Final Fantasy VII Remake Intergrade – Review
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7. September 2021Chernobylite – Ein schrecklich anstrengendes Spiel
Einer der größten katastrophalen Unfälle der modernen Menschheitsgeschichte war die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl. Was am 26.04.1986 im Reaktorblock 4 passierte ist inzwischen Stoff von Filmen, Serien und auch Videospielen wie beispielweise dem sehr erfolgreichen Spiel S.T.A.L.K.E.R.. Was uns Menschen an diesem unglaublich schrecklichen Ereignis auch 35 Jahre später noch fesselt, kann man nur mit der Ohnmacht vor der Gewalt der Elemente und deren Folgen für Menschen, Tiere und der Pflanzenwelt erklären. Genau in diese Welt taucht der Spieler in Chernobylite vom Entwicklerstudio The Farm 51 ein. Wir übernehmen die Rolle von Igor einem Physiker der früher einmal in Tschernobyl gearbeitet hat. Er kommt nun 30 Jahre später wieder zurück, um seine Verlobte zu suchen die seit der Nuklearkatastrophe im Reaktor 4 verschwunden ist. Allerdings ist das kein Spaziergang für Igor, denn das Kraftwerk und die Umgebung werden durch Söldner des KGB geschützt. Dabei nutzt Igor den Rohstoff Chernobylite um mit seiner selbstgebauten Waffe Wurmlöcher zu erzeugen.
Wer glaubt er bekommt mit Chernobylite einen soliden First Person Shooter mit schlauchartigen Leveln und viel Action, den muss ich leider enttäuschen, den Chernobylite ist ein Science-Fiction Survival-Spiel mit Ressourcen-Management, Basen-Bau und Rollenspielelementen.
Ein kleiner Hinweis vorweg, ich habe das erfolgreichste Spiel, dass ebenfalls rund um das Kernkraftwerk Tschernobyl spielt, nämlich das 2007 erschienene S.T.A.L.K.E.R. nie gespielt. Somit kann ich in diesem diesem Review keine Vergleiche oder mögliche Anlehnungen einfließen lassen. Beginnen wir mit dem, was einem direkt ins Auge sticht und das ist die Grafik und die Stimmung des Spiels. Auf Basis der Unreal-Engine überzeugt Chernobylite mit einer großartigen Darstellung der trostlosen Stimmung und der gespenstische Leere der Umgebung von Tschernobyl. Hierfür wurden von den Entwicklern vor Ort Fotos und Videos (3D-Scans) der Gebäude und des Geländes aufgenommen und auf Basis dieser Aufnahmen die hochauflösenden Grafiken erstellt. Darüber hinaus gilt es festzuhalten, dass wir in Chernobylite keine Open World betreten, die wir frei erkunden können. Es handelt sich viel mehr und viele SandboxAreale, von denen es insgesamt fünf Stück zu erkunden gilt. In diesen Arealen können wir uns frei bewegen und gekennzeichnete Orte aufsuchen. Wenn man es genau nimmt. Es ist also nur eine Open World-Lite wenn man so möchte.
Schauen wir uns als erstes Mal die Story an, diese erzählt das Spiel nicht linear. Der Spieler absolviert Missionen in den erwähnten Arealen und sammelt Hinweise, mit Hilfe derer man dann weitere Story-Missionen vorantreibt. Doof nur, dass man im Laufe der Missionen immer wieder die gleichen Areale besucht – stellt euch also vor, ihr wärt in einem großen Einkaufszentrum, dürft aber immer nur in die fünf gleichen Läden – seht aber, dass es da noch viel mehr zu entdecken gibt. Diese anderen Läden sind aber hinter dem Stacheldrahtzaun und unerreichbar für euch. Um die Größe der jeweiligen Areale weiter zu detaillieren: Läuft man quer über die Karte dauert dies höchstens 3-5 Minuten. Was also bedeutet, dass die Karte maximal 500m in jede Richtung groß ist. Danach erreicht ihr dann wieder den bereits erwähnten Stacheldrahtzaun oder eben ein anderes radioaktives Gebiet.
Die Mission variieren dabei nur marginal. Einmal geht es darum Informationen finden, Verbündete zu befreien, feindliche Stellungen zu sabotieren oder eine Zielperson auszuschalten. Klingt auf den ersten Blick abwechslungsreich – auf den zweiten Blick wird die schöne Prinzessin zu einem hässlichen Entlein. Denn die Mission laufen immer nach dem gleichen Schema ab:
- Mission annehmen
- Einen Weg um die Gegner und radioaktive Bereich finden
- Missionsziel erfüllen – mit zwei bis drei Schreckeffekten
- Dann gehts über das Portal (ich hatte die Wurmlochpistole erwähnt) zurück in die Basis
- In der Basis warten die Verbündeten auf ihren Proviant
Ach, habe ich eben eine Basis und Verbündete gesagt? Damit euch nach den Missionen nicht langweilig wird gilt es eure Basen auszubauen und die auf den Missionen rekrutierten Mitglieder deines Teams zu verwalten. Das beinhaltet die Herstellung und Verbesserung der Waffen und Rüstungen, sowie die Bereitstellung von Nahrung. Schlafmöglichkeiten und Unterhaltung – Netflix auf einem großen Fernseher sollte da schon mindestens drin sein und weitere technischen Spielereien, die man im Bereich rund um Tschernobyl so braucht. Die notwendigen Ressourcen finden wir in den Gebäuden und in der Flora der Sandbox-Areale. Damit die Suche nicht zu einer zu großen Last wird, spendiert uns das Spiel eine Art Detektor mit denen die Ressourcen angezeigt werden. Da dieser Detektor sehr einem Tricoder aus dem Star-Trek Universum ähnelt – habe ich mich oft wie auf einer Außenmission der Enterprise gefühlt. Zurück zu den Verbündeten – diese können wir auf Nebenmissionen entsenden – damit diese beispielweise Lebensmittelabwürfe einsammeln und zum Gemeinwohl etwas beitragen. Die Haupt- und Quest-Missionen müssen wir dann aber selbst bewältigen. Wäre ja sonst auch irgendwie doof? Damit einem da aber auch nicht langweilig wird auf den Missionen, trifft man ab und zu auf Händler und andere NPCs. Mit den Händlern können wir dann einfache Tauschgeschäfte durchführen bspw. Tausche Pistolenkugel gegen Gasmaske oder sich auch mit dem NPC unterhalten und einige Informationen aufschnappen. Die bereits erwähnten Verbündeten wollen allerdings auch gut behandelt werden. Je nachdem wie viel Nahrung oder Heilung diese bekommen umso stabiler ist ihr Allgemeinzustand. Auch Entscheidungen, die man selbst während Missionen trifft, haben Einfluss darauf, ob eure Verbündeten eure Wahl gut finden oder nicht. Die einzelnen Charaktere unterscheiden sich da. Letztlich sind die Verbündeten aber zwingend notwendig, um im Endgame die letzten Story-Missionen durchführen zu können. Ein wenig wie bei Iron Man, denn ohne Hawk Eye wäre das alles nicht so einfach gewesen gegen Thanos.
Eine wiederum gelungene Spielmechanik ist, dass je mehr Soldaten man in den Arealen ausschaltet, desto höher wird die Militärpräsenz in der Folgezeit. Auch setzen die Söldner Helikopter ein – ein Rambo kommt in diesem Spiel also nur bedingt weit, denn je mehr ihr im Nahkampf mit dem Messer meuchelt, desto mehr schlägt dies auf die Psyche und Igor bekommt Visionen und gleitet aus der Realität.
Was mich aber wirklich immer wieder aus der Spielwelt gerissen hat, war die KI der Gegner. Diese schwankt von einem Chuck Norris-artigen Allwissen, sodass ein Überleben nur schwer möglich ist, bis zum strohdummen Verhalten, als ob einem Homer Simpson selbst gegenüberstehen würde. Die Kämpfe selbst wirken ungelenk und die Schussanimatoren wirken mehr als unrund. Ein Trefferfeedback ist bei keiner der angebotenen Waffen vorhanden. Was ich gerade bei einem Spiel, bei dem man 80% der Zeit mit einer Waffe herumrennt, ziemlich erschreckend finde.
Damit aber noch nicht genug – die Entwickler spendieren uns zusätzlich noch eine Art Level-System mit Fähigkeitspunkten, um uns besser für den Kampf mit den Söldnern vorzubereiten. Im Laufe der Handlung verdient man sich diese Punkt und kann diese bei seinen Gefährten ausgeben. Diese trainieren einen dann unter anderem in den Bereichen Schleichen oder Kämpfen. Das klingt nach einen Rollenspielsystem, ist aber sehr simple gestaltet. Kann man gut oder schlecht finden. Es kommt mir so vor, als ob die Entwickler*innen vor dem Start der Entwicklung alles in das Spiel einbauen wollten. Für meinen Geschmack wurde zu viel in verschiedenen Töpfen gerührt und am Ende funktioniert, zumindest für mich, nichts so wirklich richtig oder fühlt sich gut an. Um dem Fazit vorzugreifen, für mich war das Spiel und dieses Review harte Arbeit, denn es hat mich an vielen Stellen unter anderem aufgrund der eingesetzten Spielmechanik und der Erzählweise unheimlich genervt.
Zu guter Letzt will ich noch auf die Horrorelemente des Spiels eingehen. Wie bereits zu Beginn des Reviews erwähnt wartet das Spiel an vielen Stellen Schreckeffekten auf euch – durch schnell auftauchende Bilder, allgemeiner Vertonung, durch lachende Kinderstimmen oder Puppen deren Augen anfangen zu leuchten. Nach einer Weile stellt man sich dann aber auf diese Effekte ein und selbst unser großer Hosenscheißer Marco könnte das Spiel in einem dunklen Raum mit Kopfhörern spielen, ohne sich zu erschrecken.
Die Lokalisierung des Spiels ist gut gelungen, allerdings nimmt die englische Sprachausgabe ein wenig den Schrecken. Ich kann nur empfehlen das Spiel auf russisch mit englischen Untertiteln zu spielen!
Wo soll ich anfangen? Grafisch kann das Spiel überzeugen und leistet sich keinerlei Fehlertritte! Mit einer starken Hardware bekommt man fast schon eine fotorealistische Grafik der Spieleumgebung geboten! Die Story des Spiels hat mich persönlich genau 15 min gefesselt, bis ich auf die harte Realität des eigentlichen Spiels gestoßen wurde. Sammeln, Craften und Verbündete bespaßen, um in immer den gleichen Gebieten die Story voranzutreiben. Es kommt mir so vor, als ob die Entwickler die Spielzeit künstlich in die Länge ziehen wollten, um ein vollwertiges Spiel daraus zu machen – je nachdem wie fleißig man ist, kann man das Spiel in 12 – 20 Stunden hinter sich bringen. Es gibt da draußen bestimmt Spieler, die Spaß am Sammeln und Craften haben, nicht umsonst ist Minecraft ein so erfolgreiches Spiel. Ich hätte mir von den Entwicklern eine kreativere Lösung gewünscht. Auch wenn zum Ende des Spiels nochmal ein richtiger Twist auf den Spieler wartet, hat man das alles schonmal in anderen Spielen besser gesehen. Für mich war Cheronbylite leider nichts. / Ich bedanke mich für die Bereitstellung des Keys.