer wunderschönen und detailreichen Pixel-Art-Grafik gestaltet. Zwar ist das Spiel in 2D gehalten, allerdings wirken die Effekte, Kameraschwenks und Zooms sehr lebendig und erzeugen eine Tiefenwirkung, die den Spieler die fehlende dritte Dimension schnell vergessen lässt. Der Hauptdarsteller Neil und die Charaktere wirken sehr lebendig. Selbst kleine Details wie die Krawatte oder die Haare bewegen sich sehr natürlich, während man sich durch die Spielewelt bewegt. Man spürt, dass sich die Macher des Spieles sehr viel Mühe bei der Gestaltung der Spielewelt gegeben haben. Selbst Läden, Häuser und die Bahnen im Hintergrund sind schön anzusehen.
Das Spiel steuert sich sehr simple über die Tasten WASD und Maus oder mit dem Controller. Was ich sehr begrüße ist, dass sich das Tutorial für die Steuerung fast unauffällig in die ersten Spielszenen einbindet und den Spieler direkt an die Hand nimmt. Im Mittelpunkt des Spieles stehen die Entscheidungen und die richtigen oder falschen Schlussfolgerungen bei den Ermittlungsarbeiten, die einen direkten Einfluss auf den Verlauf der Geschichte haben. Wie es sich für einen guten Detektiv gehört, haben wir hierfür ein Cell – eine Art Smartphone – in dem Neuigkeiten, E-Mails, Fall-Akten und Spuren bzw. Hinweise zu finden sind.
Die Ermittlungsarbeit findet dann während der Gespräche und beim Studium der Hinweise in digitaler Form statt. Gerade hier gibt es für den Spieler sehr viel zu lesen und zu merken. Im Spielverlauf gewöhnt man sich aber schnell an diese Spielmechanik. Entscheidungen werden dann durch Auswahl verschiedener Optionen im klassischen multiple choice getroffen und dann die Fall-Akten final bearbeitet. Je nachdem für was sich der Spieler dort entscheidet, hat dies direkt Einfluss auf die weitere Geschichte.
Um euch das Leben etwas leichter zu machen, gibt es den sogenannten “Ermittlungsmodus” und den “Outline-Modus”. Mit Hilfe des Outline-Modus werden Personen und Objekte mit unterschiedlich farbigen Außenlinien dargestellt, die einem verdeutlichen sollen, welche Aktionen möglich sind. Vieles wird visuell unterstützt und hervorgehoben, z. B. wann man wo Treppen hoch oder runter gehen kann, oder Richtungspfeile weisen einem den Weg.
Ein besonderer Reiz geht davon aus, dass diese Entscheidungen oder Fehler im Spieldurchlauf nicht mehr korrigierbar sind. Dies wird durch das Speichersystem des Spiels bestimmt. Es ist kein manuelles Speichern durch den Spieler erlaubt. An kritischen Punkten kann der Spieler nicht einfach speichern, sollte er eine Aktion oder Entscheidung bereuen. Man hat also wie im echten Leben nur eine Chance und muss mit seinen Entscheidungen leben. Es gibt allerdings eine automatische Speicherfunktion, die nach erreichten Spielfortschritten eine Speicherung im ausgewählten Slot durchführt. Am Ende gibt das Spiel einem aber damit aber auch den Anreiz, nochmal von vorne zu beginnen, um dann andere Entscheidungen zu treffen.
Das Spiel bringt einen liebevoll gestalten Soundtrack mit, der auch im Steam-Store heruntergeladen werden kann. Die Musik variiert von elektronischen bis zu orchestralen Klängen die sich stehts gut in die passende Szene einfügen. Leider liefert das Spiel nur eine Sprachausgabe für die Erzählerstimme von Neil. Diese wird von Thomas Vogt gesprochen der u. a. auch die Synchronstimme für Clive Owen oder Laurence Fishburne spricht. Dialoge zwischen den Charakteren müssen selbst gelesen werden.
Für jeden der Abenteuer- oder Kriminalgeschichten mag und auf echte menschliche Abgründe steht, sollte zugreifen. Lacuna liefert mit einer Spielzeit von 4-6 Stunden ein spannendes und fesselndes Spieleerlebnis. Umrahmt wird das Ganze von einer tollen 2D-Grafik und einer knackigen und passenden Soundkulisse. Aufgefallen ist mir, dass der Spielablauf fast immer gleich abläuft: Zeugen befragen, Hinweise sammeln und das Puzzle final zusammensetzen. Erfahrende Spieler können den Twist und bestimmte Situationen auf Basis der Fall-Akten allerdings schnell vorausahnen. Dies nimmt den „endgültigen“ Entscheidungen ein wenig ihre Schärfe. Wenn man darüber hinwegsieht, dann ist Lacuna ein großartiges Spiel, das man auch ein zweites oder drittes Mal durchspielen kann. Eine wirkliche Perle am Spielehimmel!