Vengeful Guardian: Moonrider – Review
15. Februar 2023
Dead Space – Review
22. Februar 2023
Vengeful Guardian: Moonrider – Review
15. Februar 2023
Dead Space – Review
22. Februar 2023

Die Wonderboy Anniversary Collection von Bliss Brain und Inin Games ist eine etwas komplizierte Angelegenheit – im Laufe des Textes werdet ihr verstehen, was ich damit meine. Nur so viel vorab: Wer am Ende alle Wonderboy-Teile sicher voneinander unterscheiden und mit den richtigen Versionsnummern benennen kann, hat sehr gut aufgepasst.

Teil 1: Wonderboy / 1986

1986 erschien Wonderboy von Westone Bit für den Automaten, ein für die damalige Zeit recht klassisches Arcade-Spiel. Euer Charakter, der Steinzeitjunge Tom Tom, hat das Standardproblem des 80er Jahre Arcade Gaming: Seine Freundin wurde von Bösewicht XY entführt und Tom Toms Mission ist es, sie zu retten. Und so düst er von links nach rechts, findet mal hier, mal da ein Ei, in welchem auch schon mal ein Skateboard oder eine Axt enthalten ist. Als kleine Besonderheit muss sich Tom Tom außerdem um sein Blutzuckerproblem kümmern: verleibt er sich nicht alle paar Sekunden eine der herumhängenden Früchte ein, geht seine Energie schnell zur Neige.

Die das Szenario begleitende Musik oder besser gesagt, den einen Track, der das ganze Spiel hindurch in Dauerschleife läuft, empfand ich als nervtötend und das Spiel insgesamt als sehr repetitiv. Die simple Spielmechanik befindet sich analog zum Setting des Games quasi noch in der Steinzeit. Insgesamt ist Wonderboy 1 heute nur noch ein Museumsstück und das ist auch in Ordnung, denn die Serie sollte danach noch eine erstaunliche Weiterentwicklung durchmachen.

Wonder Boy (Arcade)

Teil 2: Wonderboy in Monster Land / 1987

Wie schon beim Erstlingwerk lieferte SEGA beim Sequel die Konsolenumsetzung und Westone die Arcade-Version. Laut der Master-System-Anleitung ist Tom Tom erwachsen geworden und seine Aufgabe ist es, den Mecha-Drachen zu plätten. Das höhere Lebensalter merkt man Tom Tom nicht an, das Gameplay hat im Gegensatz zu ihm aber ordentlich dazu gelernt.

Wir befinden uns jetzt in einem Action Adventure mit verschiedenen Shops, in denen ihr Ausrüstung kaufen könnt und einem breiteren und vertikaleren Level Design, welches zum Erkunden einlädt. Euer Weg durch die Schlösser ist gepflastert mit lustigen knubbeligen Gegnern, die euch nach dem Ableben Münzen spendieren, welche ihr dann in Items eintauschen könnt. Die Diabetes hat Tom Tom wohl überwunden, doch ein Zeitlimit in Form einer Sanduhr nagt trotzdem an euch – ist ja schließlich ein Arcade Game.

Im Gegensatz zum ersten Teil finde ich Monster Land auch heute noch gut spielbar. Das Konzept hat sich erweitert und das Spiel zeigt sich insgesamt vielfältiger. Die Master-System-Version ist nicht so hübsch wie die Arcade-Version und etwas einfacher. Es gibt keinerlei Continues, die Collection lässt euch aber Save States anlegen.

Wonderboy in Monster Land (Arcade)

Teil 3: Wonderboy 3 in Monster Lair / 1988

In diesem zunächst Arcade-exklusiven Game habt ihr es mit einem Platformer bzw. Shmup zu tun. Der uns bekannte Wonderboy Tom Tom wurde offensichtlich gefeuert. Das Game lässt uns stattdessen zu Beginn einen Prinz (oder eine Prinzessin) linear von links nach rechts steuern, um im späteren Verlauf zum Cute‘em up im Stil von Cotton zu mutieren. Das ganze Design ist Candyshop-bunt und lustig, irgendwie nett, aber auch kein Überhammer. Ein Jahr später gab es zu dem Titel noch eine PC-Engine-Umsetzung und 1990 eine Mega-Drive-Version, die auf der Collection ebenfalls zu finden ist.

Wonder Boy in Monster Lair

Teil 3, die Zweite – bzw. eigentlich Teil 4: Wonderboy 3 The Dragons Trap / 1989

Moment, hatten wir nicht gerade schon einen dritten Teil?! Ja, einerseits schon, aber andererseits … auch wieder nicht. In Japan hieß dieser Titel Monster World 2 und war diesmal konsolenexklusiv. The Dragons Trap macht wiederum ein paar Dinge anders und beginnt mit eurem Sieg über den Mecha-Drachen in Teil 2. Doch die Freude über den Triumph hält nur kurz, denn Wonderboy hat sich etwas eingefangen und verwandelt sich kurz nach dem Sieg in eine kleine grüne Echse mit Miniflamme. Ha! Der Drache hat euch reingelegt.

Das Gameplay ist, wie wir es heute nennen, ein waschechtes Metroidvania in 8 Bit. Ihr startet in Drachenform und kämpft euch nacheinander durch die miteinander verbundenen Level, um mit jeder Transformation vorher unüberwindbare Stellen zu meistern. Als Maus könnt ihr auf den Mouse Blocks Wände hochlaufen, in Fischform ist Wasser plötzlich kein Thema mehr. In Löwenform seid ihr in der Lage, Gegner über und unter euch zu attackieren und als Vogel geht‘s ab in die Lüfte.

Das alles macht richtig Spaß und deshalb gibt es bei diesem Teil auch nichts zu meckern. Anmerken lässt sich lediglich, dass im Jahr 2017 ein Remake mit wunderschön handgezeichneter Grafik von Lizardcube erschienen ist, welches ganz klar die 8-Bit-Version schlägt. Aber trotzdem sind beide Versionen eine Empfehlung wert. Auf der Collection ist zusätzlich die Game-Gear-Version enthalten, typisch für ein Handheld ist hier das Bild herangezoomt, was meiner Meinung nach auf dem TV etwas zu grob wirkt.

Wonder Boy : The Dragons Trap

Teil 5: Wonderboy 5: Monster World 3 / 1991

Na, kommt  ihr noch mit? Das fünfte Spiel in der Serie ist gleichzeitig der dritte Monster-World-Teil. Neuer Held, neues Gameplay. Shion heißt der neue Charakter und könnte auch ein Tom Tom mit blauen Haaren sein.

Das fünfte Wonderboy ist seinen Arcade-Wurzeln entwachsen und zum Action Adventure geworden. Es wird mehr gequatscht, es gibt mehr Items und eine sehr schöne Optik. Auf mich wirkt das Game wie ein Reboot von Monsterland, nur ohne den Arcade-Zeitdruck. Besser als Dragons Trap also? Für mich persönlich nicht. Ich finde die Steuerung etwas hakelig und die Hitboxen in der Master-System-Version zu ungenau. Die Mega-Drive-Version ist schön anzusehen, aber auch hier stockt für mich das Gameplay durch zu viel Redseligkeit der NPCs und eine fummelige Steuerung. Aber vielleicht seid ihr ja geduldiger als ich und groovet euch rein. Auf der Collection sind Mega-Drive- und Master-System-Versionen vorhanden.

Wonder Boy 5: Monster World 3

Teil 6: Monster World 4 / 1994

In Monster World 4 gibt es keinen Boy mehr, stattdessen lernen wir Asha kennen, die auch eine Cousine von Shantae sein könnte. An diesem Teil sieht man, was das Mega Drive drauf hat, denn der inzwischen sechste Teil sieht noch einmal besser aus und spielt sich, wie ich finde, auch flotter und knackiger.

Zu Beginn wird Asha von einer geheimnisvollen Stimme aufgefordert, selbige zu retten. So bricht Asha auf und ein buntes Abenteuer im orientalischen Setting  beginnt. Begleitet wird sie dabei von Pepelogoo, einem kleinen Monster, welches ihr hilft, den einen oder anderen Abgrund zu überwinden oder sie zur Not auch mal wiederbelebt. Im Gegensatz zu den Vorgängern könnt ihr jetzt auch nach oben und unten schlagen, was die Kämpfe um einiges dynamischer macht.

Monster World 4 ist für mich eine klare Empfehlung! Es gibt zwar auch hier ein Remake, aber dessen Polygon-Optik kommt nicht an den Charme des Pixel-Originals ran.

Monster World 4

Die Anniversary Collection

Mit der Anniversary Collection erhaltet ihr alle klassischen Wonderboy-Titel in fast jeder Portierung. Die Menüs sind sehr minimalistisch, dafür gibt es einiges an Bonusmaterial von Scans der Anleitungen, über Artworks, bis hin zu einer kompletten Ansicht der Maps der jeweiligen Spiele, was mir gut gefallen hat, da ihr so erkennen könnt, wie der Aufbau der Levels gestaltet worden ist. Eine Vor- und Rückspulfunktion wird ebenfalls geboten, die ich persönlich gerade bei Wonderboy 5 gerne genutzt habe. Dank der Save States sind auch die Arcade Games in der Sammlung kein Thema mehr.

Aber kommen wir zum Knackpunkt: ich hätte mir mehr Liebe beim Design der Collection gewünscht, z. B. durch animierte Menüs, mehr Infos zu den einzelnen Spielen sowie eine Cheat Option, um einfach mal durch die Level springen zu können. Für 50 Euro bekommt ihr zwar eine Menge Wonderboy und -girl, aber es ist größtenteils doch ein Museum ohne große Gimmicks. Zugegebenermaßen bin ich, was Collections angeht, von M2 verwöhnt und denke deshalb, da wäre noch was mehr drin gewesen!

Extras

Neben der umfassenden Anniversary Collection gibt es auch noch eine Wonderboy Collection, welche nur Wonderboy, Wonderboy in Monster Land, Wonderboy in Monster World und Monster World 4 enthält. Diese ist für 30 Euro erhältlich. Getestet habe ich das Ganze auf der Nintendo Switch und hatte technisch keine Probleme. Die Collection ist auch für die PS4/PS5 erhaltlich. Fazit: Für Wonderboy-Fans und Nostalgiker. / Der Downloadcode wurde uns freundlicherweise bereitgestellt.

Dan
Dan
Ich kenne sämtliche Charaktere aller King of Fighters-Teile und ich kann bis heute die Komplettlösung von Monkey Island aus dem Gedächtnis abrufen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert